Private Krankenversicherung:Allianz bucht manche Versicherungsbeiträge doppelt ab

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Das Logo der Allianz in Unterföhring bei München (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Auch auf Rückzahlungen müssen die verärgerten Kunden teils lange warten. Schuld sollen IT-Probleme sein - die noch bis ins nächste Jahr anhalten könnten.

Von Herbert Fromme, Köln

Der Münchener Matthias M. staunt nicht schlecht, als er am Freitag seinen Kontostand online kontrolliert. Die Allianz Private Krankenversicherung (APKV) hat den Beitrag von 530 Euro zweimal abgebucht - einmal unter seiner alten Vertragsnummer, einmal unter einer neuen, die ihm im Zuge der IT-Umstellung kürzlich mitgeteilt wurde.

Matthias M. - das ist nicht sein tatsächlicher Name - ist ohnehin im Moment nicht besonders glücklich mit der APKV. Denn sie hat gerade die Preise kräftig erhöht. Er muss künftig 630 Euro im Monat zahlen, knapp 19 Prozent mehr.

Einem Versicherten schuldete die Allianz 22 000 Euro

Die Allianz bestätigt, dass es solche Vorgänge gibt, geht aber von einer kleinen Zahl aus. "Es könnte ein Vertrag sein, der früher als Gruppenvertrag geführt wurde", sagt ein Sprecher. Diese 200 Kunden hätten bislang am Monatsende gezahlt und müssten künftig wie alle anderen im Voraus zahlen, daher die doppelte Buchung. Der Kunde hat diese Erklärung jedenfalls nicht erhalten.

Die Umstellung von der bisherigen Software K2 zum hausinternen Standardsystem ABS wird immer mehr zum Fiasko für die APKV. Die Kritik reißt nicht ab. Einem Versicherten schuldete das Unternehmen seit Anfang Oktober 22 000 Euro, die Zahlung erfolgte erst Ende November. Es gibt wenige positive Meldungen: Am 28. November habe er Belege per App eingereicht, am 30. November habe die Allianz die Zahlung veranlasst, berichtet ein Kunde. "Es geht also auch anders."

Aber das ist eher die Ausnahme. Viele Kunden sind sauer und lassen das die Versicherungsvertreter wissen. Vorstandschefin Birgit König hat deshalb an die Vertreter geschrieben und um Verständnis gebeten. Es handele sich um die größte Umstellung in der Geschichte der APKV, und es werde noch bis Ende des Jahres Probleme geben.

"Natürlich gibt es auch im kommenden Jahr noch Schwierigkeiten", erwartet dagegen ein Experte für Versicherung und IT. Er glaubt, dass die Probleme nicht nur mit der Umstellung zusammenhängen, sondern eventuell mit der ABS-Software. "Versicherer sind nicht einfach gute Software-Firmen, auch wenn sie sehr groß sind", sagt er. Möglicherweise sei es richtig, statt hauseigener Entwicklungen Standard-Programme einzusetzen.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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