Nach Frachterbrand:Fährreedereien: Kaum Gefahr durch E-Autos auf ihren Schiffen

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Der Frachter „Fremantle Highway“ brennt in der Nordsee oberhalb von Ameland. (Foto: Jan Spoelstra/ANP/dpa)

Vor einer Woche geriet der Autofrachter „Fremantle Highway“ vor der niederländischen Küste in Brand. Ein E-Auto soll das Feuer ausgelöst haben. Ein Gefahrenszenario auch für Fähren? Norddeutsche Reedereien sehen sich gut vorbereitet.

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Emden/Kiel/Sassnitz (dpa/lni) - Nach dem möglicherweise durch ein Elektroauto ausgelösten Feuer auf dem Frachtschiff „Fremantle Highway“ sehen Fährreedereien in Norddeutschland keinen dringenden Handlungsbedarf bei den Sicherheitsvorkehrungen auf ihren Schiffen. Die Brandgefahr von E-Autos sei nicht größer als die von Verbrennern, sagte ein Sprecher der Reederei Stena Line, die unter anderem die Verbindung Kiel-Göteborg betreibt. Da sich die Brandszenarien von E-Autos und anderen Autos allerdings unterschieden, würden entsprechende Szenarien regelmäßig trainiert, damit jeder wisse, was im Brandfall zu tun sei, sagte der Sprecher.

Auch die Reederei Norden-Frisia sieht anlässlich des Frachterbrandes vor der niederländischen Küste keinen Änderungsbedarf. Die Reederei in Ostfriesland bringt mit ihren Fähren täglich hunderte Urlauber, aber auch Handwerker und Insulaner samt ihren Fahrzeugen von und zur Insel Norderney. „Wir haben uns nach Abwägung verschiedener Faktoren dazu entschieden, E-Autos weiterhin zu befördern“, teilte eine Reederei-Sprecherin mit. Dafür spreche, dass die Schiffe im Notfall in kurzer Zeit einen Hafen erreichen könnten.

An Bord der Fähren gibt es laut der Reederei fest eingebaute Feuerbekämpfungssysteme, dazu zählen Sprinkler und Feuerlöschpumpen. Außerdem gebe es speziell angepasste „Löschteller“, die zum Kühlen eines Brandherdes unter ein Fahrzeug geschoben werden könnten.

Auch auf den Autofähren von und zur ostfriesischen Insel Borkum werden E-Fahrzeuge weiterhin transportiert. Die Fähren seien mit modernen, effizienten Sprinkler-Anlagen ausgestattet, die das gesamte Autodeck im Brandfall mit einem Wassernebel besprühen würden, teilte eine Sprecherin der Reederei AG Ems in Emden mit. Über Neuerungen bei der Lösch- und Sicherheitstechnik informiere sich das Unternehmen laufend. Erst im vergangenen Jahr sei Zusatzequipment für alle Autofähren beschafft worden, darunter extra große Löschdecken. Außerdem wurden den Angaben zufolge Löschmonitore, spezielle Schaummittel für Auto-Brände und Wärmebildkameras beschafft. Pro Fähre seien so rund 10 000 Euro investiert worden.

Die Reederei TT-Line mit Sitz in Lübeck-Travemünde hält die Gefahr durch Brände von Elektrofahrzeugen auf den Autodecks für gering. Nach aktueller Studien- und Forschungslage sei die Wahrscheinlichkeit eines Brandes eines Elektroautos gleich oder sogar geringer als die eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor, sagte eine Sprecherin.

Das Entscheidende bei einem Brand sei weniger die Frage nach der Antriebsart des brennenden Fahrzeugs, sondern dass der Brand möglichst früh erkannt wird, sagte Moritz Bruns von der Reederei FRS Baltic, die zwischen Sassnitz auf der Ostseeinsel Rügen und dem schwedischen Hafen Trelleborg verkehrt. „Unabhängig von der Frage nach der Antriebsart investieren wir in neue Sicherheitssysteme“, sagte Bruns.

© dpa-infocom, dpa:230802-99-656965/3

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