Medien:Modernes Märchen - Deutscher mit lettischem ESC-Ticket

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Riga (dpa) - Mit einem Abschiedslied über die Ablösung der lettischen Währung durch den Euro ist Jöran Steinhauer in Lettland berühmt geworden. Nun tritt der aus Bochum stammende Sänger mit seiner Band "Aarzemnieki" ("Ausländer") und der Indie-Folk-Nummer "Cake to bake" für das baltische Land beim Eurovision Song Contest (ESC) an.

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Riga (dpa) - Mit einem Abschiedslied über die Ablösung der lettischen Währung durch den Euro ist Jöran Steinhauer in Lettland berühmt geworden. Nun tritt der aus Bochum stammende Sänger mit seiner Band „Aarzemnieki“ (Ausländer) und der Indie-Folk-Nummer „Cake to bake“ für das baltische Land beim Eurovision Song Contest (ESC) an.

„Das Ganze ist ein modernes Märchen“, schwärmt der 27-jährige Wahl-Lette. Mit dem symbolisch gemeinten Song will Steinhauer den europäischen Gedanken der Völkerverständigung befördern und sich für die Endrunde am 10. Mai qualifizieren, wie er im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa verrät.

Frage: Was bedeutet es für Dich beim ESC für Lettland anzutreten?

Antwort: Das Ganze ist ein modernes Märchen. Ich habe Lettland vor 14 Jahren entdeckt, als Brainstorm mit „My Star“ am ESC teilnahmen. Dadurch bin ich das erste Mal überhaupt auf die Sprache und Musik des Landes aufmerksam geworden. Ich war so begeistert von dem Song und der Band, dass ich gleich mehrere CDs gekauft habe. Und nun stehe ich selbst für Lettland auf der Bühne - das ist unglaublich toll.

Frage: Woher rührt diese besondere Beziehung?

Antwort: Ich hatte in Lettland meine erste Liebe und meine erste eigene Wohnung. 2005 war ich als Austauschschüler in Lettland, habe damals eben meine erste Freundin kennengelernt und nach meinem Abitur dort Zivildienst gemacht. Danach bin ich nach Deutschland zurück, war aber jedes Jahr für ein paar Tage zu Besuch in Lettland. Letztes Jahr habe ich dann angefangen lettische Lieder zu schreiben, in denen ich meine Gedanken über die Kultur und Mentalität der Letten zum Ausdruck bringe. Eines davon war „Paldies Latinam“ (Danke kleiner Lats), das Abschiedslied für die lettische Währung. Das ist über Nacht ein landesweiter Youtube-Hit geworden. Seitdem lebe ich wieder in Riga.

Frage: Euer Song heißt „Cake to bake“. Worum geht es darin?

Antwort: Im Prinzip handelt es von jemandem, der alles Mögliche kann, aber daran scheitert, einen Kuchen zu backen. Das ist ein Phänomen, das häufig bei Männern auftritt, die ja immer alles selbst machen wollen. Aber was sie oft nicht können, ist um Hilfe fragen. Dies ist auch ein gesellschaftliches Problem. Unsere Botschaft am Beispiel des Kuchenbackens lautet: Probier Dich aus - aber wenn Du etwas nicht kannst, ist das gar nicht schlimm.

Frage: Wie schätzt Du Eure Chancen im Halbfinale im Kopenhagen ein?

Antwort: Unser Ziel ist es, einen guten Auftritt hinlegen, der den Leuten Spaß macht und mit dem wir am Ende zufrieden sein können. Wir werden die Sache motiviert und mit Freude und Leichtigkeit angehen. Aber natürlich wollen wir auch gut im Contest sein. Lettland hat sich fünf Jahre hintereinander nicht für die Endrunde qualifiziert. Wenn uns dies jetzt gelingen würde, wäre das schon der totale Wahnsinn.

Frage: Was macht für Dich den Charme des ESC aus?

Antwort: Der ESC an sich ist eine ganz tolle Geschichte, auch wenn er eine immer kommerzialisiertere Entwicklung durchläuft. Erstmal ist das Publikum super, speziell vor Ort - wohlwollende Leute, die sich wahnsinnig mit dem Contest identifizieren. Was ich aber noch wichtig finde ist der Aspekt des Brückenbauens. Der ESC dient in seiner Grundidee dem europäischen Gedanken der Völkerverständigung. So kann ich nun ganz vielen Menschen, die nicht wissen was oder wo Lettland ist, mit unserem Lied zumindest ein paar lettische Wörter beibringe - „Cep, cep kuku“ heißt nichts anderes als „Backe, backe Kuchen“.

ZUR PERSON: Jöran Steinhauer, geboren 1986 in Witten und aufgewachsen in Bochum, ist Lettlands Hoffnung für den Eurovision Song Contest 2014 in Kopenhagen. Mit seiner Band „Aarzemnieki“ (Ausländer) gewann der deutsche Sänger überraschend den Vorentscheid in dem baltischen Land. Er lebt derzeit in der lettischen Hauptstadt Riga.

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