Geldpolitik:Federal Reserve lässt Leitzins unverändert

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Jerome Powell ist Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). (Foto: Susan Walsh/AP)

Die Inflation in den USA ist immer noch zu hoch. Eine Leitzinssenkung scheint vorerst vom Tisch.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die amerikanische Notenbank Federal Reserve hat beschlossen, den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent konstant zu halten. "In den vergangenen Monaten gab es keinen Fortschritt, die Inflation auf das Ziel von zwei Prozent zu senken", teilte die Notenbank am Mittwochabend mit. Der Beschluss ist erwartet worden. Notenbankchef Jerome Powell sagte bereits nach der letzten Zinsentscheidung im März, dass die Inflation noch nicht besiegt sei. Eine Lockerung der Geldpolitik müsse daher warten.

Manche Beobachter rechnen nun erst im November mit einer Zinssenkung, andere schließen selbst eine Leitzinserhöhung nicht mehr aus. Dabei steckt der Gewerbeimmobilienmarkt aufgrund der hohen Zinsen in einer Krise, mit Auswirkungen bis nach Europa.

Die US-Währungshüter möchten mit einer straffen geldpolitischen Linie den Preisauftrieb dämpfen, indem sie die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt abkühlen. Das ist anfangs gelungen, die Inflationsrate fiel von neun Prozent auf unter drei Prozent. Doch inzwischen geht es wieder aufwärts. Die Inflation stieg im März auf 3,5 Prozent, nach 2,8 Prozent im Februar. Immer noch werden Preissteigerungen im einen Wirtschaftssektor in den nächsten weitergereicht, was den Inflationsdruck aufrechterhält.

Dazu kommt, dass die Verbrauchernachfrage stark ist, steigende Aktienkurse liefern Menschen das nötige Geld. Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,9 Prozent auf einem niedrigen Niveau, und im ersten Quartal 2024 wuchs die amerikanische Wirtschaft 1,6 Prozent - und das trotz der höchsten Leitzinsen seit über 20 Jahren.

Auch in der Euro-Zone liegt die Inflation über dem angestrebten Ziel

Die Lage in Europa ist ähnlich. Zwar wächst die Wirtschaft beileibe nicht so stark, dennoch bleibt auch in der Euro-Zone die Teuerungsrate über dem angestrebten Ziel von zwei Prozent. Die Verbraucherpreise in der Euro-Zone legten im April wie schon im März um 2,4 Prozent binnen Jahresfrist zu, teilte das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag mit.

Seit Dezember ist die Teuerung damit erstmals nicht weiter gesunken - das Inflationsziel der Notenbank beträgt exakt zwei Prozent. Es gilt als sicher, dass die Europäische Zentralbank im Juni den aktuell bei 4,5 Prozent notierenden Leitzins erstmals wieder absenken wird. Doch ob es danach weiter geht mit der Lockerung der Geldpolitik, ist inzwischen sehr unsicher.

Bislang waren die Finanzmärkte davon ausgegangen, dass die Währungshüter in der Euro-Zone und den USA zeitgleich agieren würden. "Es ist jetzt fast sicher, dass die EZB im Juni mit der Zinssenkung beginnt. Sollte sich die Zinsdifferenz zwischen Fed und EZB zu sehr vergrößern, dann könnte ein abwertender Euro die Inflation in Europa aber wieder anheizen", sagt ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann.

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