Hat der Sommer Energiespar-Potenzial? Auf den ersten Blick nicht: Für mehr als die Hälfte der Energiekosten ist laut Berechnungen der Internationalen Energie-Agentur in den OECD-Ländern die Heizung verantwortlich. Und die bleibt selbst in verregneten Sommern meistens ausgeschaltet. Doch der Stromzähler läuft weiter: Vor allem beim Stromverbrauch lässt sich im Sommer sparen - und es bleibt mehr Geld für die Urlaubskasse.
Tipp 1: Auf die Klimaanlage verzichten
Kühle Luft auf Knopfdruck - Klimageräte sind eine verlockende Angelegenheit. Je heißer der Sommer, umso besser verkaufen sie sich. Kompakte mobile Geräte kosten ab 200 Euro. Doch die Stromkosten liegen schnell höher als der Anschaffungspreis: Bis zu 90 Euro im Jahr kann die Kühlung kosten - das ist mehr als mancher Kühlschrank verbraucht, der an 365 Tagen im Jahr eingeschaltet bleibt. Wie viel Strom ein Klimagerät zieht, lässt sich am Energieeffizienz-Label erkennen; ein A sollte es mindestens sein. Bei sogenannten Monogeräten muss außerdem immer ein Fenster gekippt bleiben, um die warme Luft über einen Schlauch aus dem Zimmer zu leiten. Das bedeutet: Von draußen strömt ständig neue Warmluft nach, die Klimaanlage muss ununterbrochen arbeiten. Bei Splitgeräten, die aus einem Außen- und einem Innenmodul bestehen, ist das nicht erforderlich. Dafür ist die Installation aufwendiger und in einer Mietwohnung oft nicht erlaubt.
Wenn es vor allem um den kühlenden Luftzug geht, gibt es eine günstige Alternative: Ein Ventilator auf dem Schreibtisch sorgt bei Hitze für eine frische Brise, größere Standgeräte mischen kühlere und wärmere Luftschichten im Raum. Die Stromkosten bei einem 50-Watt-Standardgerät: 1,4 Cent pro Stunde.
Tipp 2: Hitze aussperren
Wer die Hitze gar nicht erst ins Haus lässt, muss überhaupt keine Energie aufwenden, um die Räume anschließend wieder herunterzukühlen. Also: Fenster zu während der Mittagshitze.
Außenrollos schützen besonders gut, weil sie Hitze noch vor der Fensterscheibe abfangen. Können Sie nicht montiert werden, weil die baulichen Gegebenheiten oder der Vermieter es nicht zulassen, sind Innenjalousien, die es auch mit speziellen Anti-Hitze-Beschichtungen gibt, immer noch besser als nichts. Sonnenschutzfolien, die auf die Scheibe geklebt werden, schirmen ebenfalls die Wärme ab, lassen allerdings auch weniger Licht ins Zimmer und können nicht wie ein Rollo nur bei Bedarf eingesetzt werden.
Tipp 3: Kühlschrank weg vom Fenster
Der Kühlschrank ist der Dauerläufer unter den Haushaltsgeräten. Abschalten ist nicht. 20 bis 50 Euro Stromkosten fallen je nach Größe im Jahr an; neuere Geräte sind deutlich sparsamer als alte Modelle. Der Sommer fordert den Kühlschrank zusätzlich: Bei jedem Öffnen schwallt warme Luft ins Innere, die das Kühlaggregat dann erst wieder auf Temperatur bringen muss. Deshalb gilt: Die Kühlschranktür möglichst selten und nur kurz öffnen. Je kälter das Gerät steht - also nicht am sonnigen Fenster oder neben dem Herd, sondern in einer schattigen Küchenecke - umso weniger muss es leisten. Jedes Grad weniger Außentemperatur bedeutet nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) rund sechs Prozent weniger Stromverbrauch. Als Klimaanlage ist der Kühlschrank ungeeignet, so verlockend die Vorstellung auch ist, die kühle Luft ins Zimmer zu lassen. Denn ein Kühlschrank hat zwei Seiten: Auf seiner Rückseite gibt er die Wärme wieder ab, die er seinem Innenraum entzogen hat. Je mehr das Kühlsystem leisten muss, um die eingestellte Temperatur im Inneren zu halten, umso mehr Wärme entsteht. Im Urlaub den Kühlschrank komplett abzuschalten, lohnt sich nur bei mehrwöchiger Abwesenheit. Damit sich kein Schimmel bildet, muss die Tür geöffnet bleiben - und der Kühlschrank natürlich leer sein.
Tipp 4: Wäsche draußen trocknen
Trockner sind praktisch, fressen aber viel Strom. Einmal Trocknen kostet rund 50 Cent und damit drei- bis viermal so viel wie vorher der Waschgang in der Waschmaschine. Trocknen an der frischen Luft kostet nichts - kaum eine Energiesparmaßnahme lässt sich mit so wenig Aufwand umsetzen.
Tipp 5: Dauerläufer abschalten
Laptop, Stereoanlage, Fernseher, Smartphone, Drucker, Scanner - Informations- und Unterhaltungselektronik ist mittlerweile für fast ein Viertel des Stromverbrauchs im Haushalt verantwortlich, wie die Energieagentur NRW ermittelte. Der Gerätepark im Dauerbetrieb schluckt nicht nur Strom: Laptop oder Spielekonsole produzieren auch Wärme und heizen die Wohnung zusätzlich auf. Der Energiespartipp ist einfach, aber wirkungsvoll: Einfach mal abschalten - und zwar richtig und nicht nur in den Standby-Modus - wenn man im Sommer ohnehin mehr Zeit draußen als vor dem Rechner verbringt.
Das gilt erst recht im Urlaub: Alle Geräte, die nicht tatsächlich laufen müssen, können vor der Abreise guten Gewissens vom Stromnetz getrennt werden. Das spart überraschend viel Geld: Rund ein Zehntel der Jahresstromrechnung geht nach Angaben der Initiative "co2online" auf Kosten der Standby-Funktion. Ob ein Gerät im ausgeschalteten Zustand noch Strom zieht, lässt sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen. Auf Nummer sicher geht, wer den Stecker zieht oder die Steckdosenleiste ausschaltet. Wie viel Strom einzelne Geräte tatsächlich verbrauchen, lässt sich übrigens mit einem Strommessgerät entlarven. Viele Verbraucherzentralen, Stromanbieter, Stadtwerke wie die SWM München oder Umweltverbände wie Greenpeace verleihen sie kostenlos.
Auch kleinere elektrisch betriebene Warmwasserboiler können im Urlaub einfach abgeschaltet werden. Sie stellen sonst jeden Tag warmes Wasser bereit, obwohl es gar nicht abgerufen wird. Bei größeren Wassertanks lohnt sich das erst bei einer längeren Reise, denn das Wiederaufheizen für die erste Dusche nach der Rückkehr kostet vergleichsweise viel Strom.
Tipp 6: Sonnenenergie nutzen
Zugegeben, das ist jetzt kein kurzfristig umsetzbarer Ratschlag, sondern eher eine Investition mit langfristigem Spareffekt. Solarthermische Anlagen können gerade im Sommer ihre Stärken ausspielen: Die kostenlose Energiequelle Sonne erhitzt das Wasser für Dusche und Badewanne. Oft lässt sich in den warmen Monaten damit der komplette Warmwasserbedarf decken. Für die Investition gibt es Geld vom Staat in Form von Zuschüssen und Krediten. Photovoltaik-Anlagen, die zweite Nutzungsvariante für Solarenergie, wandeln Sonnenenergie in Strom um. Er kann ins öffentliche Netz eingespeist werden, wegen sinkender Vergütungen lohnt sich aber vor allem die Stromproduktion für den Eigenbedarf. Überschüsse können in einem Akku gespeichert und später abgerufen werden.