Klimapolitik:Die Koalition vertraut auf Wunder, die es nicht gibt

Bis 2030 müssten die Preise für Benzin und Diesel massiv steigen, der Dienstwagenbonus und die Pendlerpauschale enden, so das Umweltbundesamt. (Foto: Lucas Bäuml/dpa)

Der Regierung fehlt die Kraft, echten Klimaschutz zu betreiben. Sie setzt auf Innovationen, doch das wird nicht reichen: Das Alte muss teurer werden, flankiert von sozialem Ausgleich.

Kommentar von Michael Bauchmüller

Klimaschutz ist für viele in der Koalition reine Kopfsache. Wenn sich die Ingenieure nur anstrengen, wenn erst alle Innovationskräfte entfesselt sind, dann wird das schon. Vor allem im Verkehr, dem größten Unfall deutscher Klimapolitik, wird dann die saubere Energie über die fossile siegen. Schön wär's.

Was es hieße, nicht allein auf technische Wunder zu warten, hat das Umweltbundesamt durchgerechnet. Die Ergebnisse bringen jeden Autofahrer unweigerlich ins Schwitzen. Bis 2030 müssten die Preise für Benzin und Diesel massiv steigen, der Dienstwagenbonus und die Pendlerpauschale müssten ebenso enden wie die Raserei auf der Autobahn. Spediteure müssten eine drastisch steigende Maut befürchten. Man ahnt, was Union und SPD so an der Ingenieurskunst schätzen.

Nur wird das eine nichts ohne das andere. Selbst das größte Wunderwerk muss sich gegen etablierte Technologie durchsetzen, und die ist meist billiger. Deshalb liegt das Umweltbundesamt richtig: Das Alte muss teurer werden, flankiert von sozialem Ausgleich. Das macht Alternativen, vom Elektroauto bis zur Fahrgemeinschaft, attraktiv; das wieder senkt die Lasten. Doch der Koalition, das belegt ihr "Klimapaket", fehlt dazu die Kraft. Sie vertraut auf Wunder, die ohne solche Anreize nie geschehen werden - und vertagt so das Problem.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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