Internet:Paradies für digitale Pioniere: Deutsche Gründer erkunden Tel Aviv

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Die deutschen Startup-Gründer Andreas Plies (rechts), Monique Hoell (Mitte) und Sebastian Kreusler (links) auf dem Innovationsfestival in Tel Aviv. (Foto: Sara Lemel)

Tel Aviv (dpa) - Drei deutsche Start-up-Gründer sind für fünf Tage tief in die lebendige High-Tech-Szene in Tel Aviv eingetaucht.

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Tel Aviv (dpa) - Drei deutsche Start-up-Gründer sind für fünf Tage tief in die lebendige High-Tech-Szene in Tel Aviv eingetaucht.

„Es ist großartig“, sagt Andreas Plies (32) aus Darmstadt. Gemeinsam mit Monique Hoell (28) und Sebastian Kreusler (36), beide aus Berlin, hat er beim „Start Tel Aviv 2015“-Wettbewerb eine Reise zu Israels größtem Technologie-Event gewonnen. Das Digial-Life Design Innovation Festival (DLD) dient als Tummelplatz für digitale Pioniere aus aller Welt.

Schirmherren sind der israelische High-Tech-Guru Yossi Vardi und der deutsche Verleger Hubert Burda. Israel ist mit acht Millionen Einwohnern eines der kleineren Länder der Welt. Dennoch hat es mehr Start-up-Unternehmen vorzuweisen als die meisten anderen Staaten. Zu dem DLD-Festival sind in diesem Jahr rund 3000 ausländische Besucher angereist.

Für die deutschen Gründer, die alle zum ersten Mal Israel besuchen, bietet die fünftägige Veranstaltung zahlreiche Gelegenheiten, neue Kontakte zu knüpfen. Kreusler empfindet Tel Aviv als „sehr kreativ und inspirierend“. „Hier gibt es viele Firmen, die wirklich fantastische Sachen machen und mit viel Herzblut dabei sind.“

Kreusler, Gründer des Start-ups AltusInsight, ist für eine Big-Data-Entwicklung LambdaNow ausgezeichnet worden, die es ermöglicht, eine Vielzahl an Daten in Echtzeit zu empfangen und effizient zu filtern. Man könne damit „jetzt sofort wissen, was eine Million Geräte gerade machen“, erklärt Kreusler. Er sieht viele Chancen im internationalen Austausch. Deutsche neigten dazu, „sehr techniklastig zu sein, alles sehr fein auszuarbeiten“. Von den Amerikanern könne man etwa lernen, „die Klappe auch mal ein bisschen größer aufzumachen“.

Hoells Sixtyoneminutes GmbH hat eine App für einen persönlichen Assistenten programmiert. „Ich buche meinen Flug, ich brauche eine Putzfrau, ich reserviere mir mein Dinner“, erklärt sie einige der Möglichkeiten. Hoell findet es „wahnsinnig spannend, so viele verschiede Menschen, Gründer zu treffen, die im Prinzip ein ähnliches Mindset haben wie ich“. Sie ist begeistert von der High-Tech-Szene in Tel Aviv und kann sich gut vorstellen, in Zukunft mit Gleichgesinnten aus Israel zusammenzuarbeiten.

Plies von der Firma Authada hat einen Service entwickelt, der die elektronische Identität des Personalausweises per Smartphone ausliest. Dies ermöglicht eine rasche Verifikation der Kundenidentität. Der Gründer aus Darmstadt empfindet die Kollegen in Israel als „viel entspannter“. Ihre Art der Offenheit könne auch im IT-Bereich von großem Vorteil sein. „Man muss die Chancen nutzen, mit jedem zu sprechen, mit dem man sprechen kann, um Kontakte zu knüpfen mit anderen Start-ups, Erfahrungen und Wissen auszutauschen, Investoren zu finden.“

Israels erfolgreiche High-Tech-Szene wird in Anlehnung an das kalifornische Vorbild auch als „Silicon Wadi“ bezeichnet - das Tal der Hochtechologie mit Zentren von Beerscheva im Süden über Tel Aviv und bis Haifa im Norden.

Viele Start-up-Ideen stammen aus der Computerabteilung der Geheimdiensteinheit 8200 der israelischen Armee und wurden später auch in den zivilen Bereich übertragen. Israels geopolitische Realität eines kleinen Staates, der von vielen feindlichen Nachbarländern umgeben ist und seit seiner Gründung um sein Überleben kämpfen musste, zwingt seine Einwohner dazu, flexibel und erfinderisch zu sein. Israel hat außer Gas keine natürlichen Ressourcen und setzt daher auf „Brain Power“.

Die Einwanderung von rund einer Millionen Menschen aus Russland innerhalb des vergangenen Vierteljahrhunderts, darunter viele technisch geschulte Experten, gilt als weiterer Grund für Israels Aufstieg zum digitalen Vorreiter. Zudem betreiben auch IT-Größen aus den USA wie Intel und IBM dort wichtige Forschungs-Niederlassungen.

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