Internetanschluss:Kein Netz unter dieser Nummer

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Leerrohre für Glasfaserkabel neben einer Kreisstraße in Mecklenburg-Vorpommern. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Glasfaser, Kabel, DSL: Welche Internetverbindungen sind am zuverlässigsten, wo in Deutschland gibt es die meisten Ausfälle? Eine Studie hat Überraschendes herausgefunden.

Von Helmut Martin-Jung, München

Es hätte so ein schöner Abend werden können. Die Snacks vorbereitet, Getränke kalt gestellt, das Abo für den Streaming-Anbieter abgeschlossen - und dann das: Statt eines rasanten Champions-League-Spiels nur stockende Bilder, alle paar Sekunden friert das Geschehen ein. Erlebnisse wie dieses sind gar nicht so selten in Deutschland. Bei knapp zwei Drittel aller Nutzer fiel das Netz binnen eines Jahres sogar mindestens einmal komplett aus. Das ergab eine Untersuchung des Vergleichsportals Verivox, bei der 1022 Personen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren befragt wurden.

Am meisten Ärger mit Internet-Komplettausfällen hatten Nutzer, die über das Fernsehkabel mit dem Internet verbunden sind. 68,5 Prozent der Kabel-Kunden gaben an, schon einen völligen Ausfall erlebt zu haben. Bei DSL, also Internet über Kupferleitungen, waren es nur 58,2, bei Glasfaseranschlüssen 62,2 Prozent der Befragten. Das verwundert ein bisschen, denn eigentlich gelten Glasfaseranschlüsse nicht nur als leistungsfähig, sondern auch als besonders zuverlässig. Allerdings - auch das ein Ergebnis der Studie - waren die Ausfälle bei den Glasfaseranschlüssen meist eher kurz. Bei den TV-Kabel-Anschlüssen dagegen dauerten die Ausfälle länger und sie traten öfter mehrmals pro Jahr auf, wie die Umfrage ergab.

Ein deutliches Gefälle zeigt sich bei den verschiedenen Altersgruppen. Die Jüngeren meldeten deutlich mehr Ausfälle als ältere Nutzer. Der Grund dafür dürfte sein, dass Jüngere das Netz intensiver nutzen, oft auch zum Arbeiten von zu Hause aus und für Streaming-Dienste. Unterschiede gibt es darüber hinaus zwischen Nord und Süd. Im Norden, wo es die meisten Glasfaseranschlüsse in Deutschland gibt, wurden rund zehn Prozent weniger Ausfälle gemeldet als in den restlichen Landesteilen.

TV-Kabel war lange berüchtigt für Ausfälle

Obwohl repräsentativ, sollte man die Ergebnisse der Umfrage nicht auf die Goldwaage legen. Beispielsweise gaben sechs Prozent der Nutzer von DSL-Anschlüssen an, sie wüssten nicht, ob es Ausfälle gab, bei TV-Kabel-Kunden waren es sogar 7,1 Prozent. Bei den Glasfaser-Nutzern bekannten nur 3,7 Prozent, dass sie es nicht wüssten. Das kann die Ergebnisse verzerren. Zudem können auch Probleme in der Wohnung das Bild verfälschen.

Internet über TV-Kabel war vor mehr als zehn Jahren berüchtigt für Ausfälle und niedrige Bandbreiten. Das liegt an der dort verwendeten Technologie, die sich von denen anderer Internetzugangsarten unterscheidet. Um Kunden zu gewinnen, lockten die Anbieter damals mit sehr niedrigen Gebühren. Da sich die Kunden eines bestimmten Bereichs aber die Gesamtbandbreite teilen, kam durch den großen Zuspruch der Kunden oft nur wenig Leistung bei den einzelnen Nutzern an - besonders zu Zeiten, in denen das Netz von vielen Menschen gleichzeitig genutzt wird, etwa am Abend. Die Anbieter hatten damals Probleme, mit dem Ausbau ihrer Netzinfrastruktur hinterherzukommen. Das trifft mittlerweile aber nur noch in wenigen Gebieten zu.

Auch die Kunden, die über DSL-Kupferleitungen oder Glasfaserkabel ins Netz gehen, können von Engpässen betroffen sein. Denn schließlich laufen alle Einzelleitungen irgendwann in eine der großen Leitungen, das sogenannte Backbone-Netz - das Rückgrat der Netzinfrastruktur. Auch dort kann es eng werden.

Totalausfälle haben aber meist andere Gründe. Der augenfälligste ist, wenn bei Baumaßnahmen Leitungen beschädigt werden. Diese dann wieder zusammenzuflicken, kann dauern, vor allem, wenn ungünstige Umstände dazukommen. Bei einem Ausfall in Norddeutschland etwa lag die betroffene Stelle neben einem Bahngleis. Die Kunden mussten einige Tage Geduld aufbringen. Ausschließen lässt sich dergleichen nicht. Deshalb verspricht auch kein Anbieter, dass das Netz immer verfügbar ist.

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