Hamburg:Investor Kühne möchte den Hamburger Hafen retten

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Schöner Ausblick: Der Hafen ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Hamburg. (Foto: Markus Scholz/dpa)

Es wäre eine Sensation: HSV-Investor Klaus-Michael Kühne will den Hamburger Hafen von der Stadt übernehmen. Die Hafengesellschaft HHLA kämpft schon länger mit vielen Problemen.

Von Saskia Aleythe, Hamburg

Es gibt Szenarien, für die man viel Fantasie braucht, aber oft haben gerade diese ihren Reiz. Über so ein Szenario wird gerade in Hamburg geredet, und das beginnt draußen auf der Elbe. Wann immer frische Ware per Containerschiff am Hamburger Hafen ankommt, ist auch die Stadt persönlich involviert: 69 Prozent der Anteile hält sie an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), sie ist also sehr daran interessiert, dass der Handel an den Kaimauern flutscht. Handel hat in Hamburg Jahrhunderte Tradition, er hat einen festen Platz in der DNA der Stadt und vieler Einwohner. Wäre es da wirklich denkbar, dass die Stadt ihren Hafen verkauft? Der Aufschrei wäre vermutlich recht groß. In etwa so groß, als würde Köln seinen Dom veräußern oder Berlin das Brandenburger Tor einem findigen Investor vermachen.

Dass solche Gedanken nun an der Elbe überhaupt kursieren, liegt an der wirtschaftlichen Lage des Hafens - und an Klaus-Michael Kühne: Der 86-jährige Milliardär lebt zwar in der Schweiz, ist seiner Heimatstadt aber immer noch sehr verbunden. So sehr, dass er nun in einem Interview dem Hamburger Abendblatt sagte, er wolle den Hafenbetreiber HHLA übernehmen. Bereits zwei Mal habe er dem Hamburger Senat den Vorschlag unterbreitet, eine Mehrheitsbeteiligung an der HHLA zu erwerben. Ohne Erfolg, doch das Thema lässt ihn nicht los. "Ich überlege mir, ein offizielles Übernahmeangebot für die HHLA-Aktienmehrheit zu machen", sagte Kühne. Es gehe ihm nicht um Rendite, sondern darum, der Stadt zu helfen.

Klaus-Michael Kühne unterstützt auch viele Kultur- und Sportprojekte. (Foto: Axel Heimken/dpa)

Der Retter in der Not zu sein, ist ein Phänomen, das Kühnes Investitionen schon oft begleitet haben. Er unterstützt viele Kultur- und Sportprojekte. In den Hamburger SV etwa pumpte er erst neulich weitere 30 Millionen Euro, da hatten die Fußballer gerade den Aufstieg in die Bundesliga zum wiederholten Male verpasst. Nun will er auch den Hafen davor bewahren, in die zweite Liga des maritimen Handels abzusteigen: Die Umschlagszahlen an der Elbe sind zuletzt eingebrochen, im ersten Halbjahr um fast 13 Prozent. Die Gewinne und Umsätze schrumpfen, während die europäische Konkurrenz in Amsterdam und Rotterdam immer weiter davonzieht, sogar Terminals ausbaut. "Ich mache mir ernsthafte Sorgen um den Hafen", sagte Kühne dem Abendblatt, "er ist schlecht strukturiert, schlecht gemanagt und kann mit der Konkurrenz in einigen Seehäfen nicht mithalten; es geschieht zu wenig, um leistungsfähiger zu werden." Die Stadt lasse den Hafen verkümmern.

Kühne investiert in Logistik, Reedereien und auch in Lufthansa

"Wir können bestätigen, dass der Senat nicht beabsichtigt, die Mehrheit der HHLA an Investoren zur Verfolgung privater Geschäftsinteressen zu verkaufen", teilte der Senat zu dem Vorstoß mit und fügte an: "Im Übrigen sieht der Senat davon ab, die politischen Einschätzungen von Herrn Kühne zu kommentieren." Eine Sprecherin der HHLA teilt mit, man befinde sich in einer weltwirtschaftlich insgesamt schwierigen konjunkturellen Lage, trotzdem "steht die HHLA auf solider Basis und hat auch unter den aktuell herausfordernden Bedingungen ihre Resilienz unter Beweis gestellt".

Dass Kühne mit neuen Investitionsvorhaben liebäugelt, liegt auch an den Dividenden, die ihm seine anderen Geschäfte zuletzt eingebracht haben. Er besitzt neben dem Logistikkonzern Kühne + Nagel bereits 30 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd und 15 Prozent am Lufthansa-Konzern, ihm gehört quasi schon ein Teil Hamburgs, Immobilien kommen noch dazu. "Dank der Rekorddividenden, die im vergangenen Jahr gezahlt wurden, würden wir gern eine größere Investition tätigen. Dafür würde ein Hafenterminal sehr gut passen", sagte Kühne. Als potenzieller Käufer käme auch Hapag-Lloyd infrage.

Und dann gab er noch einen Vorgeschmack auf den Hafen der Zukunft: Man könne große Reedereien stärker an Hamburg binden, wenn man ihnen Terminalbeteiligungen einräumen würde, sagte Kühne. Wie schwierig sich solche Beteiligungen in Deutschland gestalten können, damit hat die HHLA zuletzt mit der chinesischen Reederei Cosco allerdings ganz eigene Erfahrungen gemacht.

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