Bei uns in Frankfurt:Gesucht: Ein Platz für Helmut Kohl

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Die CDU möchte gerne den Airport nach dem Altkanzler benennen. Wenn das nicht klappt, soll es ein Denkmal nahe der EZB sein.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Das Stilmittel der Redundanz wird in unserer stets nach "News" gierenden Gesellschaft gerne unterschätzt. Deshalb an dieser Stelle ein aufrichtiges "Chapeau, Junge Union Frankfurt". Die Nachwuchstruppe der CDU schlug Anfang März zum wiederholten Male vor, den Frankfurter Flughafen nach Helmut Kohl zu benennen, was sich dann in etwa so läse: Dr. Helmut Kohl-Airport. Der Spott der politischen Konkurrenz ließ kurz vor den hessischen Kommunalwahlen nicht lange auf sich warten, repräsentiert der Kanzler der Einheit doch auch Parteienfilz und die Annahme von illegalen Spendengeldern. In den sozialen Medien beömmelte man sich ob der Tatsache, dass Birne Kohl bis zum heutigen Tag noch Nachwuchspolitiker begeistert. Aber vielleicht ist es so: Manchmal muss man vergeben und vergessen: Auch Franz-Josef Strauß, dessen Name den Münchner Flughafen schmückt, machte in seiner politischen Karriere einige Negativ-Schlagzeilen im Umgang mit dem, was die Lateiner so wohlklingend Pecunia nennen. Doch zurück zum Thema: Rückblickend wirkt das Timing für den Namensvorschlag Helmut Kohl eher unglücklich, denn schon wenige Tage später wurde ruchbar, dass CDU- und CSU-Parlamentarier am Verkauf von Corona-Schutzmasken kräftig mitverdient haben. Damit war das Argument desavouiert, man müsse Kohl im Rückblick doch auch einmal verzeihen, zumal bei diesem Verzeihen immer mitschwingt, die gesamte CDU habe sich seit der Causa Kohl grundlegend verändert und ihren Umgang mit Geld am neuzeitlichen Finanz-Knigge ausgerichtet. Man darf, ohne in seinem Urteil vorschnell zu wirken, annehmen, dass der Vorschlag mittelfristig keine Mehrheit finden wird. Vielleicht sollte man den Frankfurter Airport mit diesem Thema schlicht in Ruhe lassen, schmückt ihn doch seit hessischem Menschengedenken der umgangssprachliche Name "Rhein-Main Flughafen". Der ist doch nicht schlecht, zumal sich eine solch unmissverständliche Bezeichnung wohltuend abhebt in Zeiten, da viele Eltern ihre Jungs Lobo nennen. Die Kohl-Fans in Frankfurt werden aber wahrscheinlich keine Ruhe geben, denn es kursiert auch die Idee, einen Platz in unmittelbarer Nähe der Europäischen Zentralbank mit dem Namen des CDU-Politikers zu versehen, womöglich gleich mit Denkmal: Die EZB am Helmut-Kohl-Platz in 60314 Frankfurt? Es gäbe wohl kein passenderes Fanal für die mitunter unheilige Allianz von Politik und Mammon.

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