Handel - Magdeburg:Handel weiter unter Druck: Angst um Weihnachtsgeschäft

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Ein leerstehendes Geschäft in der Innenstadt von Burg. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild (Foto: dpa)

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Magdeburg (dpa/sa) - Nach mehr als anderthalb Jahren Pandemie kämpfen viele Händler in den Innenstädten von Sachsen-Anhalt noch immer um ihre Existenz. "Corona wirkt wie ein Katalysator und bringt die unternehmerischen Schwächen der einzelnen stationären Handelsgeschäfte noch deutlicher zum Vorschein", sagte ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg. Insbesondere der stärker werdende Online-Handel stelle viele Händler vor Herausforderungen.

Aktuell bewege sich der Leerstand im Zentrum der Landeshauptstadt lediglich zwischen drei und fünf Prozent, sagte Rolf Lay, Vorsitzender der IG Innenstadt Magdeburg. Doch Nachvermietungen gestalteten sich schwieriger und dauerten spürbar länger. Um diesen Zeitraum zu überbrücken, würden die Flächen zum Teil subventioniert und als sogenannte Pop-up-Store Startups oder der Uni Magdeburg für studentische Projekte überlassen, so Lay.

Um den stärker werdenden Fliehkräften etwas entgegenzusetzen, sieht Lay nur einen Ausweg: Jeder Ladenbesitzer sollte eine Antwort auf die Frage parat haben, warum der Kunde noch in die Stadt gehen sollte, wenn er doch bequem online einkaufen könne. Es geht laut Lay um Service, Wohlfühlen, Begeisterung und Beratung. Es gebe noch immer ein starkes Bedürfnis nach menschlicher Nähe und realen Erlebnissen. Doch häufig fehlten nach anderthalb Jahren Pandemie Mittel für Investitionen in die Attraktivität des Geschäfts.

Für ein Gesamterlebnis Innenstadt, das Menschen in die Städte ziehe, müssten laut Experten mehr Akteure zusammenspielen. "Entscheidend ist insbesondere ein vernetzter Ansatz von Handel, Gastronomie, Kultur und Wohn- und Büronutzung in den Städten, kombiniert mit der entsprechenden Verkehrs- und auch Parkinfrastruktur", sagte ein Sprecher des Handelsverbandes Sachsen-Anhalt. Es sei beileibe "keine neue Erkenntnis: Wenn sich das Einkaufsverhalten der Kunden ändert, muss sich der Einzelhandel darauf einstellen", ergänzte ein Sprecher der IHK in Halle. Auch die Stadtplaner in den Rathäusern müssten entsprechend "ihre Hausaufgaben machen".

"Auf die Innenstädte wird da ein Strukturwandel zukommen. Unterm Strich heißt das, dass auch Stadtumbau wieder eine neue Qualität erfahren wird", sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) in Bezug auf das sich verändernde Konsum- und Einkaufsverhalten. Das hieße, bei der Gestaltung der Innenstädte flexibler zu werden, bis hin zu den Innenstadtsatzungen. "In diesen müssen gegebenenfalls Auflagen verändert werden, um das Leben in der Mitte der Stadt zu halten." Es sei durchaus denkbar, Immobilien, in denen bisher Geschäftsläden sind, bei Leerstand zum Teil in Büroräumlichkeiten umzugestalten, so Haseloff weiter. Seitens der Landesregierung ist das Thema "Belebung der Innenstädte" bereits im Koalitionsvertrag verankert.

Aktuell fürchten die Händler weitere Einschränkungen vor dem Weihnachtsgeschäft. Der Besucherverkehr in den Innenstädten werde wieder rapide abnehmen und die Umsätze würden erneut wegbrechen, sagte Lay von der IG Innenstadt Magdeburg. Darüber hinaus werde der Warenbestand am Ende der Saison, also ab Ende Januar, sehr viel höher als üblich sein. "In dieser für den Handel gefährlichen Situation könnten erneut eine Insolvenzgefahr und somit weitere Leerstände entstehen."

© dpa-infocom, dpa:211204-99-252248/2

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