Handel:Fischerei-Streit zwischen London und Paris eskaliert

Lesezeit: 2 min

Streit um Fischereirechte nach dem Brexit: Französische Fischer potestieren vor der Kanalinsel Jersey (Foto: dpa)

48 Stunden räumt Großbritannien dem Nachbaarstaat ein. Andernfalls wollen die Briten einen Passus aus dem Brexit-Vertrag ziehen.

In der westlichen Ostsee dürfen Fischer keinen Dorsch mehr fangen. Auch der Hering wird immer knapper. Ökologisch sind die kleiner werdenden Bestände ein Problem. Für die Anrainstaaten sind sie es jedoch auch in wirtschaftlicher Hinsicht.

Das hat zum Streit zwischen Frankreich und Großbritannien geführt. Die beiden Staaten streiten um Fangrechte und Kontrollen und haben beiderseits die Lage eskalieren lassen.

London hat Paris ein Ultimatum gestellt und droht, den im Brexit-Vertrag vereinbarten Streitschlichtungsmechanismus auslösen, um Kompensationen einzufordern. "Dieses Problem muss innerhalb der nächsten 48 Stunden gelöst sein", sagte Außenministerin Liz Truss am Montag dem Sender Sky News.

"Die Franzosen haben völlig unvernünftige Drohungen ausgesprochen, auch gegenüber den Kanalinseln und unserer Fischereiindustrie, und sie müssen diese Drohungen zurückziehen. Sonst werden wir die Mechanismen unseres Handelsabkommens mit der EU nutzen, um Maßnahmen zu ergreifen", sagte Truss. Und weiter: "Hört auf, britischen Fischerbooten zu drohen. Hört auf, den Kanalhäfen zu drohen. Und akzeptiert, dass wir völlig im Recht sind, Fischereilizenzen im Einklange mit dem Handelsvertrag zu vergeben."

Frankreich habe sich unfair verhalten. "Und wenn sich jemand bei einem Handelsabkommen unfair verhält, hat man das Recht, gegen ihn vorzugehen und Ausgleichsmaßnahmen zu fordern. Und das werden wir tun, wenn die Franzosen nicht nachgeben."

Paris wirft London seinerseits vor, französische Fischer bei der Erlaubnis zum Fang in britischen Gewässern zu benachteiligen. Frankreich hat angekündigt, von diesem Dienstag an einige Häfen für britische Boote zu sperren und Fischer aus dem Vereinigten Königreich schärfer zu kontrollieren, falls es keine Einigung gibt. Auch Lastwagen sollen stärker überwacht werden. London weist die Anschuldigungen zurück und droht mit Gegenmaßnahmen, die die ganze EU betreffen würden.

Fruchtloses Treffen zwischen Macron und Johnson

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vertritt die Ansicht, der Ball liege auf der britischen Seite. "Falls die Briten keine wesentlichen Schritte unternehmen, müssen vom 2. November an Maßnahmen ergriffen werden", sagte Macron am Sonntagabend am Rande des G20-Gipfels in Rom. Nach britischen Angaben geht es um einige Dutzend französische Boote, die keine Fischereilizenz erhalten haben, weil sie die verlangten Dokumente nicht nachweisen konnten. Vor einigen Tagen hat Frankreich den britischen Kutter Cornelis Gert Jan festgesetzt und ein zweites Boot verwarnt, weil beide Schiffe ohne Lizenz in französischen Gewässern unterwegs gewesen seien.

Es ist nicht der einzige Konflikt zwischen Großbritannien und der EU, der den Klimagipfel COP26 in Glasgow überschatten könnte. Im Streit um Brexit-Sonderregeln für Nordirland machten sich beide Seiten erneut Vorwürfe.

Die Regierung in Paris hat damit gedroht, ab Dienstag gezielte Maßnahmen gegen britische Schiffe und Waren zu ergreifen und die Kontrollen zu verschärfen. Großbritannien seinerseits hat mit der Festsetzung französischer Fischerboote gedroht. Eine Beilegung des Streits bei einem Treffen des britischen Premierministers Boris Johnson und Macron am Rande des G20-Gipfels am Wochenende gelang nach Darstellung eines britischen Regierungssprechers nicht.

© dpa/Reuters/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fischfang
:In der westlichen Ostsee dürfen Fischer keinen Dorsch mehr fangen

Der EU-Ministerrat beschließt drastische Einschränkungen beim Fang von Dorsch und Hering - zum Leidwesen der Fischer, zur Zufriedenheit von Ökologen, gegen den Widerstand der Bundesregierung.

Von Josef Kelnberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: