Navigation:So will Google Maps beim Spritsparen helfen

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Navigationsgeräte helfen Autofahrern auch dabei, umweltfreundlicher zu fahren - künftig auch Google Maps. (Foto: Laci Perenyi/imago)

Autofahrer haben künftig die Wahl: Lieber möglichst schnell ankommen oder möglichst wenig Kraftstoff verbrauchen? Google zufolge könnte die neue Funktion bis zu eine Million Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen.

Von Simon Hurtz, Berlin

Die meisten Menschen haben eine klare Vorstellung darüber, was ein Navigationsgerät leisten soll. Sie möchten möglichst schnell ans Ziel kommen. Wer mit dem Auto unterwegs ist und sich von Google Maps lotsen lässt, hat bald eine weitere Option. Nutzer können künftig nicht nur Zeit sparen, sondern auch Sprit. Im Laufe der kommenden Wochen führt Google die Option "kraftstoffsparende Routen" für seinen Kartendienst Maps ein.

Ein Beispiel zeigt, was das konkret bedeutet: Für den Weg von Ludwigsfelde südlich von Berlin nach Marzahn im Osten der Hauptstadt navigiert Google bislang in einem Bogen über die A 10. Künftig kennzeichnet ein kleines, grünes Blatt die umweltfreundlichere Option. Man braucht sechs Minuten länger, ist rund 30 Kilometer weniger unterwegs - und spart etwa ein Drittel des Sprits.

Sechs Minuten länger fahren, aber bis zu 35 Prozent Sprit sparen - die neue Funktion von Google Maps will dies ermöglichen. (Foto: Google)

"Wir beziehen neben der Streckenlänge weitere Faktoren wie die Straßenneigung und Verkehrsstaus in die Berechnung ein", sagt der zuständige Produktmanager Timo Rang. Der schnellste Weg führt vielleicht über eine hüglige Strecke, die den Benzinverbrauch erhöht. Viele Ampeln kosten nicht nur Zeit, das ständige Abbremsen und Anfahren schluckt auch eine Menge Energie.

Routenplanung auch für Elektroautos

Das Einsparpotenzial berechnet Google in Echtzeit und abhängig von der Verkehrslage. 35 Prozent weniger Sprit, wie im Beispiel aus Berlin, sind eher die Ausnahme. In vielen Fällen entspricht die schnellste Route ohnehin dem Weg, der am wenigsten Sprit benötigt. Angestrebt werde ein Kompromiss aus Fahrzeit und Kraftstoffverbrauch. "Wenn eine Route nur wenig Kraftstoff spart, aber signifikant länger dauert, dann schlägt Google Maps standardmäßig den schnelleren Weg vor", sagt Rang. Wer keinen Wert darauf legt, die Umwelt und den eigenen Geldbeutel zu schonen, sondern schnellstmöglich ankommen möchte, kann die Funktion in den Einstellungen komplett deaktivieren.

Zumindest Googles eigenen Daten zufolge dürfte das Interesse groß sein. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres suchten mehr als dreimal so viele Menschen nach "Benzin sparen" und "Sprit sparen" wie im selben Zeitraum des Vorjahres. Dazu tragen die Kraftstoffpreise bei, vielleicht aber auch ein gestiegenes Umweltbewusstsein. In Zusammenarbeit mit Statista hat Google 1000 in Deutschland lebende Personen befragen lassen. 90 Prozent sagen, dass ihnen Nachhaltigkeit im Alltag wichtig sei. Mehr als ein Drittel der Befragten, die sich ein neues Auto kaufen möchten, denken über ein Elektro- oder Hybridfahrzeug nach.

Auch dafür bietet Google Maps künftig eine passende Option. Nutzer können den Motortyp des eigenen Autos angeben und dabei zwischen Benzin, Diesel, Hybrid und elektrischem Antrieb wählen. "Damit können wir die Routenführung optimieren und die prozentuale Ersparnis genauer prognostizieren", sagt Rang. Ladesäulen werden allerdings nicht in die Berechnung einbezogen. Für eine längere Strecke mit einem E-Auto muss man die Zwischenstopps also nach wie vor manuell einplanen. Immerhin zeigt Maps an, wo sich Ladesäulen befinden und ob sie gerade belegt sind.

Enorme CO₂-Einsparungen möglich

Ganz neu ist Googles Idee nicht. Viele klassische Navis bieten bereits seit Jahren eine umweltfreundliche Wegführung an. Je nach Hersteller funktioniert das mal besser, mal schlechter. Für Maps gibt es die kraftstoffsparenden Routen seit vergangenem Oktober in den USA, im April hat Google sie in Kanada eingeführt. Dem Konzern zufolge wurde dadurch rund eine halbe Million Tonnen CO₂ eingespart. Das entspricht den Emissionen von 100 000 Autos.

Jeff Gonder vom Nationalen Labor für erneuerbare Energien (NREL) des US-Energieministeriums bescheinigt der Funktion "enormes Potenzial", gleichzeitig Kohlendioxid und Geld zu sparen. "Das ist sowohl für die Menschen als auch für den Planeten gut." Global könnte pro Jahr eine Million Tonnen CO₂ weniger ausgestoßen werden, schätzt Google. Wer der Umwelt wirklich etwas Gutes möchte, hat aber noch bessere Optionen. Sie heißen Fahrrad, ÖPNV und Deutsche Bahn.

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