Die größten Zentralbanken der Welt machen gemeinsame Sache und versorgen die Banken über das Jahresende hinweg mit Dollars. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat in Abstimmung mit der US-Federal Reserve, der Bank of England, der Bank von Japan und der Schweizerischen Nationalbank beschlossen, drei Geschäfte in US-Dollar mit einer Laufzeit von rund drei Monaten über das Jahresende hinweg durchzuführen Die Börsen kletterten nach der Ankündigung nach oben. Der Eurokurs machte einen Satz nach oben und kletterte auf 1,3936 Dollar.
Im Oktober, im November und im Dezember sollen sich die Banken zu einem festen Zinssatz bei der EZB mit Dollars versorgen können. Damit wollen die Währungshüter die Liquidität der Banken gewährleisten. Europäischen Kreditinstituten war es zunehmend schwer gefallen, sich Geld in den USA zu leihen. Ihre dortigen Geschäftspartner, vor allem US-Fonds, hatten zögerlicher Geld nach Europa verliehen. Grund für die Zurückhaltung war die Sorge, die europäischen Institute könnten aufgrund der Euro-Schuldenkrise in Schwierigkeiten geraten.
In den vergangenen Wochen hatte die EZB bereits zwei Mal Institute mit Dollars ausgestattet. Am Mittwoch bewilligte sie eine Zahlung von 575 Millionen Dollar an zwei Banken der Euro-Zone. Zuvor waren am 17. August 500 Millionen Dollar an ein Institut gegangen. Er war das erste Mal seit Februar, dass die Zentralbank dieses geldpolitische Instrument anwenden musste.
Nach der Ankündigung der Währungshüter stiegen die Börsenkurse merklich an. Der deutsche Leitindex Dax legte am Nachmittag an der Frankfurter Börse um rund drei Prozent auf knapp 5500 Punkte zu. Die Bank-Aktien erlebten eine Renaissance. Der Kurs der Deutschen Bank steigerte sich um zwischenzeitlich zwölf Prozent, sogar mehr als zwölf Prozent waren es bei der BNP Paribas, neun Prozent bei der Commerzbank. Auch die französischen Banken Credit Agricole und Société Générale gewannen mehr als sechs Prozent.
Dagegen ging der Streit an der EZB-Spitze um den Kauf von Staatsanleihen am Donnerstag munter weiter. Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi verteidigte die Käufe und sprach deren Kritikern Sachkenntnis ab. EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark, der gegen diese Käufe gestimmt haben soll, ging am Abend bei einer Rede in Wien nicht explizit auf die Käufe ein, sondern sagte lediglich: "Die Vergemeinschaftung von Staatsschulden ist der vollkommen falsche Weg."
Die EZB startete die Staatsanleihe-Käufe im Mai 2010 während der Griechenland-Krise, machte dann eine Pause und nahm sie in diesem Sommer wieder auf. Inzwischen hat sie Staatsanleihen im Wert von 143 Milliarden Euro übernommen, zuletzt vor allem aus Italien und Spanien. Sie finanziert mit den Käufen indirekt hoch verschuldete Staaten und nimmt Risiken in die eigene Bilanz.
Höchst schwankungsanfällige Anleihemärkte
Bini Smaghi meinte, der Markt für Staatsanleihen nehme eine Schlüsselrolle für das Funktionieren der Finanzmärkte insgesamt ein. Die Kritik an den Käufen sei das Ergebnis "unzureichender ökonomischer Analyse und eine nicht ausreichende Kenntnis der Krise, in der wir uns befinden". Es gelte zu verhindern, dass aus einem Liquiditätsproblem ein weit reichendes Solvenzproblem entstehe.
Laut EZB-Monatsbericht drohte Anfang August eine ähnliche Situation wie nach der Insolvenz der US-Bank Lehman und deshalb seien die Anleihekäufe wieder aufgenommen worden. Die Volatilität an den Anleihemärkten habe sogar das Niveau von Mai 2010 überstiegen und den Stand nach dem Zusammenbruch von Lehman erreicht.
Neben den Käufen von Staatsanleihen rechtfertigte die EZB noch andere Risiken, die sie in der Krise übernahm. Dazu gehören vor allem die Sicherheiten, die Banken bei der EZB einreichen, um sich zu refinanzieren. "Eine Erhöhung des Risikos einer Zentralbank in Zeiten finanzieller Spannungen ist gerechtfertigt, wenn sich durch Nichthandeln der Zentralbank potenziell höhere Risiken ergäben", meinen die EZB-Volkswirte.
Die Risiken müssten dem Nutzen gegenübergestellt werden, der für die Gesellschaft erwachsen soll. Die Risiken würden überwacht und auf die finanziellen Puffer des Euro-Systems beurteilt. Die von den Banken eingereichten Sicherheiten würden auf Basis von Marktpreisen täglich neu bewertet. Außerdem würde die EZB Preisabschläge auf die Sicherheiten vornehmen.