Also gut, es gibt die early adopter - jene Leute, die immer die neuesten technischen Gadgets haben müssen. Aber was in aller Welt könnte Otto-Normal-Nutzer dazu bringen, sich ein neues Handy zuzulegen? Er hat ja schon eins! Samsung, noch immer Marktführer bei Smartphones, hat zwei wichtige Gründe ausgemacht. Zum einen gibt es mit 5G gibt einen neuen Standard, der sich allmählich verbreitet. Bis man von flächendeckend reden kann, werden aber noch Jahre vergehen.
Der andere Grund ist natürlich die Kamera. Längst haben Smartphones als immer-dabei-Geräte Kompaktkameras vom Markt verdrängt. Zu Recht, denn bessere Handys sind mittlerweile die besseren Kameras. Konsequenterweise hat Google daher seine Smartphone-Reihe gleich Pixel getauft, auf Deutsch: Bildpunkt. Und auch Samsung hat bei den am Dienstagabend deutscher Zeit vorgestellten neuen Modellen seiner Galaxy-S-Reihe vor allem an der Kamera gearbeitet. Oder besser gesagt, an den Kameras.
Ende der Smartphone-Produktion:Mein Haus, mein Auto, mein Blackberry
Von August an lässt das kanadische Unternehmen keine Handys mehr herstellen. Dabei schworen einst die Mächtigen auf Blackberry. Nachruf auf ein Statussymbol, das niemand mehr will.
Wohl um einen großen Sprung von der S10-Reihe aus 2019 nach vorne zu suggerieren, hat der koreanische Konzern bei der Nummerierung gleich mal ordentlich geklotzt: Die neue Reihe heißt Galaxy S20, ohne dass es die Nummern 11 bis 19 gegeben hätte. Das Spitzenmodell S20 Ultra hat drei rückwärtige Kameras, eine ist ein liegend eingebautes Teleobjektiv mit optischem zehnfach-Zoom - das Licht wird dabei mit einem Spiegel aufs Objektiv gelenkt. In herkömmlicher Bauweise hätte das Objektiv weit aus der Geräterückseite geragt. Auch so ließ sich ein Kamera-Bürzel aber nicht vermeiden.
Ohne Stativ wird das schwierig
Digital lässt sich sogar auf 100fache Vergrößerung gehen, das Ergebnis ähnelt aber eher Pixelsalat. Das Handy entsprechend ruhig zu halten, ist nahezu unmöglich, wie sich bei einem kurzen Hands-on vor der offiziellen Vorstellung zeigte. Ohne Stativ wird das schwierig. Die Schwestermodelle S20 und S20+ kommen mit dreifachem optischem Zoom, elektronisch geht es bis 30fach-Zoom. Damit die Fotos nicht gar so sehr verwackeln, hat Samsung bei den neuen Modellen immerhin an der elektronischen Bildstabilisierung gearbeitet. Verbessert hat Samsung auch den Nachtmodus, der nun vor allem beim Weitwinkelobjektiv bessere Aufnahmen liefern soll.
Die Smartphones zeichnen nun zudem Videos in 8K-Auflösung auf. Um das würdigen zu können, braucht es allerdings auch ein geeignetes Anzeigegerät, etwa einen Fernseher, der so viele Bildpunkte darstellen kann. Noch haben die meisten Nutzer einen HD-Fernseher zu Hause, der bei weitem nicht ausreicht. Höherwertige Neugeräte sind aber alle zumindest 4K-Geräte, 8K-Fernseher sind noch sehr teuer. Klar ist: Die hohe Auflösung produziert enorme Datenmengen.
Da ist es gut, dass Samsung an der Tradition festhält, Micro-SD-Karten als optionale Speicher-Erweiterung zuzulassen. Das geht zumindest dann, wenn man keine zwei SIM-Karten nutzen will. Denn der Hersteller lässt nur die Wahl zwischen einer der beiden Optionen.
Gearbeitet hat Samsung am Fingerabdrucksensor, der wie bei der Vorgänger-Reihe S10 in den Bildschirm integriert ist. Allerdings funktioniert er bei den S10-Modellen nicht so gut wie andere Sensoren, das Entsperren dauert länger als bei älteren Samsung-Handys. Geblieben ist die von vielen als eher wenig hilfreich empfundene Bixby-Taste. Bixby ist Samsungs Version eines digitalen Assistenten, der bis jetzt allerdings noch nicht so richtig in Fahrt gekommen ist.
Drei Größen gibt es in der S20-Reihe. Das S20 hat einen knapp 16 Zentimeter großen Bildschirm, das S20+ einen mit 17 Zentimetern, das S20 Ultra kommt auf 17,5 Zentimeter. Alle drei Geräte gibt es auch mit 5G, das Ultra nur mit 5G. Bei den Preisen langt Samsung sehr ordentlich hin. Das kleinste Modell kostet bereits 899 Euro, das teuerste satte 1549 Euro.
Wer ein Vorgängermodell besitzt, muss nicht sofort zuschlagen - so groß, wie der Versionssprung bei der Namensgebung andeuten will, ist der Fortschritt nicht. Eine Entwicklung, die sich seit Jahren beobachten lässt. Ein Kaufanreiz könnte aber die 5G-Tauglichkeit sein - wenn man in einem Gebiet wohnt, das bereits versorgt ist oder wo dies zumindest bald geplant ist. Besonders groß wird der Unterschied zu 4G aber anfangs nicht sein. Wer also ein bisschen warten kann, kann einiges an Geld sparen.
Die Präsentation in San Francisco startete aber mit dem neuen Falthandy Galaxy Z Flip. Anders als das im vergangenen eher holprig gestartete Riesenhandy Galaxy Fold ist das Flip aufgeklappt nur so groß wie ein großes Smartphone, zusammengeklappt aber eben nur halb so groß. Und wird auch nicht horizontal aufgeklappt, sondern wie frühere Klapphandys vertikal. Samsung hat sich ganz offenbar bemüht, aus den schlechten Erfahrungen mit dem Fold zu lernen und hat ein besonderes Scharnier entwickelt, dazu noch eine Leiste mit Fasern, die verhindern sollen, das Partikel ins Innere geraten und das Gerät beschädigen. Ein Frontdisplay zeigt die Uhrzeit oder Benachrichtigungen an. Das Handy lässt sich sich auch L-förmig auf eine Fläche stellen, zum Beispiel für Videotelefonate oder um Bilder zu betrachten. Die untere Hälfte des Displays dient dabei zur Steuerung. Ob das Z Flip ein größerer Erfolg wird als das Fold, wird sich zeigen müssen, der Preis liegt wohl auch weit über 1000 Euro, Größe und Gewicht sind aber eher massentauglich als beim großen und schweren Fold.