Furcht vor Deflation:Inflation in Euro-Zone sackt weiter ab

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So niedrig wie zuletzt mitten in der Weltwirtschaftskrise: Die Preise in der Euro-Zone sind dem Europäischem Statistikamt zufolge nur noch um 0,5 Prozent gestiegen. So eine niedrige Inflationsrate schürt Deflationsängste. Der EZB gehen allmählich die Mittel aus.

Wird bald alles billiger? Die Inflation in den 18 Euro-Ländern ist im März auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren gesunken. Die jährliche Teuerungsrate betrug 0,5 Prozent, teilte die Statistikbehörde Eurostat in einer ersten Schätzung mit. Im Vormonat Februar hatte die Rate noch 0,7 Prozent betragen. Experten hatten nun mit 0,6 Prozent gerechnet. Die Möglichkeit einer Deflation, also eines gefährlichen Preisverfalls, steigt damit weiter.

Einen so geringen Preisauftrieb wie im März hatte es zuletzt im November 2009 gegeben, als die Weltwirtschaft in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg steckte. Mit den neuen Zahlen entfernt sich die Inflationsrate weiter vom Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp unter 2 Prozent. Bei diesem Wert sehen die Währungshüter die Preisstabilität gewahrt.

Die Preise in der Euro-Zone schüren Angst vor Deflation. Eine deflationäre Spirale kann die Wirtschaft lähmen, wenn Verbraucher und Firmen immer weiter sinkende Preise erwarten und deshalb weniger konsumieren und investieren. In der Euro-Zone sind unter anderem Griechenland und Spanien in die Deflation gerutscht, weil die Sparprogramme die Menschen viel Kaufkraft kosten.

Insbesondere die zum Vorjahr um 2,1 Prozent gesunkenen Energiekosten dämpften den Preisauftrieb. Damit steigt der Druck auf die EZB, die Zinsen niedrig zu halten oder noch zu senken.

In Deutschland war die Inflation im März auf 1,0 Prozent gesunken, den tiefsten Wert seit 2010. Dafür verantwortlich sind unter anderem billigerer Sprit und der Preiskampf der Discounter. Ketten wie Aldi und Norma unterbieten sich bei den Lebensmittelpreisen.

EZB-Chef Mario Draghi sieht den Euro-Raum vor einer längeren Phase niedriger Inflation, er befürchtet aber keinen Preisverfall auf breiter Front. Die EZB hatte im November den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt und damit auf den niedrigen Preisauftrieb reagiert. Sie hat damit nur noch wenig Spielraum beim Leitzins, könnte jedoch auch mit dem Ankauf von Wertpapieren im großen Stil deflationären Gefahren begegnen. Damit flösse mehr Geld auf die Finanzmärkte - weshalb Börseninvestoren auf eine weitere Lockerung der EZB-Politik hoffen.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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