Kryptowährungen:Warum Bitcoin jetzt mehr als 50 000 Dollar wert ist

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Bitcoin-Logo vor einem Café in Buenos Aires. Bezahlen kann man weiterhin kaum mit der Währung, dafür wird sie wieder wertvoller. (Foto: AGUSTIN MARCARIAN/REUTERS)

Bitcoin-ETFs lösen in den USA einen Run auf die Kryptowährung aus. Bislang folgte auf Rekorde immer der Absturz. Aber diesmal sehen Experten Gründe für Optimismus.

Von Max Muth

Der Bitcoin-Kurs steht zum dritten Mal über der 50 000-Dollar-Marke. Im März 2021 war die Währung zum ersten Mal so viel wert, dann folgte eine Halbierung. Auch nach dem zweiten Höhenflug im Herbst 2021 ließ die Ernüchterung nicht lange auf sich warten. Und dieses Mal? Ist alles anders, behaupten jedenfalls Bitcoin-Fans und Experten. Zum Beispiel Eric Demuth. Der 37-Jährige ist Mitgründer und Chef der größten europäischen Kryptoplattform Bitpanda, die in Wien ansässig ist. Anders als 2021 sei der aktuelle Run ein seriöser, glaubt Demuth: "Es gibt keine Hektik an den Märkten, keine überhitzten Coins und keinen Social-Media-Hype. Wir sehen das Ergebnis einer stetig steigenden Nachfrage nach digitalen Assets."

Diese Nachfrage führt zu einer starken Bewertung. Rechnet man den Wert aller Bitcoins zusammen, ergibt sich ein Wert von mehr als einer Billion Dollar. Der jüngste Run auf den Bitcoin hat maßgeblich etwas mit der Einführung von börsengehandelten US-Spot-Bitcoin-Fonds zu tun. Dabei handelt es sich um die ersten börsengehandelten Bitcoin-ETF für Privatanleger. Sie wurden im vergangenen Monat aufgelegt, nachdem die US-Börsenaufsichtsbehörde das neue Anlageinstrument genehmigt hatte.

Bitpanda-Gründer und Geschäftsführer Eric Demuth (Foto: Bitpanda)

Derzeit gibt es dafür neun Anbieter, darunter den größten Vermögensverwalter der Welt: Blackrock. Das Unternehmen ist im Begriff, den im Entstehen begriffenen Sektor der börsengehandelten Bitcoin-Fonds zu dominieren. Blackrocks iShares Bitcoin Trust (IBIT) hat zuletzt mehr Anlegerzuflüsse angezogen als alle anderen neuen Marktteilnehmer zusammen.

Die ETF haben gegenüber dem Investment in echten Bitcoins einige Vorteile. So lassen sie sich etwa unkompliziert regelmäßig kostengünstig besparen. Kryptobörsen sind hier klar im Nachteil. Rechnet man die mitunter ziemlich großen Kursunterschiede bei Plattformen wie Coinbase und offizielle Gebühren bei Sparplänen zusammen, ist man schnell bei zwei bis drei Prozent pro Transaktion.

Die neuen ETFs sind dagegen entweder kostenfrei besparbar oder es fallen relativ geringe Gebühren von 0,2 bis 0,5 Prozent an. Auch ein ETF-Verkauf gestaltet sich deutlich einfacher als der von Bitcoins über Krypto-Plattformen. Noch dazu ist er bisweilen auch noch deutlich günstiger, denn wenn viele Leute Bitcoin loswerden wollen, sind die Gebühren für Verkäufe gelegentlich exorbitant hoch.

In Europa müssen Bitcoin-Interessenten anders investieren

Bitcoin-Befürworter argumentieren daher, dass die Bitcoin-ETF eine Anlagemöglichkeit für all jene sind, die Bitcoin kaufen wollen, denen der Kauf bisher aber zu kompliziert oder teuer war. Diese könnten nun via ETF auf den Bitcoin-Markt drängen und den Kurs der Kryptowährung weiter stützen. Die Daten der vergangenen Wochen stützen die Vermutung.

Mehr als fünf Milliarden Dollar flossen laut Bloomberg zuletzt allein in den Fonds von Blackrock. Der Bitcoin-Kurs ist derweil um mehr als 25 Prozent gestiegen. Gleichzeitig gab es offenbar auch Umschichtungen wie etwa von Grayscales ETF in kostengünstigere Anlageformen. Der Vermögensverwalter Grayscale verliert seit der Einführung der Bitcoin-ETF konstant an Einlagen.

Grund dafür sind zum einen Liquidationen bankrotter Krypto-Firmen wie FTX und Genesis, die ihre Grayscale-Anteile vorher nicht verkaufen konnten und andererseits die hohen Gebühren, die das Management von Grayscale verlangt und Grayscale-Nutzer zu anderen ETFs treibt. Andererseits: Wenn die Abverkäufe der Grayscale-Halter in einigen Wochen vorbei sind, könnte der positive Einfluss der ETF auf den Bitcoin-Kurs noch zunehmen.

Europäische Privatinvestoren müssen allerdings immer noch auf anderen Wegen in Bitcoin investieren. Denn die Regeln der hiesigen Finanzaufsicht erlaubt keine ETF-Produkte, die ausschließlich in ein Produkt investieren. Es gibt derzeit keine Anzeichen, dass sich das schnell ändert.

Doch es sind nicht nur die ETF, die Analysten dazu bringen, Bitcoin derzeit eine positive Entwicklung zuzutrauen. Die Währung hat ihren jüngsten Höhenflug in einem makroökonomischen Umfeld geschafft, dass für Kryptowährungen wie Bitcoin eigentlich alles andere als ideal ist. Hohe Zinsen bedeuten eigentlich weniger Geld für spekulative Geldanlagen. Eine bald erwartete Zinssenkung der US-Notenbank Fed würde dieser Theorie nach das Investitionspotenzial für Käufe von Bitcoin noch erhöhen. Weitgehend ungeklärt ist hingegen noch die Frage, wie Bitcoin sich im Falle einer größeren Kurskorrektur oder gar eines Crashs verhalten würde. In der Theorie der Befürworter sollte Bitcoin - ähnlich wie Gold - ein Schutz vor Turbulenzen im Aktienmarkt sein, zuletzt war die Korrelation der beiden Anlageformen aber vergleichsweise hoch. Um zu sehen, wie Bitcoin im Crash performt, muss sich die Welt also noch ein wenig gedulden.

Zuletzt steht im Frühjahr noch ein eher esoterisches Ereignis an, dass ebenfalls einen Einfluss auf den Kurs haben könnte. Beim sogenannten Halving halbiert sich die Menge an Bitcoin, die von den großen Rechenzentren verdient wird, wenn sie komplizierte Gleichungen lösen und damit sozusagen nach Bitcoin "schürfen". Allerdings dürfte sich dieser Effekt mit zunehmender Akzeptanz von Bitcoin abschwächen. Denn je mehr Leute im Voraus davon wissen, desto eher ist die Entwicklung bereits im Kurs der Währung abgebildet. Das sieht auch Bitpanda-Chef Demuth ähnlich: "Das Bitcoin-Halving ist vermutlich zu einem kleinen Teil bereits eingepreist." Allerdings habe die Historie gezeigt, dass sich das Halving immer erst verzögert auswirkt. Beim letzten derartigen Event stieg der Kurs im Jahr darauf um das Fünffache.

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