Inflation:Spitze der Leitzinsen scheint erreicht

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Die Preise steigen wieder langsamer. Die Leitzinsen müssen also nicht mehr steigen. Anleger wetten bereits auf einen Zinsrückgang. (Foto: Michael Probst/AP)

Wegen der rückläufigen Inflation hält EZB-Direktorin Isabel Schnabel weitere Zinserhöhungen für "unwahrscheinlich". Anleger setzen derweil bereits auf eine Senkung.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Europäische Zentralbank wird die Leitzinsen wohl nicht mehr weiter erhöhen. "Die jüngste Inflationszahl hat eine weitere Zinserhöhung eher unwahrscheinlich gemacht", sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel der Nachrichtenagentur Reuters. Die Ökonomin hatte noch vor einem Monat weitere Anhebungen nicht ausgeschlossen. Doch im November waren die Verbraucherpreise in der Eurozone überraschend nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Das ist der geringste Wert seit Juli 2021. Im Oktober lag die Teuerung bei 2,9 Prozent. Zum Vergleich: Im Herbst 2022 kletterte die Inflation auf über zehn Prozent.

Die restriktive Geldpolitik zeige Wirkung, sagte Schnabel. Die EZB hat den Leitzins in den vergangenen anderthalb Jahren von null auf 4,5 Prozent angehoben. Zuletzt hatte die Notenbank von weiteren Zinserhöhungen abgesehen. Am 14. Dezember trifft sich der EZB-Rat erneut, um über die Leitzinsen zu beraten.

Nachdem die EZB den Leitzins im Kampf gegen Inflation zu spät erhöht hat, möchte sie jetzt nicht das Risiko eingehen, den Leitzins zu früh abzusenken, was einen erneuten Inflationsschub auslösen könnte. Die EZB will flexibel bleiben. Schnabel möchte den Finanzmärkten daher nicht zu weit im Voraus eine Orientierung über den möglichen Kurs geben. "Wir wurden oft in beide Richtungen überrascht", sagte sie mit Blick auf die Inflationsdaten. "Daher sollten wir vorsichtig sein, wenn wir Aussagen über Ereignisse machen, die in sechs Monaten stattfinden werden." EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau sagten unlängst, dass es in der Zinspolitik voraussichtlich in den nächsten paar Quartalen keine Änderungen geben werde.

Die Finanzmärkte scheinen an diesen Aussagen zu zweifeln. Viele Beobachter rechnen bereits fest mit einer ersten Zinssenkung im April 2024. In dieser Erwartung zogen die Börsen in den vergangenen Wochen deutlich an.

Die Verbraucher in der Eurozone gehen davon aus, dass die Inflation binnen zwölf Monaten bei vier Prozent liegen wird, so ein Umfrageergebnis von Oktober, das die Notenbank am Dienstag veröffentlichte. Binnen drei Jahren erwarten die Befragten eine Teuerung von 2,5 Prozent. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent als optimales Niveau an.

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