Euro-Krise:Ende des Abgesangs

Lesezeit: 3 min

Euro-Krise: Ist das Schlimmste überstanden? Einige Nachrichten zeigen tatsächlich eine echte Wende an. Das Vertrauen in die Währungsunion kehrt zurück.

Ist das Schlimmste überstanden? Einige Nachrichten zeigen tatsächlich eine echte Wende an. Das Vertrauen in die Währungsunion kehrt zurück.

(Foto: NASA/AFP)

Das Vertrauen in den Euro kehrt zurück. Nicht nur, weil Krisenstaaten wie Spanien oder Portugal sparen und reformieren. Europas Währung steht gegenüber dem Dollar höher als vor Jahresfrist. Südeuropa schlittert nicht mehr auf eine Pleite zu, sondern bekommt bezahlbare Kredite von Investoren. Vor allem ist die Wende aber ein Verdienst von Zentralbank-Chef Draghi.

Ein Kommentar von Alexander Hagelüken

Nouriel Roubini wusste es ganz genau, damals vor einem Jahr auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Binnen zwölf Monaten fliegen die Griechen aus dem Euro, weissagte der amerikanische Professor in den Schweizer Bergen. Roubini ist nicht irgendeine Dorfkassandra. Der Gelehrte warnte anders als viele hochdekorierte Ökonomen vor der Finanzkrise 2007. Und mit ihm wussten vor einem Jahr noch viele andere Propheten ganz genau, dass es nichts werden könne mit diesem Euro, der doch angeblich der Deutschen größtes Unglück darstellt.

Zwölf Monate später stehen sich Freunde und Gegner der Währungsunion weiter unversöhnlich gegenüber. Eines aber erscheint eindeutig: Die Abgesänge haben eine peinlich geringere Haltbarkeitsdauer als der Euro selbst. Europas Währung steht gegenüber dem Dollar höher als vor Jahresfrist. Südeuropa schlittert nicht mehr auf eine Pleite zu, sondern bekommt bezahlbare Kredite von Investoren.

Und die neueste Nachricht zeigt eine echte Wende an: Spanier und Griechen schaffen ihr Geld zurück auf die heimischen Konten, die sie panikartig geleert hatten. Das Vertrauen in die Währungsunion kehrt zurück. Ist es also an der Zeit, das Ende der Euro-Krise auszurufen, auf dass all die Kassandras vor Scham vergehen? So weit ist es leider nicht. Es gibt Hoffnung, reichlich sogar, aber vor einem guten Ende stehen auch noch reichlich Herausforderungen.

Der Italiener mit dem Lächeln eines Raben

Das wird so richtig klar, betrachtet man die Gründe für die Entspannung. Ja, Krisenstaaten wie Spanien oder Portugal sparen und reformieren Staat und Wirtschaft. Doch das allein brachte nicht den Umschwung. Es war der Italiener mit dem Lächeln eines Raben, der die Stimmung drehte: Euro-Lands oberster Notenbanker Mario Draghi mit seinem Versprechen, "alles" zu tun, um die Währung zu retten. Diese Ankündigung war wegen ihrer potenziellen Kosten umstritten - und doch der einzige Weg. Denn das totale Misstrauen gegenüber dem Euro ließ sich nicht durch Fakten erklären: Gegen Japan oder die USA, beide höher verschuldet, spekulierte niemand.

Den Euro dagegen nahmen die Investoren als Abbild seiner 17 streitenden Regierungen wahr - und flüchteten. Der Auftritt Draghis etablierte in Europa, was jeder Brokernovize an der Wall Street beherzigt: Nicht gegen die US-Notenbank spekulieren, weil sie Amerika mit selbst gedrucktem Geld verteidigt. Seit Juli denken das die Investoren auch von Draghi und Europa - und kaufen wieder. Vorher wollten die Anleger nicht an einen Euro ohne politische Union glauben. Nun hat die Zentralbank diese Union temporär ersetzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema