Ariane 5:Letzter Flug mit Hindernissen

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Da hebt sie ab: Die letzte Ariane-5-Rakete am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou. (Foto: JODY AMIET/AFP)

Nach einer technischen Panne hat die Esa ihre vorerste letzte große Trägerrakete ins All geschossen. Nun sind ihr alle Raketen dieser Größenklasse ausgegangen - die Ariane 6 wird erst im nächsten Jahr starten können.

Von Dieter Sürig

Zum Schluss wollte die europäische Raumfahrtagentur Esa doch noch einmal unter Beweis stellen, wie zuverlässig sie eigentlich Satelliten in die Erdumlaufbahn bringen kann: Ziemlich genau 27 Jahre und einen Monat nach dem Erststart hat die Ariane 5 zum letzten Mal abgehoben. Sie hat am Mittwoch um Mitternacht Mitteleuropäischer Sommerzeit vom Startplatz in Kourou/Französisch-Guyana aus den deutschen Kommunikationssatelliten Heinrich Hertz (gebaut von OHB) und den französischen Militär-Kommunikationssatelliten Syracuse 4B (Airbus) in eine geostationäre Umlaufbahn befördert. Ausgerechnet beim letzten Flug hatte es eine gut zweiwöchige Verspätung gegeben, weil es bei Tests mit der Abtrennvorrichtung der Booster zu Problemen gekommen war und zuletzt auch das Wetter nicht mitspielte. Der letzte Start verlief dann glatt.

Die Esa stellt damit eine der erfolgreichsten kommerziellen Trägerraketen außer Dienst - und muss nun zumindest in dieser Größenklasse bis zu 20 Tonnen Nutzlast etwa ein Jahr lang ohne einen eigenen Zugang zum All auskommen.

Als "Arbeitspferd" wurde die Ariane 5 gerne mal bezeichnet, weil die Rakete jahrzehntelang recht zuverlässig funktioniert hat. (Foto: JODY AMIET/AFP)

Einerseits steht die Nachfolgerakete Ariane 6, die noch diverse Tests durchlaufen muss, Branchenkreisen zufolge wohl erst im Sommer nächsten Jahres zur Verfügung. Dies ist für die Esa umso misslicher, weil sie seit gut einem Jahr wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine keine Sojus-Raketen mehr nutzen kann. Inmitten der ganzen Misere ist im Dezember 2022 auch noch der kommerzielle Erststart der neuen mittelgroßen Rakete Vega-C für bis zu 3,3 Tonnen Nutzlast gescheitert, wobei Airbus zwei Erdbeobachtungssatelliten verloren hat. Grund war ein Triebwerksfehler. Der italienische Hersteller Avio musste vergangene Woche auch Probleme bei neuen Qualifikationstests des Triebwerks vermelden, weswegen Vega-C wohl erst 2024 wieder wird fliegen können. Die Esa hat nun noch zwei Vega-Raketen der Vorgängerversion zur Verfügung, von der eine voraussichtlich im Spätsommer abheben könnte.

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Dass die Esa die Produktion der Ariane 5 vor einigen Jahren vorzeitig gestoppt hatte, um die Nachfolgerakete schnell an den Start zu bekommen, rächt sich nun also. Den Europäern sind nach Verzögerungen wegen der Pandemie und technischer Probleme die Raketen ausgegangen, in die sie Milliarden Steuergeld gesteckt haben. Dies hat zur Folge, dass die Esa bereits mehrere Flüge beim US-Konkurrenten Space-X buchen musste. Erst am 1. Juli ist das Esa-Weltraumteleskop Euclid von Cape Canaveral/Florida aus gestartet - auf einer Falcon 9. Nächstes Jahr soll Space-X auch die Esa-Asteroidensonde Hera befördern.

Beim Erstflug kam die "Ariane 5" vom Kurs ab

Dabei hatte die Esa mit der Ariane 5 jahrzehntelang ein zuverlässiges Arbeitspferd zur Verfügung. Auch wenn dies beim Premierenflug am 4. Juni 1996 noch nicht absehbar war, damals kam die erste Ariane 5 vom Kurs ab und zerstörte sich selbst. Von den 117 Flügen, die mit insgesamt rund 240 Satelliten vom europäischen Startplatz in Kourou/Französisch-Guyana abhoben, waren dann aber die meisten erfolgreich: Neben zwei Totalausfällen musste Arianespace noch drei "Teilerfolge" melden. Einer der jüngsten Höhepunkte war der Start des James-Webb-Weltraumteleskops von Nasa und Esa Ende 2021.

Ariane 5 war bereits lange unterwegs, als der kalifornische Hersteller Space-X damit begann, seine Falcon 9 zu entwickeln, die mittlerweile zur erfolgreichsten kommerziellen Trägerrakete geworden ist. Bei etwa 235 Falcon-9-Missionen seit 2010 sind "lediglich" zwei Raketen explodiert, mehr als 200 Missionen waren bisher in Folge erfolgreich. Auch das Einsammeln der wieder verwendbaren Booster klappte meistens.

Als die Esa 2014 beschloss, eine neue Ariane-Generation zu entwickeln, um die Kosten zu senken, geschah dies offensichtlich noch recht unbeeindruckt von der neuen US-Konkurrenz, die bis dahin allerdings auch noch nicht so viel geflogen war. Die ersten Tests von Space-X, Booster zu bergen, führten nicht dazu, dies auch bei der Ariane 6 zu versuchen. Diese kostet gut vier Milliarden Euro, kann zwar künftig etwas mehr transportieren als die Ariane 5, und die Produktion ist automatisierter und auf höhere Stückzahlen ausgerichtet. Doch wird die europäische Rakete wohl erst mittelfristig in Teilen mehrfach zu verwenden sein.

Nun muss die Ariane 6 aber erst einmal fliegen.

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