Erst Mitte Juli konnte die europäische Raumfahrtagentur Esa den Erststart der neu entwickelten Rakete Vega-C feiern. Die kleinere Schwester der Trägerrakete Ariane platzierte mehrere Forschungssatelliten erfolgreich im Erdorbit, und Esa-Direktor Daniel Neuenschwander wollte damit eine "neue Ära europäischer Startlösungen einläuten, die durch die Ariane 6 ergänzt werden soll", wie er sagte. Immerhin sieben Vega-Flüge waren damals schon gebucht.
Dieses Vorhaben ist nun jäh unterbrochen worden. Ausgerechnet bei der ersten kommerziellen Mission der Vega-C kam es in der Nacht zum Mittwoch etwa zweieinhalb Minuten nach dem Start in Kourou/Französisch-Guyana zu einem Problem beim Triebwerk Zefiro 40, das die zweite Stufe antreibt. Da die 35 Meter große Rakete vom Kurs abkam, musste Stéphane Israël, Chef des Raketenbetreibers Arianespace, die Mission verloren geben. Die genauen Gründe sollen nun von einer unabhängigen Untersuchungskommission ermittelt werden, hieß es am Mittwochnachmittag bei einer kurzen Pressekonferenz. An Bord waren die Erdbeobachtungssatelliten Pléiades Neo 5 und 6 des Airbus-Konzerns. Von Airbus gab es dazu keine Stellungnahme. Zuletzt war es 2019 wegen eines Triebwerkproblems zu einem Fehlstart der alten Vega-Rakete gekommen. Bei einer Vega-Mission Ende 2020 gingen zwei Satelliten verloren, als die Rakete wegen einer falschen Verkabelung von der Flugbahn abwich.
Aus Deutschland kommen Treibstofftanks
Die erste Vega-Version war seit 2012 ganze zwölfmal gestartet - inklusive der zwei Fehlschläge. Mit der Vega-C hat die Esa nun eine Rakete, die leistungsstärker, flexibler, wettbewerbsfähiger ist, da sie mit 2,3 Tonnen Nutzlast auch etwa 800 Kilogramm mehr auf eine Polarbahn transportieren kann. Beteiligt sind zehn Länder, Hauptauftragnehmer ist die italienische Firma Avio, aus Deutschland kommen vor allem Treibstofftanks.
Der gelungene Erststart war eine gute Nachricht, zumal sich der Premierenflug der Ariane 6 um drei Jahre auf Ende 2023 verzögert hat. Erst im November gab der Startdienstleister Arianespace fünf Flüge für das Erdbeobachtungssystem Copernicus bekannt, womit bereits 13 Vega-C-Starts gebucht seien. Sollte der nun fehlgeschlagene Start auf ein grundlegendes Problem bei der neuen Rakete zurückzuführen sein, wäre das für die Esa ein erheblicher Rückschlag. Es gebe aber weder auf die Ariane 5 noch auf die Ariane 6, bei der auch Booster der Vega-C verbaut sind, Auswirkungen, hieß es.