Erneuerbare Energien:Windiger Aufschwung

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Die Krise hat den deutschen Anlageherstellern bei den Öko-Energien in der Regel nichts ausgemacht. Jetzt wird es schwieriger - die internationale Konkurrenz schläft nicht.

Michael Bauchmüller

Nachts auf deutschen Autobahnen. In der Ferne kriecht eine Kolonne Schwertransporter, die Polizei fährt vorneweg. Und was liegt auf den Lastwagen? Runde, riesenhafte Teile - aus denen irgendwann der Turm eines Windrades wird; dazu Rotoren, Maschinenschränke, Generatoren: Das Geschäft mit den erneuerbaren Energien läuft.

Windräder in Brandenburg: "Die Windbranche wird in diesem Jahr etwas durchatmen", so der Branchenverband. Übersetzung: Das Wachstum lässt nach. (Foto: dpa)

Das legen auch neue Zahlen aus dem Bundesumweltministerium nahe, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Während die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr einbrach wie seit der Weltwirtschaftskrise nicht, boomten Wind, Solar und Co weiter. Um ein knappes Drittel legten demnach die Investitionen zu, und das nahezu ausschließlich wegen der Förderung erneuerbarer Energien.

Das allerdings auch auf Kosten der Verbraucher: Sie zahlen über den Strompreis auch die Garantiepreise für den eingespeisten Ökostrom mit, vor allem für Solarstrom ist das teuer. Und vor allem die Sonnenenergie legte zu: Von insgesamt 20 Milliarden Euro Investitionen flossen zwölf Milliarden in Anlagen, die aus Solarenergie Strom oder Wärme machen. Weitere 2,7 Milliarden Euro wanderten in Windparks.

Weil aber die Anlagen nicht nur produziert werden wollen, sondern auch installiert und gewartet werden müssen, steigt den Zahlen zufolge auch die Wertschöpfung rund um den Ökostrom. Zwischen 2005 und 2009 hat sie sich mehr als verdoppelt auf mittlerweile 16 Milliarden Euro im Jahr. Das wiederum bedeutet zusätzliche Arbeitsplätze. Deutschlandweit geht das Ministerium von 300.000 Ökostrom-Jobs aus - zweimal so viele, wie Daimler in Deutschland hat. Allein mit Biomasse-Kraftwerken verdienen 110.000 Menschen ihr Geld, vor allem in der Landwirtschaft.

"Die Märkte der Zukunft werden heute besetzt."

Doch der Wettbewerb wird härter. "Die deutschen Hersteller sind grundsätzlich gut aufgestellt", heißt es in dem Papier, "müssen sich aber verstärkt mit Konkurrenten aus USA, China, Indien und Japan auseinandersetzen." Während hiesige Firmen bei Wind- und Wasserenergie mehr als zwei Drittel ihrer Produktion exportieren, holt vor allem bei Photovoltaik-Anlagen die Konkurrenz schnell auf. "Deshalb gilt es, den Vorsprung zu halten", sagt Umwelt-Staatssekretärin Katherina Reiche. "Die Märkte der Zukunft werden heute besetzt." Deshalb müsse der Bund auch mehr zur Förderung des Exports tun.

Ohnehin steht die Branche derzeit vor einem Tal. Vestas, Weltmarktführer bei Windrädern, schockierte am vergangenen Mittwoch die Märkte mit einer revidierten Prognose - Bestellungen verzögern sich. Auch die deutschen Maschinenbauer warnen vor zu viel Euphorie. "Die Windbranche wird in diesem Jahr etwas durchatmen", sagt Thorsten Herdan, Geschäftsführer des Branchenverbands VDMA Power Systems. Auch der Solarindustrie könnten schlechtere Zeiten blühen, denn viele Haushalte deckten sich noch rasch mit Solaranlagen ein, ehe die Vergütung gesenkt wurde. 2011 werde sich die Lage dann aber wieder aufhellen. "Langfristig", sagt Herdan, "sind die Perspektiven großartig."

© SZ vom 21.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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