Windkraft:Stromkunden in Norddeutschland könnten bald weniger zahlen

Lesezeit: 1 min

Windräder im Landkreis Oder-Spree: Dort, wo es viel Wind, gibt, wird die Energie nicht immer gebraucht. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Die Bundesnetzagentur will die Kosten für die Energiewende fairer verteilen - und vor allem Norddeutschland entlasten. Andere Haushalte werden dann mehr bezahlen müssen.

Von Michael Bauchmüller

Bei der Energiewende vorneweg zu sein, konnte bisher ziemlich teuer sein. Ausgerechnet in jenen Gegenden, die den Rest der Republik mit besonders viel Windstrom versorgten, zahlten Haushalte besonders viel für den Strom. Der Grund: Viel Windstrom verlangt auch viele Stromleitungen, und die Kosten für deren Ausbau - jedenfalls auf der regionalen Ebene - holten sich die Versorger von der örtlichen Kundschaft zurück. Regionen mit weniger Windparks dagegen profitierten sowohl vom günstigen Windstrom als auch von vergleichsweise niedrigen Netzentgelten. Das soll sich ändern.

Die Bundesnetzagentur will ein neues Solidarsystem für Stromleitungen einführen. Erste Pläne dafür hat sie am Freitag vorgelegt. Demnach sollen Versorger, in deren Netzgebiet besonders viele Ökostrom-Anlagen angeschlossen sind, von Kosten entlastet werden. Diese Belastung soll dann bundesweit umgelegt werden, und zwar auf alle Stromkunden. "Wir wollen eine gerechtere Verteilung der Kosten erreichen", sagt Netzagentur-Chef Klaus Müller. Schließlich gehe es um eine Gemeinschaftsaufgabe. Seit einer Gesetzesänderung im vorigen Monat hat Müller deutlich mehr Kompetenzen, auch zur Umverteilung.

Welche Regionen durch ihr Modell besonders entlastet würden, hat die Bonner Behörde auch schon ausgerechnet. Es ist vor allem, aber nicht nur, der Norden. So würden allein im kleinen Schleswig-Holstein Verbraucherinnen und Verbraucher um 186 Millionen Euro entlastet. Brandenburg käme auf 216 Millionen Euro - womit auf die beiden Bundesländer zwei Drittel der gesamten Entlastung von 608 Millionen entfielen. Nach Sachsen-Anhalt flössen fast 90 Millionen Euro. Allerdings geht auch innerhalb der Länder Geld nur an besonders betroffene Netze, und damit meist in ländliche Räume. Das führt dazu, dass auch Bayern mit 40 Millionen Euro Entlastung rechnen kann. Denn auch hier gibt es Regionen, die besonders viel Ökostrom angeschlossen haben, etwa im Allgäu. Die Stadtstaaten und auch Nordrhein-Westfalen gehen leer aus.

Finanziert werden soll die Umverteilung, die frühestens 2025 beginnen würde, über eine bereits bestehende Umlage zum Ausgleich unterschiedlicher Netzkosten. Sie würde je Kilowattstunde von bisher gut 0,4 auf 0,64 Cent steigen. Macht für einen durchschnittlichen Haushalt um die sieben Euro im Jahr. In den betroffenen Gebieten dagegen könnten Kunden gut 100 Euro sparen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusReden wir über Geld
:"Klar bin ich dem Ruf des Geldes gefolgt"

Kevin Kuranyi war 15 Jahre Fußballprofi, jetzt ist er Spielerberater. Wie viel man in dem Job wirklich verdient, wieso ihm der Sport zu politisch ist und warum er seinen Porsche verkauft und den Gewinn in Bitcoin investiert hat.

Interview von Thomas Öchsner und Vivien Timmler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: