Finanzierungsrunde:Van Moof erhält viel Geld für E-Bikes

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Der niederländische E-Bike-Hersteller Vanmoof wollte sich selbst als eine Art Apple für E-Bikes etablieren. Doch am Ende ging dem Start-up das Geld aus. (Foto: Ute Grabowsky/imago/photothek)

Investoren geben dem Start-up mehr als 100 Millionen Euro. Sie wollen davon profitieren, dass sich der Markt rasch fast verdoppeln könnte.

Von Stephan Radomsky, München

Der Fahrrad-Boom fängt gerade erst an. Das zumindest glaubt offenbar eine Gruppe internationaler Finanzinvestoren und steckt insgesamt 128 Millionen Dollar, umgerechnet gut 108 Millionen Euro, in die niederländische E-Bike-Firma Van Moof. Unter den Geldgebern ist auch Gillian Tans, die frühere Chefin des Buchungsportals Booking.com. Es ist die mit Abstand größte Finanzierung, die Van Moof bisher erhalten hat. Vor knapp einem Jahr hatte die 2009 gegründete Firma rund 34 Millionen Euro von einer Gruppe britischer und amerikanischer Geldgeber bekommen.

Das Geld solle nun ins weitere weltweite Wachstum fließen, hieß es. Dazu will Van Moof die eigene Produktion und Entwicklung ausbauen. In Frühjahr 2020 hatte das Unternehmen seine ersten komplett selbst entwickelten E-Bike-Modelle auf den Markt gebracht. Anders als sonst oft üblich, werden Komponenten wie Schaltung, Bremsen, Sattel und so weiter nicht mehr einfach von Zulieferern zugekauft und verbaut, sondern eigenständig designt und dann von Auftragsfertigern produziert. Das sollte die Firma unabhängiger machen und die E-Bikes günstiger. Zudem hatten die Holländer, die ursprünglich mit einem reinen Online-Vertrieb ihrer Räder gestartet waren, im vergangenen Jahr die Zahl ihrer Service-Stützpunkte in Metropolen weltweit auf 50 ausgebaut.

Lieferengpässe haben das Wachstum zuletzt gebremst

Getrieben durch die Corona-Pandemie und die Klima-Debatte sind vor allem die Verkaufszahlen von E-Bikes in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. So wurden nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) allein in Deutschland im ersten Halbjahr rund 1,2 Millionen E-Bikes verkauft - ein Plus von gut neun Prozent. Und es hätte noch mehr sein können: Wegen Lieferengpässen habe man nicht die gesamte Nachfrage bedienen können. Bereits 2020 war der Absatz um mehr als 40 Prozent in die Höhe geschossen. Und das Wachstum dürfte sich Branchenbeobachtern zufolge in dem kommenden Jahren fortsetzen - nicht nur in Deutschland: Schätzungen gehen davon aus, dass der globale Markt für E-Bikes von zuletzt gut 40 Milliarden Dollar bis 2027 auf bis zu 70 Milliarden Dollar wachsen könnte.

Van Moof profitierte im ersten Pandemie-Jahr überdurchschnittlich vom Boom: Nach eigenen Angaben verdreifachten die Niederländer 2020 ihre Verkäufe, der Umsatz verdoppelte sich - auch wegen deutlich niedrigerer Einstiegspreise für die jüngste Generation der E-Bikes. Nun sei das Ziel, in den kommenden fünf Jahren insgesamt zehn Millionen Van-Moof-Räder zu verkaufen, so Mitgründer Taco Carlier.

Gebremst wird die Branche dabei allerdings von Nachschub-Problemen. Sie leidet, ähnlich wie die Autobauer, unter anderem unter dem weltweiten Mangel an Computerchips. Zudem gebe es Engpässe bei Teilen wie Rahmen, Gabeln und Bremsen, sagte der Chef der E-Bike-Sparte des Zulieferers Bosch, Claus Fleischer. "Die Fahrradhersteller kämpfen um jedes Rad, das sie bauen können, weil immer wieder Komponenten fehlen." Normalisieren wird sich die Lage wohl erst gegen Ende des nächsten Jahres, schätzt man beim ZIV. Für Van Moof könnte es sich also lohnen, in die hauseigene Entwicklung und Fertigung zu investieren.

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