Schon seit Monaten horten britische Unternehmen Waren und Produktteile, aus Angst vor einem Brexit ohne Abkommen. Denn wenn Großbritannien die Europäische Union (EU) verlässt, gibt es auch keinen freien Warenverkehr mehr zwischen der Insel und dem Festland, an den Grenzen und Häfen könnte es zu erheblichen Staus kommen - und bei den Firmen zu Lieferengpässen. Deshalb sorgen einige vor und horten. Bei Schrauben und Brettern mag das auch eine Weile gut gehen, solange der Lagerplatz reicht. Doch selbst der wird bei einigen Firmen bereits knapp.
Je näher ein möglicher harter Brexit rückt, desto mehr bunkern die Unternehmen aber auch Essbares. Wie die britische Tageszeitung The Guardian meldete, sorgt nun auch die Pizzakette Domino's vor. Mehl und Käse kauft das Pizzahaus zwar ohnehin in Großbritannien ein, doch etwa ein Drittel der Zutaten kommt aus dem Ausland, darunter Tomatensoße aus Portugal, aber auch anderer Belag wie gefrorenes Hähnchen, Thunfisch und Ananas. Damit auch in Zukunft nicht nur britisches Gemüse auf den Pizzen in den mehr als 1000 Domino's-Filialen in Großbritannien landet, investierte die Firma dem Bericht zufolge nun sieben Millionen Pfund (7,6 Millionen Euro) in die Lagerung der Toppings.
Ein Ausstieg Großbritanniens ohne Abkommen aus der EU stelle ein erhöhtes Risiko für die Unterbrechung der Lieferketten dar, teilte Domino's in der englischen Großstadt Milton Keynes mit. Und weiter: "Da sich die Wahrscheinlichkeit dieses Risikos erhöht hat, hat die Gruppe eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen auf Lieferkettenunterbrechungen zu minimieren." Mögliche lange Wartezeiten für Lastwagen, die bei einem No-Deal-Brexit an der Grenze drohen, könnten besonders bei Transporten von verderblichen Lebensmitteln zum Problem werden - für die Hersteller, aber auch für die Verbraucher, wenn dadurch die Preise steigen. Mit einer Entspannung der Lage rechnet Domino's nicht. "Wir erwarten, dass es Brexit-bedingt bis ins Jahr 2020 hinein zu einer erhöhten Lagermenge kommt", betonte die Kette anlässlich der Vorlage ihrer Halbjahresergebnisse.
Nicht nur Firmen verunsichert das Hin und Her beim Brexit, sondern auch die Bevölkerung. Untersuchungen zufolge hamstern bis zu 40 Prozent der Briten Produkte bei sich zu Hause. Neben Lebensmitteln bunkern sie demnach Haushaltsmittel und Medikamente.
Der britische Premierminister Boris Johnson, der angekündigt hatte, dass Großbritannien die EU am 31. Oktober verlassen wird - ob mit oder ohne Deal - scheint sich indessen wenig Sorgen zu machen um mögliche Lebensmittelknappheit. Im Januar versicherte er gegenüber einem Reporter: "Dieses Land wird unter allen Umständen ausreichend versorgt sein, nicht nur mit Marsriegeln und mit Trinkwasser, sondern auch mit Cheese-and-Onion-Chips."