Gleichstellung:Gesprächsbedarf bei Deutz

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Bau eines der großen Dieselmotoren von Deutz: Das Kölner Unternehmen beschäftigte zuletzt zu etwa 88 Prozent Männer. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Aufsichtsrat des Motorenbauers tagt bald außerplanmäßig. Zuvor hatten Chefaufseher und Vorstandschef ungewöhnlich harsch über die neue, gesetzliche Frauenquote diskutiert.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Beim Motorenbauer Deutz herrscht offenbar Gesprächsbedarf, nachdem der Aufsichtsratschef und der Vorstandsvorsitzende rund um Weihnachten über die neue gesetzliche Frauenquote in Vorständen stritten. Nach SZ-Informationen soll der Aufsichtsrat an diesem Mittwoch außerplanmäßig tagen. Ein Firmensprecher bestätigt auf Anfrage, dass das Gremium "diese Woche zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommt".

Hintergrund der genannten Debatte: Bislang gehören dem Vorstand von Deutz vier Männer an. Doch das zweite Führungspositionen-Gesetz schreibt seit Sommer 2021 vor, dass börsennotierte und mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern künftig mindestens eine Frau in das Leitungsgremium berufen müssen.

In der eigentlichen Sache hat Deutz offenbar noch keine Lösung gefunden

Der Aufsichtsrat von Deutz prüfte daraufhin, ob er die Verträge der Vorstandsmitglieder vorzeitig verlängern könnte, bevor die Quote greift. Doch dieser Weg hielt einer juristischen Prüfung nicht stand. Alternativ sprach Chefkontrolleur Bernd Bohr mit einem Vorstandsmann darüber, ob dieser bereit wäre, in die Rolle eines Generalbevollmächtigten degradiert zu werden. Für das verbleibende Trio würde die neue Vorgabe nicht gelten. Bohr bestätigte, dass der Aufsichtsrat "auch ungewöhnlichen Ideen nachgegangen" sei, wobei man manche auf Anraten der Juristen wieder verworfen habe. Deutz sei mit allen vier Vorstandsmitgliedern zufrieden, erklärte Bohr.

Doch Vorstandschef Frank Hiller mahnte in einem Brief an das Kontrollgremium, dass die Öffentlichkeit derlei Ideen als Winkelzug enttarnen könnte: "Nämlich in der Art, dass wir Frauen in Vorstandspositionen nicht akzeptieren." Daraufhin kritisierte Chefkontrolleur Bohr in einer E-Mail, dass Hiller einen Lösungsansatz "mutwillig torpediert" und den Spielraum des Aufsichtsrats "in absolut unzulässiger Weise" eingeschränkt habe. Bohr stellte infrage, ob er "nach diesem Vorfall" noch vertrauensvoll mit dem Vorstandschef zusammenarbeiten könne, hat diese Aussage aber später relativiert.

Auch wenn der Aufsichtsrat bald außerplanmäßig tagt, scheint die Firma noch keine Lösung in der eigentlichen Sache gefunden zu haben. So seien Personalthemen "nicht Gegenstand der Beratungen", teilt der Sprecher mit. Bohr hatte das Ziel ausgegeben, dass Deutz bis Jahresende eine Lösung finden solle.

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