Die deutsche Wirtschaft steht nach Prognose der Bundesbank mit einem Bein in einer neuen Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im zurückliegenden dritten Quartal "etwas geschrumpft sein", heißt es im Monatsbericht der Bundesbank. Geht es im laufenden vierten Quartal zum zweiten Mal in Folge zurück, wird von einer "technischen Rezession" gesprochen. Die gab es zuletzt um den Jahreswechsel 2022/23, ehe sie im Frühjahr mit einer Stagnation der Wirtschaft endete. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht eine erste Schätzung zum Abschneiden von Juli bis September voraussichtlich Ende Oktober.
"Die deutsche Wirtschaft wurde von mehreren Faktoren gebremst", betonte die Bundesbank mit Blick auf das abgelaufene Vierteljahr. "So war die Auslandsnachfrage nach Industrieprodukten weiterhin schwach." Die gestiegenen Finanzierungskosten dämpften zudem die Investitionen, dies drückte die inländische Nachfrage in der Industrie und vor allem im Bau. Die noch bestehenden Auftragspolster hätten dies nur teilweise abfedern können. Sowohl in der Industrie als auch im Bauhauptgewerbe sei die Produktion im Sommer daher deutlich zurückgegangen.
"Rückenwind erhielt die deutsche Wirtschaft zwar von dem nach wie vor robusten Arbeitsmarkt und kräftigen Lohnsteigerungen bei nachlassender Inflation", heißt es im Monatsbericht. "Allerdings nutzten die privaten Haushalte zusätzliche Ausgabenspielräume wohl noch nicht für höhere Konsumausgaben." Darauf deuten etwa die schwachen realen Umsätze in Einzelhandel und Gastgewerbe hin, ebenso die in Verbraucherumfragen signalisierte hohe Sparneigung. Die Schwäche der Industrie und des privaten Konsums habe zudem viele Dienstleister ausgebremst.
Leichte Entspannung erwartet die Bundesbank bei der Teuerung. "In den kommenden Monaten sollte sich die Inflationsrate wegen des starken Energiepreisanstiegs im zweiten Halbjahr 2022 und der allmählich weiter sinkenden Teuerung für Nahrungsmittel und nicht energetische Waren insgesamt etwas weiter abschwächen", erwartet sie. Die sogenannte Kernrate - bei der die schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden - dürfte in nächster Zeit aber weiter etwas oberhalb von vier Prozent liegen, "vor allem wegen der unverändert kräftigen Dynamik der Dienstleistungspreise". Viele Unternehmen dürften versuchen, gestiegene Personalkosten an ihre Kunden weiterzureichen, erwarten Experten.