Quartalsverlust:Deutsche Bank erwägt Negativzinsen

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Die Deutsche Bank erwägt neuerdings, Negativzinsen auch an vermögende Privatkunden weiterzugeben. (Foto: REUTERS)
  • Der laufende Konzernumbau hat die Deutsche Bank auch im dritten Quartal 2019 in die Verluste gestürzt.
  • Nun erwägt das Institut sogar, die Negativzinsen der EZB an ihre Kunden weiterzugeben - wohl aber noch nicht für das breite Privatkundengeschäft.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Kaum ein Geldhaus in Deutschland steht mehr unter Ertragsdruck als die Deutsche Bank. Das zeigen einmal mehr die neuesten Quartalszahlen des Instituts, die wenig erfreulich ausfielen. Kein Wunder also, dass die Bank nun sogar prüft, in welchem Umfang sie die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) auch ihren Kunden berechnen kann. "Wir erwägen über alle unsere Geschäftsbereiche hinweg, negative Zinsen an die Kunden weiterzugeben, wo es klug und vernünftig und auch rechtlich möglich ist", sagte Finanzvorstand James von Moltke der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Bank befinde sich dazu in Kundengesprächen, "speziell in unserer Unternehmensbank, aber auch in der Privatbank - mit dem Konzept, dass es ab einem bestimmten Niveau angemessen ist, negative Zinsen weiterzugeben".

Ein Sprecher ergänzte, die Pläne bezögen sich bislang allenfalls auf vermögende Privatkunden, die Millionen auf dem Konto parkten, zugleich aber wenige Geschäfte mit der Bank tätigten. "Im breiten Kundengeschäft mit relativ gesehen geringeren Einlagen gibt die Deutsche Bank derzeit keine Kosten für Einlagen an die Kunden weiter", sagte er. Dem Vernehmen nach wäre die Bank im Augenblick technisch überhaupt nicht Lage dazu, möchte aber offenbar vorbereitet sein, sollten andere Banken beginnen, auf breiter Front Negativzinsen zu berechnen. Dann würden Geldhäuser, die davon absehen, plötzlich mit Spareinlagen überflutet.

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Laut Finanzvorstand Moltke könnte die Bank theoretisch auf ein Fünftel ihrer Einlagen (das sind in der Summe 580 Milliarden Euro) Negativzinsen berechnen.

Die deutschen Banken klagen seit Langem darüber, dass sie 0,5 Prozent Negativzinsen bezahlen müssen, wenn sie überschüssige Liquidität bei der Notenbank parken. Spätestens aber seit die EZB im September signalisiert hat, dass die Negativzinsen ein Dauerbrenner bleiben, liebäugeln immer mehr Banken damit, diese an Kunden weiterzugeben - ohne freilich zu erwähnen, dass sie bei ihrer Refinanzierung selbst von den Nullzinsen profitieren.

Ob sie es wirklich in die Tat umsetzen, ist unklar, schließlich wären die Folgen enorm. Es ist gut möglich, dass es sich vorerst um eine Drohgebärde der Banken handelt, um die Notenbank unter Druck zu setzen. Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken hat laut Handelsblatt einen Vier-Stufen-Plan zur Einführung von Minuszinsen an Mitgliedsinstitute verschickt. Der Leitfaden enthält neben Einschätzungen zur Rechtslage auch Musterschreiben und Formulierungshilfen.

Am Aktienmarkt kamen die neuen Quartalszahlen schlecht an

Für die Deutsche Bank wären Negativzinsen für Kunden allein ohnehin nicht die Rettung. Der Konzernumbau hat das Institut auch im dritten Quartal 2019 in die Verluste gestürzt. Unter dem Strich stand ein Minus von 942 Millionen Euro. Auch im Gesamtjahr wird die Bank erneut Verlust machen, etwa weil sie Mitarbeitern Abfindungen zahlen und aufgegebene Geschäfte abschreiben muss.

Ob die neue Strategie aufgeht, die Christian Sewing der Bank im Juli verordnet hat, ist noch nicht absehbar. Die Erträge der Bank gingen im Sommerquartal um rund 15 Prozent zurück auf 5,3 Milliarden Euro. Gleichzeitig legten die Kosten um vier Prozent auf 5,8 Milliarden Euro zu. In allen vier Geschäftsfeldern verdiente das Institut weniger als im Vorjahreszeitraum. Nur in der Unternehmerbank, die das Firmenkundengeschäft sowie die Zahlungsverkehrsdienstleistungen beinhaltet, legten die Erträge zu. Am Aktienmarkt kamen die Zahlen schlecht an: Zwischenzeitlich fiel die Aktie zeitweise um mehr als sieben Prozent.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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