Deutsche Bank:Rüffel aus Amerika

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Hauptsitz der Deutschen Bank in New York: Dem Kreditinstitut drohen Sanktionen, weil es nicht genug gegen Geldwäsche unternimmt. Das ist zumindest die Einschätzung der amerikanischen Notenbank. (Foto: ANGELA WEISS/AFP)

Die Deutsche Bank hat das Risikomanagement immer noch nicht im Griff, kritisiert die US-Notenbank - ein Rückschlag für die Führungsmannschaft.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Als Christiana Riley im Januar 2020 als Amerika-Chefin in den Vorstand der Deutschen Bank berufen wurde, sollten davon gleich mehrere Botschaften ausgehen: Zum Ersten, das Geldhaus befördert nicht nur Männer ins oberste Führungsgremium, zum Zweiten: Die Bank bleibt der Wall Street treu, und zum Dritten: Sie werde das Verhältnis des Instituts zu den US-Aufsehern verbessern. Dies stünde "an erster Stelle", sagte sie damals in einem Interview. "Denn wenn das nicht erfolgreich ist, dann ist die Energie für andere Dinge auch verschwendet." Tatsächlich war das Verhältnis zu den Aufsehern nach vielen Skandaljahren äußerst belastet. In der New Yorker Tochter des größten deutschen Geldhauses haben seit Langem mächtige Investmentbanker das Sagen, ohne echte Kontrolle aus Frankfurt. Als Riley ihren Job antrat, war sie die die vierte US-Chefin in gut fünf Jahren.

Erst vergangene Woche hatte Konzernchef Christian Sewing auf der Hauptversammlung gesagt, der Blick auf "unsere Bank" habe sich grundsätzlich verändert. "Fragen zu Liquidität, Eigenkapital oder unserer Strategie" - all das sei derzeit "kein Thema mehr". Einige Instanzen, so zeigt sich jetzt, stellen aber offenbar doch noch Fragen - und das sind ausgerechnet die mächtigen US-Aufseher.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg und das Wall Street Journal berichten, hat die US-Notenbank Fed der Bank mitgeteilt, dass ihre Compliance-Programme, welche darüber wachen, dass die Regeln eingehalten werden, anscheinend immer noch nicht auf der Höhe der Zeit sind. Bei der jährlichen regulatorischen Bewertung sei die US-Notenbank zu der Einschätzung gekommen, dass die Bank ihr Risikomanagement nicht verbessert hat, obwohl sie der Zentralbank gegenüber zugesagt hatte, Probleme zu beheben. Nun drohten der Deutschen Bank Sanktionen, darunter eine potenziell hohe Geldbuße.

Schon 2020 hatte die Fed ein vernichtendes Urteil gefällt

Die Rückmeldung der Fed ist ein schwerer Rückschlag nicht nur für Riley, sondern auch für Sewing. Die Fed hatte die Bank vor vier Jahren als in "schwieriger Kondition" eingestuft. Anfang 2020 hatte das Geldhaus erneut ein vernichtendes Urteil von der Fed kassiert. Die US-Geschäfte wiesen in "signifikantem" Umfang "ernsthafte Schwächen" auf. Wie immer versprach die Deutsche Bank, die Probleme in den Griff zu bekommen. Und auch auf der Hauptversammlung vergangene Woche strich Sewing heraus, die Bank habe in die Kontrollsysteme investiert, aber eben noch Hausaufgaben zu erledigen. Im obersten Führungsgremium hat nun Rechtsvorstand Stefan Simon die Verantwortung für die Bekämpfung von Finanzkriminalität übernommen und als Erstes den Konzerngeldwäschebeauftragten ausgetauscht.

Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin hatte vor wenigen Wochen die Geduld verloren, weil die Bank offenbar immer noch Mängel in der Geldwäsche-Bekämpfung aufweist. Schon 2018 hatte die Aufsicht einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der die Fortschritte überwachen soll. Eigentlich wäre sein Mandat im September ausgelaufen, nun wird es um drei Jahre verlängert. Zusammen mit Stefan Simon wird Christiana Riley nun darum kämpfen, die Probleme zu beseitigen. Andernfalls riskiert das Geldhaus erneut Strafen wegen schwacher Geldwäsche-Bekämpfung. Gerade im Investmentbanking laufe dies alles andere als rund, sagte ein Insider. Dort führt die Bank mehrere Tausend Kunden mit hohem Geldwäsche-Risiko, deren Daten regelmäßig aktualisiert werden müssen. Dabei hinke das Geldhaus hinterher; die heikle Arbeit werde teils nur noch oberflächlich erledigt, heißt es in Finanzkreisen.

Bald kommt der nächste Stresstest

Mit heiklen Situationen kennt sich Riley eigentlich aus. Als frühere Hausbank von Donald Trump hat das Geldhaus in den USA vor allem bei Anhängern der Demokraten einen schlechten Ruf. Auf dem Karrierenetzwerk Linkedin hatte sich die 43-Jährige unlängst von Trump distanziert und sich kritisch zu den von ihm heraufbeschworenen Ausschreitungen im Capitol geäußert. Auch zur Ermordung von George Floyd bezog sie Stellung. Die Amerikanerin, die auch lange in Deutschland gelebt hat, arbeitet bereits seit 2006 für die Deutsche Bank. Zuletzt war sie Finanzchefin des Investmentbankings, zuvor als Co-Strategiechefin Teil des inneren Machtzirkels des früheren Vorstandschefs Anshu Jain. Zusammen mit dem heutigen Investmentbanking-Chef Fabrizio Campelli ersannen sie 2015 die neue Strategie von Jain und Co-Chef Jürgen Fitschen, die dann aber nicht mehr umgesetzt wurde.

Offen ist, inwieweit sich die Kritik der Fed nun auf den ganzen Konzern übertragen lässt und was das alles für den diesjährigen Fed-Stresstest heißt, der wohl Ende Juni veröffentlicht wird. Die vergangenen zwei Jahre hat die Bank den Test bestanden, nachdem sie zuvor durchgefallen war.

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