Finanzindustrie:Vorwürfe sexueller Belästigung gegen Londoner Starinvestor

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Jetzt wird mit dem Finger auf ihn gezeigt: 13 Frauen haben dem 64-jährigen Crispin Odey sexuelle Übergriffe und Belästigungen vorgeworfen. (Foto: Rob Todd/picture alliance / dmg media Lic)

Crispin Odey war einer der erfolgreichsten und schillerndsten Hedgefondsmanager. Er verdiente ein Vermögen und suchte die Nähe zu Boris Johnson. Nun steht seine Karriere vor dem Aus.

Von Alexander Mühlauer, London

Es ist noch nicht lange her, da hatte Crispin Odey seinen letzten großen Erfolg, vielleicht sogar seinen allerletzten: 152 Prozent Rendite machte sein Hedgefonds im vergangenen Jahr. Odey hatte darauf gewettet, dass die Kurse britischer Staatsanleihen sinken und das Pfund an Wert verliert. Beides geschah im Herbst 2022, nachdem die Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss mit ihren Steuerplänen die Finanzmärkte aufgeschreckt hatte. Odey verdiente damals ein Vermögen. Seine Wette war aufgegangen.

Crispin Odey galt als einer der erfolgreichsten und schillerndsten Hedgefondsmanager Londons. Doch nun sieht es so aus, als stehe seine Karriere vor dem Ende. 13 Frauen haben dem 64-jährigen Briten sexuelle Übergriffe und Belästigungen vorgeworfen. Das Magazin der Financial Times hatte zuerst darüber berichtet. Odey bestreitet alle Vorwürfe und bezeichnete die Anschuldigungen ehemaliger Mitarbeiterinnen als "Unsinn".

Das sehen große Investmentbanken anders. JP Morgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley haben sich bereits von Odey distanziert. Sie wollen ihre Geschäftsbeziehungen zu dem von ihm gegründeten Hedgefonds Odey Asset Managment (OAM) wohl kappen. Auch seine engsten Mitarbeiter möchten mit Odey nichts mehr zu tun haben. Er verlasse die Partnerschaft, schrieben Vorstandschef Peter Martin und Finanzvorstand Michael Ede in einer Mitteilung vom Wochenende. Odey sei nicht mehr involviert, weder ökonomisch noch finanziell.

Dem Vernehmen nach will der Hedgefondsgründer sich das nicht gefallen lassen. Gegenüber der Financial Times ließ er offenbar durchblicken, dass er sich gegen seinen Rauswurf wehren könnte. Odey ist nach wie vor Hauptanteilseigner von OAM. Er scheint bereit zu sein, alles in Bewegung zu setzen, um sein Lebenswerk nicht kampflos aufzugeben.

Schon einmal gab es ähnliche Vorwürfe gegen Odey

Der Hedgefonds verwaltet derzeit Vermögenswerte von etwa vier Milliarden Dollar. Wer dort investiert, dem muss klar sein, dass die Renditen nicht immer so hoch sein können wie im vergangenen Jahr. Odey war bekannt für riskante Wetten: Meistens setzte er auf fallende Kurse von Aktien, Währungen und Anleihen. Oft führte das zu hohen Gewinnen, manchmal aber auch zu hohen Verlusten. Dieses Jahr liegt der Hedgefonds leicht im Minus.

Die Vorwürfe, die nun gegen Odey erhoben werden, erinnern viele in der Londoner City an das Jahr 2020. Damals wurde der Hedgefondsmanager wegen sexueller Nötigung angeklagt. Odey hatte alle Anschuldigungen bestritten, der Prozess endete mit einem Freispruch. Ob es angesichts der neuen Vorwürfe erneut zu einer Anklage kommt, ist offen. Fest steht jedenfalls: Diesmal geht es für Odey um sein Lebenswerk, seinen Hedgefonds, den er 1991 gegründet hat. Und nicht zuletzt geht es auch darum, ob sich die Mächtigen in London weiter mit ihm an einen Tisch setzen.

Genau das war Odey nämlich immer wichtig. Er spendete Hunderttausende Pfund an die Konservative Partei und suchte die Nähe zu Boris Johnson und anderen Brexiteers. Wie der frühere Premier ist Odey ein Verfechter des EU-Austritts. Zumindest finanziell war der Brexit für den Hedgefondsmanager ein großer Erfolg. Seine Wetten auf fallende Aktienkurse britischer Unternehmen zahlten sich damals voll aus.

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