Champagner und Yachten:Die armen Reichen

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Immer größer, immer länger: Superyachten werden häufig in Dubai gesichtet, wie hier zu sehen. Doch zuletzt wurden weniger gekauft. (Foto: Karl-Heinz Spremberg/Imago/imagebroker)

Weniger Superreiche kaufen Superyachten - und auch der Champagner wird zum Ladenhüter. Können sich Superreiche nichts mehr leisten?

Von Robert Wallenhauer

Die Superreichen dieser Welt sitzen auf dem Trockenen. Denn der Absatz von Superyachten ging im vergangenen Jahr um 17 Prozent zurück, ergab eine Analyse des Online-Magazins Superyacht Times. Wie der Name erahnen lässt, sind Superyachten die richtig großen Dinger. Konkret: mehr als 30 Meter lang. Platz für eine ganze Menge Champagnerflaschen. Bei den gebrauchten Yachten sieht es noch schlimmer aus, dort nahm die Zahl der Verkäufe sogar um 27 Prozent ab.

Für die sinkenden Verkaufspreise gibt es viele Gründe. Zum einen kommen auch die Superreichen nicht an steigenden Preisen vorbei. Auch sie müssen als Folge ein wenig kürzertreten. Weil Material- und Arbeitskosten zuletzt stiegen, wurden die Luxusschiffe nämlich teurer. Die armen Superreichen.

Zum anderen ist im Markt der Superyachten auch so etwas wie Geopolitik wichtig. Russische Käufer sind auf dem Markt der neu gebauten Yachten mittlerweile weitgehend abwesend, zitiert das US-Medium Business Insider (BI) aus der Marktanalyse. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine verhängten westliche Staaten Sanktionen gegen die russische Elite.

Die Auswirkung der Sanktionen werde man auch noch in den kommenden Jahren spüren, schreibt BI. "Das obere Ende des Marktes wurde durch den Rückzug der Russen in Mitleidenschaft gezogen", sagte Ralph Dazert, Nachrichtenchef der Superyacht Times, dem US-Medium. Der Markt beginne sich aber wieder zu erholen, vor allem mit Anfragen aus den USA. Dank der starken US-Wirtschaft werden die Yachten jetzt also nach Florida anstatt zu den russischen Oligarchen geliefert.

Bisher hatten amerikanische und russische Superreiche unterschiedliche Geschmäcker. Yachten-Experten zufolge neigten Russen dazu, sehr extravagante und sehr große Yachten zu bestellen. Die Amerikaner mochten es lange etwas bescheidener. Wenn man das so sagen kann, immerhin geht es um Superreiche. Mittlerweile gehen jedoch fast ein Viertel aller Superyacht-Verkäufe im vergangenen Jahr auf Rechnung von US-Amerikanern. Und die Yachten werden immer größer. Die durchschnittliche Länge einer Superyacht in saudischem Besitz beträgt gut 62 Meter, verglichen mit knapp 61 Meter für russische Käufer und 54 Meter für die Amerikaner.

Auch Champagner wird weniger getrunken - Zufall? Wohl kaum

Zwar nutze die Flut von wohlhabenden Käufern, die während der Covid-Pandemie zum ersten Mal auf den Markt kamen, ihre Yachten weiterhin, sagt Dazert. Viele würden ihre Boote sogar aufrüsten. Trotzdem erwarte er auch in diesem Jahr einen leichten Rückgang bei der Zahl der verkauften Neuyachten.

Auch andere Luxusgüter sind von einer sinkenden Nachfrage betroffen. Der französische Luxuskonzern LVMH teilte am Mittwoch seine Finanzzahlen für das erste Quartal 2024 mit. Dem Luxusriesen gehören Marken wie Moët & Chandon Champagner, Louis Vuitton und Dior. Besonders stark ging der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal in der Sparte "Wein und Spirituosen" zurück, und zwar um 16 Prozent. Die Franzosen geben jetzt ausgerechnet dem Schampus die Schuld.

Andererseits: Wenn weniger Neuyachten verkauft werden, gibt es auch weniger Schiffstaufen. Bei diesem Ritual wird dem neu gebauten Schiff sein Name verliehen - und zur Feier des Tages auch mal eine Champagnerflasche am Rumpf zerschlagen. Man könnte also einen Zusammenhang sehen.

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