In ihrem heimischen Markt bereiten chinesische Autohersteller der deutschen Konkurrenz bereits große Probleme. Doch in Europa sind die Elektroautos aus China bisher eher ein Nischenprodukt - auch wenn die Zulassungszahlen hier zuletzt stiegen. Ein Grund dafür: Da bisher kein chinesisches Unternehmen in Europa Autos baut, ist ihr Preisvorteil nicht so groß wie in China. Doch das könnte sich bald ändern.
Am Freitag gab BYD, Marktführer unter den chinesischen Elektroautoherstellern, bekannt, in Ungarn eine Fabrik zu bauen. In Szeged will das Unternehmen sowohl Batterien als auch Fahrzeuge herstellen. In der ungarischen Stadt Komarom fertigt das Unternehmen bereits Elektrobusse.
Es handle sich um eine der größten Investitionen in der ungarischen Geschichte, sagte Ungarns Außenminister Peter Szijjártó. Eine konkrete Investitionssumme nannte er nicht.
Mit diesem Schritt dürfte BYD bald in der Lage sein, seine Autos deutlich günstiger anbieten zu können als bisher. Der Zeitpunkt für die neue Fabrik ist auch deshalb gut gewählt, weil in der EU gerade ein Verfahren gegen chinesische Autohersteller läuft. Dabei geht es darum, ob die Unternehmen zu stark von staatlichen Subventionen in China profitieren. Es drohen hohe Importzölle, die BYD mit einer eigenen Fertigung in Europa umgehen könnte.
Auch Deutschland hatte sich Hoffnungen gemacht, der erste europäische Standort für eine chinesische E-Auto-Fertigung zu werden. Im saarländischen Saarlouis suchte der Autobauer Ford nach einem Unternehmen, das das dortige Werk des US-Unternehmens übernimmt. Auch daran soll BYD sehr interessiert gewesen sein, doch die Gespräche endeten ohne Ergebnis. Jetzt geht BYD also nach Ungarn - und für die deutschen Hersteller dürfte der Preiskampf im heimischen Markt bald noch deutlich härter werden.
Ungarn ist auch beliebter Standort für deutsche Premium-Autobauer. Audi und Mercedes fertigen in ihren ungarischen Werken E-Autos oder -Motoren. BMW will in seinem im Bau befindlichen Werk im ostungarischen Debrecen ebenfalls E-Autos herstellen.