Bundespräsident bei der Bundesbank:"Warum brauchen wir eigentlich den digitalen Euro?"

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gespräch mit Bundesbankpräsident Joachim Nagel (rechts) über den digitalen Euro. (Foto: Tim Wegner/dpa)

Bundespräsident Steinmeier informiert sich bei der Bundesbank über den digitalen Euro und stellt Fragen, die viele Bürger umtreiben.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Womit sich die Belegschaft der Bundesbank jeden Tag beschäftigt, kann die breite Öffentlichkeit kaum nachvollziehen. Es ist alles sehr technisch und kompliziert, dazu noch diese Fachbegriffe. Dem Bundespräsidenten dürfte es da ähnlich gehen. Daher war es strategisch klug, dass Bundesbankpräsident Joachim Nagel seinen hohen Gast Frank-Walter Steinmeier (SPD) über die Zukunft des Bargeldes informierte.

Dieses Thema versteht jeder, vor allem die Deutschen, denen Schein und Münze beim Bezahlen sehr wichtig sind. Deshalb gibt es vielerorts auch Kritik an den Plänen der EZB, einen digitalen Euro einzuführen. Droht gar die Abschaffung des Bargeldes? "Natürlich nicht", sagte Nagel. Die EZB entwickele gerade sogar neue Geldscheine. "Allerdings wissen wir noch nicht, wie die neuen Scheine aussehen werden", schob Nagel nach, woraufhin Steinmeier, lässig am Stehpult lehnend, rief: "Sie malen wohl noch". Es folgte ein beherztes "Hua hua" über den eigenen Kalauer. Das Eis war gebrochen.

Die Besuche hoher Politiker sind für Gastgeber mit Stress verbunden. Das war auch bei der Bundesbank so. Steinmeier kam am Freitag um 10.20 Uhr, doch schon Stunden vorher liefen die Vorbereitungen im Innowerk der Bundesbank. Dort, im Trianon-Wolkenkratzer Frankfurts, entwickeln 100 Menschen Ideen für die Zukunft der Notenbank. Da geht es viel um Künstliche Intelligenz und ihren Nutzen für das Geschäft der Währungshüter.

Zur Moderne der neuen Zentralbankwelt gehört die Entwicklung des digitalen Euro. Die Hauptverantwortung liegt bei der EZB, doch die Bundesbank möchte mitmischen. Bundesbankpräsident Nagel hat das Projekt ganz oben angesiedelt, eigens eine neue Abteilung geschaffen und Leute dafür eingestellt. Der Nutzen des digitalen Bargelds für die Bürger ist nicht einfach zu erklären. Denn die Menschen bezahlen ja schon digital, via Giro- und Kreditkarte. Steinmeier fragte: "Warum brauchen wir eigentlich den digitalen Euro?"

Viele Bürger sehen durch den digitalen Euro ihre Privatsphäre in Gefahr

Erstens solle die Abwicklung in Zukunft sicherer und billiger sein als heute. Zudem möchte man ein europäisches Zahlungssystem schaffen, um die Abhängigkeit von den Paypals und Mastercards dieser Welt zu verringern. Resilienz ist das große Thema - auch gegenüber den USA. Die EZB und die nationalen Notenbanken stecken in der Entwicklungsphase, das digitale Bargeld könnte 2027 kommen. "Wir wollen auf dem Fahrersitz bleiben", sagte Nagel, um dann einzuräumen, dass Europa hinterherhängt. "Wir sind nicht die Ersten", sagte Nagel und verwies auf die digitale Rupie in Indien.

Viele Bürger sehen durch den digitalen Euro auch ihre Privatsphäre in Gefahr. "Im Gegenteil. Die Zahlungsdaten sind bei der Notenbank sicherer als bei den anderen Zahlungsdienstleistern", sagte Nagel. Steinmeier blickte auf und gab den Rat: "Das müsste man mal deutlicher herausstellen in der Öffentlichkeit."

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