Bauwirtschaft:"Die Erhöhung der Zinsen wird die Rezession am Bau weiter anheizen"

Die Preise für deutsche Wohnimmobilien sind 2023 so stark gefallen wie seit mindestens 60 Jahren nicht. Im Bild: eine Baustelle in Baden-Württemberg. (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Die Hilferufe aus der Baubranche werden immer lauter. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Bauindustrie warnt nun vor "Wohnen als Luxusgut mit sozialem Sprengstoff".

Die deutsche Bauwirtschaft befürchtet nach der erneuten Zinsanhebung durch die Europäische Zentralbank (EZB) eine verschärfte Krise in der Branche. "Die Erhöhung der Zinsen wird die Rezession am Bau weiter anheizen, da Finanzierungskosten steigen und Bauen weiter verteuert wird", sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, am Freitag. Aus Sicht der EZB, die für die Geldwertstabilität im Euro-Raum verantwortlich ist, möge der Zinsschritt aufgrund der Inflation zwar nachvollziehbar sein. Allerdings werde damit die Notwendigkeit erhöht, dass die Bundesregierung ein Bau-Paket auf den Weg bringen müsse.

"Nur eine gesunde Bauindustrie schafft den dringend benötigten Wohnraum und verhindert, dass Wohnen zum Luxusgut und damit zu sozialem Sprengstoff wird", sagte Müller. Wohnungsbau sei Standort- und Sozialpolitik. Um gegenzusteuern, fordert der Verband beispielsweise die zeitweise Aussetzung der Grunderwerbsteuer, eine Entschlackung der Standards und ein Sondervermögen für öffentliche Wohnungsunternehmen. "Wir brauchen eine massive Ausweitung des Zinsverbilligungsprogramms", fügte Müller hinzu. Auch Eigenkapital unterstützende Darlehen seien ratsam.

Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation den Leitzins trotz der mauen Konjunktur von 4,25 auf 4,50 Prozent angehoben. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion und bereits die zehnte Anhebung in Folge. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sieht in der erneuten Zinserhöhung erhebliche Risiken. "Damit könnte die EZB dazu beitragen, dass die Wirtschaft der Euro-Zone in die Rezession rutscht, ohne dass sie die Inflation noch schneller senkt."

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