Autokartell:Bosch war wohl Gast bei geheimen Autotreffen

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"Vorschlag Bosch" heißt es in einem Protokoll, das die Themen der umstrittenen Auto-Runden dokumentiert. (Foto: dpa)
  • Neben den Autoherstellern Audi, BMW, Daimler, Porsche und VW war wohl auch der Zulieferer Bosch an umstrittenen Gesprächsrunden beteiligt.
  • Daimler und VW hatten wegen dieser Runden eine Art Selbstanzeige bei den Kartellbehörden gestellt.
  • Aus Protokollen, die der SZ vorliegen, geht hervor, dass es auch geplant war, weitere Firmenvertreter zu den Treffen einzuladen.

Von Max Hägler

Was ist die richtige Methode, Dieselmotoren sauber zu bekommen? Diese Frage haben nicht nur die Manager der fünf deutschen Autohersteller (Audi, BMW, Daimler, Porsche und VW) in ihrer Fünferrunde diskutiert. Auch Vertreter des größten Zulieferers der Welt, Bosch aus Stuttgart, waren wohl ab und an Teilnehmer bei den umstrittenen Runden. Damit ist das mutmaßliche verschwiegene Kartell zumindest nicht mehr ganz so abgeschottet, wie es in den Tagen nach dem Bekanntwerden den Anschein hatte.

Wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Süddeutschen Zeitung, NDR und WDR vorliegen, war Bosch etwa involviert bei einer "Task Force", die sich mit ungewünschten Ablagerungen des klebrigen Abgasreinigungsmittels Adblue beschäftigte. In der Mail aus dem Jahr 2008 an den damaligen Leiter der Audi-Aggregateentwicklung skizziert ein Audi-Ingenieur, dass man im eigenen Unternehmen, aber auch bei Daimler entsprechende Probleme habe. Er mahnte, "diese Thematik in keiner Form gegenüber den US-Behörden EPA und Carb zu erwähnen, um den Anlauf in den USA nicht zu gefährden".

Auch andere Firmenvertreter waren für die Runden im Gespräch

Als Lösung wäre eine andere Dosiertechnik möglich: "Vorschlag Bosch", heißt es dazu und es wird dann eine Idee widergegeben, die der Autozulieferer offenbar für die Fünferrunde erarbeitet hat - ein veränderter Einspritzwinkel. Dem Spiegel zufolge war Bosch bereits zwei Jahre zuvor involviert. Nach einem Treffen von Daimler, BMW, Audi, VW und Bosch im Jahr 2006 habe ein VW-Manager protokolliert: "Alle wollen eine Limitierung" der AdBlue-Einspritzung "wegen der begrenzten Größe der Harnstofftanks".

Es folgte abermals die Warnung vor US-Behörden: "Keiner will die wahre Motivation dieser Limitierung den Behörden (CARB, EPA) berichten." Alle, das hieße in dem Fall eben auch Bosch. Diese Informationen scheinen mittlerweile den Wettbewerbshütern in Brüssel vorzuliegen - vorgebracht durch Volkswagen, die dort eine Art Selbstanzeige gestellt haben wegen möglicher Kartellverstöße. Aus der Konzernzentrale von Bosch heißt es zu diesen Vorhaltungen, man habe davon bislang lediglich Kenntnis aus den Medien. Es lägen auch keine Anfragen von deutschen oder europäischen Wettbewerbsbehörden vor.

Offenbar waren immer wieder Gäste in die Fünferrunde geladen, gerade zum Dauerthema Adblue. Bei einem Treffen in Paris etwa diskutierten Automanager laut der SZ vorliegenden Protokollen, dass man "Vertreter der Firmen Shell und BP ins nächste E-Leitertreffen" einladen wolle. Es müsse die "Dringlichkeit" verdeutlicht werden, dass an Tankstellen künftig Adblue erhältlich sein müsse. In einem anderen Dokument ist die Rede davon, dass man mit Exxon verhandle.

© SZ vom 29.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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