Kupferhersteller:Drei Aurubis-Vorstände müssen Konzern vorzeitig verlassen

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Das Eingangstor zu einem Aurubis Werk. Der Konzern stand zuletzt immer wieder in den Schlagzeilen - unter anderem wegen schwerwiegender Betrugs- und Diebstahlfälle. (Foto: Georg Wendt/dpa)

Ein tödlicher Stickstoff-Unfall, eine Diebstahlserie und ein lange verborgener Betrug: Was klingt wie ein Wirtschaftskrimi, hat nun beim Hamburger Metallunternehmen Aurubis echte Folgen für die Chefetage.

Nach lange unentdeckten Millionenschäden durch Betrug und Diebstahl bei der Hamburger Aurubis AG müssen Vorstandschef Roland Harings und zwei weitere Vorstände das Unternehmen vorzeitig verlassen. Das gab der Kupfer- und Recyclingspezialist am Dienstag nach einer Sitzung des Aufsichtsrates bekannt.

Die drei Vorstandsmitglieder würden damit den "besonderen Herausforderungen" der Aurubis "Rechnung tragen", heißt es. Damit sind insbesondere die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit gemeint: Im vorigen Jahr waren drei Mitarbeiter bei einem Stickstoff-Austritt bei Aurubis ums Leben gekommen. Die Fälle von Diebstahl und Betrug waren lange unentdeckt geblieben. Das hatte bei den Mitgliedern des Kontrollgremiums Zweifel am Risikomanagement der Unternehmensführung geweckt.

Eine Anwaltskanzlei hatte im Auftrag des Aufsichtsrates daraufhin untersucht, welche Verantwortung der Vorstand bei den Straftaten trägt. Harings, dessen Vertrag eigentlich bis Mitte 2027 lief, hatte sich im Dezember noch zuversichtlich gezeigt, "dass die Untersuchungen ergeben, dass wir hier mit allen Sorgfaltspflichten und mit aller Verantwortung das Unternehmen geführt haben". Nun verlässt der 60 Jahre alte Manager Aurubis schon Ende September. Produktionsvorstand Heiko Arnold geht bereits zum 29. Februar, Finanzvorstand Rainer Verhoeven gibt seinen Posten zum 30. Juni ab.

Allein die erst Anfang 2023 bestellte und für das aufstrebende Recyclinggeschäft zuständige Vorständin Inge Hofkens behält ihr Vorstandsmandat. Aurubis war in mehreren Fällen Opfer von Kriminellen. Unter dem Strich sprach das Unternehmen im Dezember bei der Präsentation der Jahresergebnisse für 2022 und 2023 (30. September) von einem Fehlbestand an Metallen von 169 Millionen Euro. Die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres war zudem von einem tödlichen Chemieunfall überschattet. Dabei war Stickstoff ausgetreten. Drei Männer im Alter von 24, 49 und 53 Jahren starben an den Folgen.

Besonders schmerzlich in finanzieller Hinsicht war für das Unternehmen ein großangelegter Betrug. Aufgefallen war dieser bei regelmäßigen Überprüfungen des Metallbestands. Es gab erhebliche Abweichungen vom Sollbestand sowie Abweichungen bei Sonderproben bestimmter Recycling-Lieferungen. Aurubis geht davon aus, dass manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben wurden, die Lieferungen dann aber deutlich weniger wertvolle Metalle enthielten - wodurch letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt wurden.

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