Arcandor-Insolvenz:Familienkrach bei Oppenheim

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Der Haussegen hängt schief bei der Privatbank Sal. Oppenheim. Die Gesellschafter fetzen sich wegen der Finanzspritze für Arcandor.

Caspar Dohmen

Die Gesellschafter der angeschlagenen Privatbank Sal. Oppenheim sollen heftig gestritten haben, weil sich einige unzureichend von der Bankführung um Matthias Graf von Krockow über Kredite bei dem Warenhaus- und Touristikkonzern Arcandor informiert sahen.

Verlor Millionen durch die Pleite des Handelskonzerns Arcandor: die Privatbank Sal. Oppenheim (Foto: Foto: ddp)

Es geht um Millionenbürgschaften von sechs Gesellschaftern - darunter Krockow selbst - und dem Bauunternehmer Josef Esch für Madeleine Schickedanz. Ohne diese Bürgschaften hätte die Bank der Großschuldnerin im Jahr 2005 wohl keinen weiteren Kredit geben können, weil die Aktien von Karstadt-Quelle drastisch an Wert verloren hatten. Nun gingen die Banker doppelt ins Risiko, einmal als persönliche Bürgen für Schickedanz und als Eigentümer der Bank.

Zur Rede gestellt

Einige Gesellschafter hegten nun den Verdacht, dass die Führungsspitze die Privatbank vor allem deshalb später zu kostspieligen Rettungsaktionen für Arcandor drängte, um nicht mit dem Familienvermögen bürgen zu müssen. Tatsächlich wurde Sal. Oppenheim im Herbst 2008 nach einer Kapitalerhöhung neuer Hauptaktionär. Der Handelskonzern mit seinen Töchtern Karstadt und Quelle ging trotzdem pleite. Oppenheim verlor Millionen und flüchtet sich nun in die Arme der Deutschen Bank.

Dem Manager Magazin zufolge haben einige Anteilseigner Bankchef Krockow vor ein paar Monaten bei einer Versammlung zur Rede gestellt und moniert, dass die gesamte Transaktion wohl darauf angelegt gewesen sei, vor den Mitgesellschaftern verborgen zu bleiben. Tatsächlich liegen die Nerven bei einigen Gesellschaftern blank, heißt es im Bankumfeld. Manch einer bereue wohl, dass er nicht früher in die Bücher geschaut habe.

Deutsche Bank immer informiert

Mittlerweile haben sich die Gesellschafter aber wohl zusammengerauft und wollen den Verkauf der Privatbank an die Deutsche Bank durchziehen. Eine Klage steht derzeit nicht an. Jedenfalls wies der Anwalt Hans-Michael Pott am Freitag im Gespräch mit der Süddeutsche Zeitung einen Bericht zurück, wonach er im Auftrag einiger Gesellschafter die Bankspitze verklagen solle. Möglicherweise ist die rechtliche Auseinandersetzung aber auch nur vertagt.

Die Deutsche Bank sei von Anfang an über alle Einzelheiten informiert worden, hieß es in Finanzkreisen. Läuft alles wie geplant, dann unterschreiben beide Häuser in der nächsten Woche einen Rahmenvertrag. Die Rede ist davon, dass die Deutsche Bank bis zu 75 Prozent der Anteile an Sal. Oppenheim übernimmt.

Ursprünglich wollten die Gesellschafter einen kleineren Anteil von Oppenheim verkaufen - doch sie brauchen dringend Geld. Im Gespräch ist ein Erlös von gut einer Milliarde Euro für die Vermögensverwaltung. Für andere Bereiche wie das Investmentbanking oder die Immobilienfonds interessiert sich die Deutsche Bank dagegen nicht.

Verhängnisvoller Kredit für Quelle

Vielleicht wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn sich alle Gesellschafter an die eigenen Grundtugenden gehalten hätten. "Bis heute haben die Familienzweige dem Wohl der Bank stets Priorität vor individuellen Interessen eingeräumt", schrieben die Partner im Januar 1998 im Vorwort von Sal. Oppenheim jr. & Cie, der Geschichte einer Bank und einer Familie. Damit wollte man vor allem die Eigenständigkeit der Bank für die künftigen Erben bewahren.

Doch im gleichen Jahr fassten die Partner einen verhängnisvollen Beschluss - sie gewährten der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz einen Kredit von mehr als einer Milliarde D-Mark für den Erwerb von Aktien des Warenhauses Karstadt. Rückblickend wissen die Oppenheim-Manager, dass sie das Potential von Karstadt-Quelle völlig falsch eingeschätzt hatten. Manch einer spricht von Naivität. Nun wird bereits spekuliert, dass Familienvermögen verkauft werden könnte, beispielsweise das Gestüt Schlenderhan.

© SZ vom 24.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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