Arcandor nach dem Quelle-Aus:Da war es nur noch einer

Lesezeit: 3 min

Thomas Cook ist verkauft, Quelle wird abgewickelt: Von Arcandor bleibt jetzt noch Karstadt. Doch auch die Zukunft der Warenhauskette steht in den Sternen.

Stefan Weber

Am Donnerstag, so viel ist sicher, wird der insolvente Warenhauskonzern Karstadt endlich wieder einmal eine positive Nachricht verbreiten, wenn auch eine kleine. An diesem Tag eröffnet das Unternehmen im Shoppingcenter Limbecker Platz in Essen ein neues Sporthaus. Mit einer Verkaufsfläche von 4000 Quadratmetern wird es mehr als dreimal so groß ausfallen wie der jetzige Standort am Kopstadtplatz. Die Eröffnung in Essen ist die dritte Premiere innerhalb von vier Wochen. Bereits Mitte September hatte Karstadt in Dresden und Münster zwei neue Sporthäuser in Betrieb genommen.

Was wird aus Karstadt nach dem Quelle-Aus? Die Warenhauskette soll erst saniert und dann verkauft werden. (Foto: Foto: dpa)

Ein Indiz für das langfristige Überleben des Warenhausunternehmens sind die neuen Läden jedoch nicht. Die Häuser waren lange vor Insolvenzantrag im Juni geplant worden; sie jetzt nicht fertigzustellen, wäre aufgrund bestehender Mietverträge möglicherweise teurer gewesen, als sie in Betrieb zu nehmen. Zudem lehrt das Beispiel des derzeit in der Abwicklung befindlichen Hertie-Konzerns, dass mutige Expansion nicht vor Liquidation schätzt. Das Warenhausunternehmen hatte einst mitten in der Insolvenz in Straubing ein neues Haus eröffnet.

Sanieren und verkaufen

So weit will es Karstadt nicht kommen lassen. Das Schicksal der Schwestergesellschaft Quelle, für die sich kein Käufer gefunden hat und die jetzt liquidiert wird, hat am Dienstag vielen Karstadt-Beschäftigten einen Schock versetzt. Nach dem vor wenigen Wochen erfolgten Verkauf des Touristikgeschäfts Thomas Cook und der nun anstehenden Abwicklung der Versandaktivitäten ist das Warenhausgeschäft Karstadt die letzte Säule des Arcandor-Konzerns. Das Ende von Quelle ist für die Zukunft von Karstadt jedoch ohne Belang. Denn Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg verfolgt den Plan, beide Unternehmen in eigenständigen Insolvenzverfahren zu retten. Bei dem Versandhändler ist dies misslungen.

Jetzt geht es darum, zumindest das Warenhausunternehmen zu sanieren und zu verkaufen. Auf den Gläubigerversammlungen in der zweiten November-Woche will Görg ein Konzept vorstellen, wie das gelingen soll. Aber die Zeit wird knapp, denn die Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi über einen Sanierungsbeitrag der Mitarbeiter stocken. Nach Informationen aus Kreisen der Beschäftigten verlangt Görg - je nach Gehaltsklasse - Abschläge von bis zu 20 Prozent. Verkäuferinnen müssten demnach auf etwa sechs Prozent ihrer Bezüge verzichten. Auch sollen den Mitarbeitern Urlaubstage gestrichen werden.

Verdi will jedoch erst dann über mögliche Einbußen reden, wenn der Insolvenzverwalter ein Zukunftskonzept für die Warenhäuser auf den Tisch legt. Dazu ist Görg nicht bereit. "Ein Sanierungsplan lässt sich nur dann solide rechnen, wenn klar ist, wie hoch die Personalkosten sein werden", sagt ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Nach den bisher bekannten Plänen haben 19 Warenhäuser keine Zukunft im Karstadt-Konzern. Welche das sind, ist unbekannt. Am Ende könnten aber auch mehr - vielleicht auch weniger - Filialen aufgegeben werden, je nachdem, wie hoch der Gehaltsverzicht der Mitarbeiter ausfällt.

Attraktive Braut

An diesem Freitag trifft sich die Tarifkommission der Gewerkschaft, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Im Umfeld von Karstadt kann sich niemand vorstellen, dass die Sanierung letztlich daran scheitert, dass sich Verdi nicht bewegt. Denn die anderen Beteiligten, von denen Görg einen Beitrag gefordert hatte - Vermieter, Lieferanten und Dienstleister - , zeigen dem Vernehmen nach Entgegenkommen. "Diese Gespräche sind weit fortgeschritten", heißt es.

Verschlankt und entlastet von hohen Kosten wäre Karstadt möglicherweise eine attraktive Braut. Ein Partner ist freilich noch nicht in Sicht. Der Metro-Konzern, der noch im Juni 60 Häuser übernehmen wollte, um sie mit seiner Tochter Kaufhof zu verbinden, gibt sich inzwischen betont desinteressiert. "Wir brauchen die Erweiterung mit Karstadt-Häusern nicht um jeden Preis", betonte der stellvertretende Vorstandschef Thomas Unger erst in der vergangenen Woche. Auch werde die Werthaltigkeit von Karstadt durch Warten nicht besser.

Vor Abschluss des Weihnachtsgeschäfts und eingehender Prüfung der Bücher will Metro schon gar keine Aussage machen, wie viele Karstadt-Häuser ins das Konzept von Kaufhof passen. Ein anderer Erwerber als Metro ist zumindest im Inland nicht in Sicht. Vielleicht nutzt aber auch ein ausländisches Unternehmen die Chance, mit einem Einstieg bei Karstadt in Deutschland ins Geschäft zu kommen. Dann bliebe vielen Mitarbeitern ein ähnliches Schicksal wie den Quelle-Beschäftigten erspart.

© SZ vom 21.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Primondo
:Kult auf der Resterampe

Strampelanzüge, Promi-Kosmetik, Naturmode - für all dies steht Primondo. Ein Käufer für die Arcandor-Sparte hat sich nicht gefunden, nun steht die Zerschlagung an. Die Marken der bunten Primondo-Welt im Überblick.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: