Bluetooth-Finder:Das Smartphone als Sachensucher

Lesezeit: 3 min

Apples kleine Bluetooth-Finder (links) machen vieles richtig, sind aber teuer. Der Wettbewerber (rechts) kommt ganz ohne Datenweitergabe aus. (Foto: Helmut Martin-Jung)

Schlüssel, Geldbörse oder Handy lassen sich per Funk-Anhänger schneller als sonst finden. Auch Apple will daraus jetzt ein Geschäft machen.

Von Helmut Martin-Jung

Jaja, die beste Methode ist, den Schlüssel immer an dieselbe Stelle zu tun. In das kleine Schüsselchen neben dem Telefon, in den Schlüsselkasten, an den Haken neben der Tür. Aber dann kommt man eben doch mal vollgepackt heim, legt den Bund irgendwohin - und dann ist er verschwunden, weg, futsch. Wie es der Teufel so will, braucht natürlich genau dann jemand anderes aus der Familie das Auto - also wo ist jetzt das Ding?

Das ist einer der Anwendungsfälle, für die es schon ziemlich lange eine Lösung gibt: sogenannte Bluetooth-Finder. Kleine Chips sind das, meist mit einer Öse, so dass man sie leicht am Schlüsselring befestigen kann. Der Elektronikkonzern Apple ist nun mit seinen Air-Tags (35 Euro) wie immer relativ spät in diesen Markt eingestiegen - aber haben die Kalifornier die Zeit auch gut genutzt? Das soll ein Vergleichstest mit dem Produkt eines deutschen Herstellers, dem Musegear Finder 2 (25 Euro), zeigen.

Cum-Ex-Steuerskandal
:So dreist soll die Maple Bank den Staat abgezockt haben

Im Skandal um Aktiengeschäfte zulasten des Fiskus wird einer der spektakulärsten Fälle verhandelt: Fünf Ex-Manager eines insolventen Instituts stehen von heute an vor Gericht. Es geht um einen mutmaßlichen Schaden von 390 Millionen Euro für den Steuerzahler.

Von Jan Willmroth

Beide Finder werden über den stromsparenden Funkstandard Bluetooth Low Energy (LE) mit einer App auf dem Smartphone verbunden. Bei Apple sorgt auch noch ein NFC-Chip für schnelles Koppeln. Hat sich der Schlüssel dann mal wieder verdünnisiert, drückt man in der App einen Knopf, und der Tracker piepst.

Falls er in Reichweite ist. Wie groß die bei Bluetooth genau ist, hängt immer von den Umständen ab. In einer Wohnung sollte das in der Regel kein Problem sein, Stahlbetonwände zum Beispiel können das Signal aber schon merklich dämpfen. Ein weiteres Problem ist, das Piepsen zu hören. Es kommt einem zwar laut vor, wenn man es mit dem Finder vor einem ausprobiert. Doch zwei Zimmer weiter, womöglich mit geschlossener Tür und in einer Sofaspalte, muss es schon sehr ruhig sein, damit man es hören kann.

Mit dem iPhone Blinde-Kuh spielen

Apple hat daher noch einen draufgesetzt. Die Air-Tags beherrschen zusätzlich den Funkstandard Ultra Wideband (UWB). Und der ermöglicht es im Verbund mit anderen Sensoren wie dem Gyroskop, nicht bloß aufs Piepsen zu vertrauen, sondern man kann - ein iPhone ab der Version 11 vorausgesetzt - eine Art Blinde-Kuh-Spiel treiben. Ist man im richtigen Zimmer angelangt, bewegt man das Smartphone suchend herum, und sobald die Richtung stimmt, wird ein Pfeil dorthin angezeigt. Draußen funktioniert das auch über größere Entfernungen.

Bewegt man sich dann weiter auf das gesuchte Objekt zu, zeigt einem die App die Entfernung in Metern und Zentimetern an. Die Zahl wird kleiner, je näher man am Objekt ist und steigt an, wenn man sich entfernt. Den letzten Schritt, zum Beispiel die Zeitung hochzuheben, unter dem sich der Finder versteckt hat, muss man allerdings selber bewältigen. Der Musegear Finder zeigt immerhin an, ob das gesuchte Objekt weit weg ist oder nah, ansonsten muss man die Ohren spitzen und auf das Piepsen hören. Auch umgekehrt funktioniert es: Drückt man die Taste des Finders, wird auf dem Handy ein Ton abgespielt - aber nur, wenn die Musegear App auch im Hintergrund geöffnet ist.

Dies alles aber funktioniert nur, wenn der Finder auch in Reichweite ist. Das wäre natürlich schon ein bisschen wenig, darum haben sowohl Musegear 2 als auch Apple-Tag noch einen weiteren Trick auf Lager. Die Musegear-App merkt sich den Ort, an dem der Finder zuletzt mit dem Smartphone verbunden war. Das ermöglicht es, diesen Ort aufzusuchen und zu versuchen, den verlorenen Gegenstand wiederzufinden.

Apple geht noch weiter. Sobald sich jemand mit einem kompatiblen Apple-Gerät - das sind weltweit inzwischen fast eine Milliarde - in der Nähe eines verlorenen Gegenstandes befindet, übermittelt dessen Gerät den Standort an den Besitzer. Zusätzlich kann man seinen Anhänger über die "Wo ist"-App auf dem Smartphone auch als verloren melden. Wer ihn findet, kann mit jedem Smartphone, das den Übertragungsstandard NFC beherrscht, über eine Webseite Informationen zur Kontaktaufnahme mit dem Besitzer erhalten, wenn der Besitzer das auch eingetragen hat.

Ein Piepsen warnt vor einem Verfolger

Aber wäre so ein Bluetooth-Anhängerchen nicht ein passables Überwachungsgerät? Beim Musegear ist das von vorneherein ausgeschlossen, da das verbundene Smartphone nur den letzten Standort speichert. Es müssen auch keinerlei Daten eingegeben werden. Anders bei Apple. Deshalb hat sich der Konzern einige Sicherheitsmerkmale einfallen lassen. Wenn ein fremder Anhänger einem längere Zeit folgt, fängt der an zu piepsen, sobald man sich bewegt, und man kann ihn mit jedem NFC-fähigen Smartphone deaktivieren. Außerdem wechselt die Bluetooth-Kennung regelmäßig. Die Kommunikation zur Übermittlung der Standort-Daten ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt - auch Apple kennt den Standort der Tags nicht.

Es zeigt sich ein weiteres Mal, dass Apple nicht immer der Erste ist, wenn es um Produkte geht. Die Air-Tags mit ihrem hübschen Design können aber einiges mehr als die Konkurrenz. Dass man ihnen keine Öse spendiert hat, ist allerdings kein feiner Zug, denn die passenden Anhängerchen von Apple kosten genauso viel oder sogar mehr als die Tags selbst (35 und 39 Euro).

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: