Umwelt:Alexa, rette die Welt

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Junge Weißtannen wachsen in einer Forstbaumschule. (Foto: Jan Woitas/picture alliance/dpa/dpa-Zentral)

Einen Dollar für einen Baum: Per Sprachbefehl können Amazon-Kunden in den USA etwas Gutes tun. Umweltschützer sehen die Aktion skeptisch.

Von Lisa Nguyen

Mit Sprachassistenten kann man vieles machen: Sie spielen die Lieblingsmusik ab, stellen den Wecker, geben die Kalorienzahl von Avocados oder den Bitcoin-Kurs an. Nun soll man sogar vom Sofa aus die Umwelt retten können - so verspricht es jedenfalls der Online-Versandhändler Amazon. Mit der neuesten Aktion des Unternehmens reicht es wohl, nur zu sagen: "Alexa, grow a tree" (auf deutsch: Alexa, pflanze einen Baum) - und die gute Tat am Tag ist erledigt.

Fortan können Besitzer des Sprachassistenten in den USA per Sprachbefehl einen Dollar spenden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Mit diesem Geld pflanzt Amazon mit der US-amerikanischen Umweltorganisation "One Tree Planted" wiederum einen Baum. Das Projekt klingt ambitioniert: Aufgeforstet wird in den Appalachen und Kalifornien. Fruchtbäume werden gepflanzt, um Hunger in Indien zu bekämpfen. An Gewässern des pazifischen Nordwestens sollen die Bäume helfen, den Lachsbestand wieder zu stabilisieren.

Über ihr Amazon Pay Konto sollen die Kunden beobachten, wie viele Bäume sie ermöglicht haben. Zusätzlich spendet Amazon eine Million Dollar an "One Tree Planted". Mit der Aktion, die von April bis Dezember dieses Jahres läuft, sollen zusätzlich eine Million Bäume gepflanzt werden. Bislang können nur Kunden in den USA an der neuen Kampagne teilnehmen. Amazon formuliert seine Motivation so: "Wir glauben, dass jede Aktion und Spende, ob groß oder klein, wichtig ist, wenn es darum geht, eine nachhaltigere Zukunft zu unterstützen."

"Augenwischerei", meint eine Expertin

Doch viele Wissenschaftler und Umweltorganisationen sehen die Aufforstungsprojekte im großen Stil skeptisch. "Baumpflanzaktionen können der Natur helfen, sich zu erholen und abgeholzte Landstriche wieder mit Wald beleben", sagt Nicola Ude vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Im Zusammenhang mit dem Klimaschutz sei das Bepflanzen eher "Augenwischerei", meint die Expertin für Waldpolitik.

Unklar bleibe, ob solche Aktionen der Natur und der Bevölkerung helfen oder eher schaden. " Es werden allzu oft Bäume gepflanzt, die vor Ort gar nicht hingehören oder auf staatlich beschlagnahmten Ländereien, die eigentlich Kleinbauern und Kleinbäuerinnen gehören", sagt Uhde. Das bestätigt eine Studie aus der Fachzeitschrift Nature Sustainability im Jahr 2021: Wissenschaftler untersuchten eine nordindische Region und stellten fest, dass die Aufforstungsaktion den Anteil der Waldbedeckung nicht erhöht hatte. Durch das Bepflanzen verschwanden zunehmend einheimische Laubbäume, die von Einheimischen geschätzt wurden.

Bäume brauchen Jahrzehnte, um Kohlenstoff zu binden. "Für das Klima wäre es besser, durch weniger Energie- und Ressourcenverbrauch weniger CO₂ in die Luft zu pusten", sagt Uhde.

Amazon will bis 2040 seine Emissionen auf Null senken, doch bislang weist der Internetgigant eine eher schlechte Bilanz auf. Der Amazon-Nachhaltigkeitsbericht im Jahr 2020 zeigt, dass die Kohlenstoffdioxid-Emissionen im ersten Jahr der Pandemie um 19 Prozent gestiegen sind. Als Grund gibt Amazon das rasante Wachstum an: In der Pandemie ließen sich Menschen mehr liefern, der Umsatz erhöhte sich um 38 Prozent auf 386 Milliarden Dollar. Umweltschutz geht also einfacher, als man denkt - indem man weniger bestellt.

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