Wenn Michaela Bogner ein leichtes Kratzen im Hals verspürt, ist das für sie fast immer ein Grund zur Freude. In der Regel hat die Olivenölverkosterin es dann mit einem hochwertigen Produkt zu tun. Schärfe und Bitternote gelten bei Olivenöl als Qualitätsmerkmal. Beide sind ein Indikator für den Polyphenolgehalt und damit für die gesundheitsfördernden Antioxidantien.
Doch der deutsche Verbraucher empfindet scharfe und bittere Nuancen oft als gewöhnungsbedürftig - und greift im Supermarkt lieber zu neutralen Industrie-Ölen. Deren Etiketten versprechen meist in vollmundigem Italienisch: "Olio Extra Vergine di Oliva", also die Verwendung ausschließlich von Olivenölen. Die dürfen jedoch aus allen möglichen EU-Ländern stammen. Im Grunde spreche nichts gegen Olivenöl vom Discounter, findet die Expertin - wenn man damit seinen Holztisch pflegen möchte. Ansonsten sollte man lieber etwas mehr investieren: "Zehn Euro für einen halben Liter, für ein exzellentes Olivenöl bin ich bei 20 Euro."
Gutes Öl erkennt man als Erstes am Geruch: Frisch und fruchtig sollte es riechen, mit Aromen von gemähtem Gras oder Kräutern. Auch die Konsistenz zählt: Das Öl sollte nicht sämig oder schmierig, sondern dünnflüssig sein und ein angenehmes Mundgefühl hinterlassen. Zum Probieren testet man zuerst den Geruch und nimmt dann einen kleinen Schluck aus einem Glas. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass trübes Öl aromatischer und natürlicher sei. Gutes Olivenöl muss gefiltert und von Schwebstoffen befreit werden, sonst altert es in kürzester Zeit. Daher gehört Olivenöl auch nicht in durchsichtige Flaschen: Seine größten Feinde sind Licht, Wärme und Sauerstoff.