Ladies & Gentlemen:Royale Regeln

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(Foto: Adam Davy/AP)

In Wimbledon trafen die Princess of Wales und Roger Federer neben dem Platz aufeinander - stilistisch bis jetzt einer Höhepunkte des Turniers.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Old England

Den Wimbledon-Dresscode für Spieler kennt jeder: Weiß und nichts als Weiß lautet auf dem Court die Devise. Für die Zuschauer liegt die Sache etwas schwieriger: Bis auf ein paar wunderbar altmodische Provinznachtclubregeln, also das Verbot von Löcher-Jeans, Sportshorts und schmutzigen Turnschuhen, ist erlaubt, was gefällt. Für die VIP-Gäste, immer mehr von ihnen stammen ja aus der etwas groben Generation Social Media, ist es deshalb schwer, den richtigen Ton zu treffen. Die Schauspielerin Elle Fanning, von Kopf bis Fuß in Normcore-Weiß mit Trenchcoat drüber, wirkte wie eine Ärztin auf dem Weg in die Zigarettenpause - und ihre Kollegin Saffron Hocking kam im bodenlangen, bauchfreien Stretchkleid von Fendi, in dem sie also aussah wie jemand, der sich in der Veranstaltung geirrt hat. Nein, ein Turnier ist kein Red-Carpet-Event. Alle Damen trugen übrigens weiße Schuhe, was eine inoffizielle Hommage-Regel zu sein scheint - auch die neue Prinzessin von Wales, Kate. Die Medien überschlugen sich, weil die zukünftige Königin sich in einem Lady-Diana-Gedenk-Look zeigte: mintfarbener Balmain-Blazer mit Schulterpolstern zu weißem Plisséekleid. Hätte Meghan Markle das gemacht, was da los gewesen wäre! Wir erinnern uns: Die saß vor ein paar Jahren mal neben Prinzessin Kate, lässig in Jeans und gestreiftem Oversize-Hemd. Neben ihr wirkte Kate ein bisschen steif, aber genau das ist der Grund dafür, dass sie schon immer die besser angezogene Prinzessin war: Moderne Silhouetten und Modetrends sind was fürs Volk, nichts für zukünftige Königinnen.

(Foto: Adam Davy/AP)

Für ihn: Handspiel im Strafraum

Es ist ja gar nicht so einfach, Tennisgott und sympathisch zu sein. Bei vielen Profis überwiegt letztlich entweder das eine oder das andere. Roger Federer allerdings hat etwa in der Mitte seiner langen Karriere in die Rolle von Everybody's Darling gefunden und füllt sie mit schweizerischer Präzision aus. Nun liest man aber, dass dem Unfehlbaren als Ehrengast in Wimbledon ein Fauxpas passierte. Als Federer dort in die königliche Sitzreihe kam und auf die Princess of Wales traf, berührte er sie kurz vertraulich, man könnte auch sagen onkelhaft, am unteren Rücken. Kate ließ sich nichts anmerken, aber die Protokollanten protokollierten und das Empire wankte kurz. Doch diese joviale Geste passt eben auch zu Federer. Modisch war sein Auftritt tadellos oder besser gesagt: von jener eleganten Pedanterie, die ihn auch auf dem Platz auszeichnete. Sein staubfeiner Sommeranzug saß perfekt, die braunen Schuhe glänzten korrekt, wenn auch ein bisschen übertrieben für eine Sportveranstaltung. Sportmännische Lockerheit sollte aber diesmal eben ein gestreiftes Hemd signalisieren, das wegen seiner breiten Streifen in königlicher Nachbarschaft fast übergriffiger wirkte als die kleine Geste mit der Hand. Und zum Streifenhemd eine gepunktete Krawatte? Ist in gewissen Fällen zulässig, sagt der Kanon der Herrenmode, muss aber mit Gefühl kombiniert werden. In diesem Fall klappte es gerade noch, weil die Streifen zwar auffällig, die Punkte dafür aber sehr klein waren. Ist allerdings wie ein Punktgewinn durch Netzroller - man sollte nicht drauf vertrauen, dass es immer funktioniert.

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