92. Academy Awards: Red Carpet:Kleider fressen Leute

Die Oscars stecken in der Dauerkrise, aber auf dem roten Teppich ist alles, wie es sein soll: Glitzernd, mutig, teuer, schräg und - bei Natalie Portman - politisch.

Von Philipp Bovermann

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(Foto: REUTERS)

Er hat es wieder getan: Im vergangenen Jahr erschien Billy Porter in einem Outfit, das oben als Smoking begann und dann ab der Gürtellinie in ein schweres, schwarzes Kleid auslief. Diesmal entschied sich der - einem breiteren Publikum erst durch ebendiese Kleiderwahl bei den Oscars 2019 bekannt gewordene - Schauspieler und Sänger für ein lässiges Irgendwas zwischen dem Kleid vom vergangenen Jahr, Snoop Dogg, der Afrofuturismus-Legende Sun Ra ("Space is the Place") und seinem eigenen Outfit als Sonnengott bei der noblen Met Gala im Mai in New York City. Damals ließ er sich von sechs Männern mit nackten Oberkörpern über den roten Teppich tragen und sagte später, Kitsch sei ein negativ besetzter Begriff. Dabei sei er, "wenn er anständig gemacht ist, die höchste Form von Mode und Kunst." Wohl wahr!

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Das Kleid des Models Blac Chyna erinnert ein bisschen an das, was Billy Porter im vergangenen Jahr trug - und ist dem, was Männer laut Dresscode zu tragen haben, damit deutlich näher als das, was Billy Porter in diesem Jahr trägt.

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Mit Regisseur Spike Lee kommen wir dem good old Smoking allmählich näher, wobei er sich mit seinem Outfit zunächst einmal recht stark an sich selbst orientiert: Als Lee im vergangenen Jahr den Preis für das beste adaptierte Drehbuch gewann, trug er ebenfalls einen violetten Anzug. Ein entscheidendes Detail allerdings hat sich verändert: Damals hatte er als Accessoire zwei Schlagringe dabei, auf denen "Love" und "Hate" stand - ein Zitat aus seinem Film "Do the Right Thing", einem Klassiker des schwarzen, antirassistischen Kinos. Neben ihm steht seine Frau Tonya Lewis. Die Zahl 24 auf Lees Anzug ist eine Verbeugung vor dem kürzlich verstorbenen Basketballstar Kobe Bryant, es war seine Rückennummer.

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Wie siehst du denn aus? So good looking! Laura Dern freut sich offenbar über Billy Porter und was er da schon wieder alles an Gold am Körper trägt.

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Die Schauspielerin galt für ihre Rolle als knallharte Anwältin - und Kämpferin für Frauenrechte - in Noah Baumbachs "Marriage Story" als heiße Anwärterin für den Oscar als beste Nebendarstellerin. Ihr Kleid? Cool. Aber hat sie eventuell aus Versehen etwas, das eigentlich darunter gehört hätte, darüber angezogen? Egal. Denn später gewinnt sie die Trophäe.

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Steht dann halt auch mal da rum: Der Südkoreaner Bong Joon Ho im dunklen Anzug, der ... dunkel ist. Der Regisseur ist für seine gruselig skurrile Gesellschaftssatire "Parasites" in den Kategorien "Beste Regie" und "Bestes Originaldrehbuch" nominiert. Es geht darin um arme Leute, die sich heimlich bei reichen Leuten einschleichen und am Ende auf sie losgehen. Der Film galt quasi gesetzt als "Bester internationaler Film" - gewann dann aber überraschend in der Hauptkategorie "Bester Film"

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Julia Butters, zehn Jahre alt, ganz in Mädchenrosa. In dem Alter darf man das ja noch, dann ungefähr zwei Jahre nicht, dann kann man es wieder tragen, als ironische (oder ernstgemeinte!) Reverenz an die Kindheit, in der alles rosa war, sogar man selbst. In ihrer Handtasche hat sie ein Truthahnsandwich, denn "ich mag das Essen hier nicht". In Quentin Tarantinos "Once Upon a Time in Hollywood" spielt die Nachwuchsschauspielerin eine Western-Nachwuchsschauspielerin, die Leonardo DiCaprio vor einem Filmkulissen-Saloon erklärt, wie die Schauspielerei und das Leben so laufen.

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Billie Eilish ist mit 18 Jahren aus dem Rosa-Alter raus und schon mitten in der Chanel-Phase. Die kriegen junge Frauen, die völlig zu recht international gefeierte Superultra-Popstars werden, ja gern mal in diesem Alter.

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Billie Eilish soll später für die Verstorbenen im "In Memoriam"-Segment der Show auftreten. Mit einem Song, den "ich schon immer geliebt habe". Trommelwirbel.

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Der Regisseur Todd Phillips trägt Schwarz. Seine Frau Alexandra Kravetz: Schwarz.

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Die Schauspielerin Rooney Mara (hier bewundert von "Joker"-Darsteller Joaquin Phoenix): Schwarz, zumindest ein durchsichtiges kleines Bisschen davon.

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(Foto: AFP)

Man sieht sehr viel Schwarz dieses Jahr - irgendwas muss dran sein an dieser Farbe. Da war doch mal was, im Jahr 2018, als zahlreiche Stars ganz in Schwarz zu den Golden Globes erschienen, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Filmindustrie fest in Händen weißer Männer ist? Geändert hat sich daran seit damals wenig. Unter den zwanzig nominierten Schauspielern ist Cynthia Erivo - für ihre Hauptrolle in "Harriet" - die einzige Nichtweiße. Aber toll, dass die weißen Stars so schicke schwarze Outfits tragen. Passt ja bekanntlich zu allem. Auch zu Veranstaltungen, bei denen weiße Männer goldene Trophäen gewinnen.

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(Foto: AFP)

Natalie Portman trägt ein schwarzes Kleid, darüber einen schwarzen Umhang - mit einer Reihe von goldenen Stickereien auf dem Saum. Es sind die Namen von Regisseurinnen, die keine Nominierung für "Beste Regie" bekommen haben, etwa der von "Little Women"-Regisseurin Greta Gerwig. Bei den Golden Globes 2018 sagte sie, als sie die Kategorie "Beste Regie" ansagen durfte: "Und hier sind die durchgängig männlichen Nominierten."

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... und hier ist Brad Pitt, der meisterwartete Mann des Abends, weil: heißer Mann und heißer Kandidat für den Award als "Bester männlicher Nebendarsteller". Kurz darauf gewinnt er die Trophäe tatsächlich und sagt, er habe 45 Sekunden für seine Dankesrede. Das sei 45 Sekunden länger als der Senat John Bolton beim Impeachment-Verfahren gegeben habe. Dort wurde Bolton, der Trump wohl schwer belastet hätte, nicht gehört. Nun hängen alle an Brads Lippen. Hach, wie politisch er ist! Ein good guy! Im Hintergrund übrigens - damit das nicht gleich wieder in Vergessenheit gerät - besagte einzige nicht-weiße Nominierte: Cynthia Erivo.

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Hier nochmal in groß und mit Krallen. In "Harriet" spielt sie die Rolle der Sklavin Harriet Tubman, die erst in die Freiheit entkommt und dann anderen Afroamerikanern hilft, das Gleiche zu tun. Eine wahre Geschichte.

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Ebenfalls ganz in Weiß: Renée Zellweger, Favoritin für den Award als "Beste Hauptdarstellerin". Für solche Kleider hat die Academy ihren roten Teppich vor der Show nochmal ausbürsten lassen, damit er auch schön rot aussieht und sie so toll glitzernd über ihn hinwegschweben kann, der Trophäe als "Beste weibliche Hauptdarstellerin" entgegen, die sie später gewinnen wird.

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Ähnlich klassisch, aber mit einer eleganten Portion Jediritter-Robe: Das Kleid der Sängerin Janelle Monáe herzustellen dauerte 600 Stunden. Sie gingen hauptsächlich dafür drauf, das edle Stück aus dem Hause Ralph Lauren mit etwa 168 000 Swarovski-Kristallen zu besetzen. Das klingt nach echt viel, aber den Kölner Dom zu bauen dauerte 632 Jahre. Da hat hinterher auch keiner gemeckert.

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Und noch ein schönes Stück aus der Kategorie "Schatz im Silbersee". Scarlett Johansson wirkt so glücklich darin, dass sie sich an ihrem Verlobten Colin Jost festhalten muss, um nicht umzukippen.

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(Foto: AFP)

So, und jetzt genug Kleider geguckt. Eine PR-Beraterin zieht Braaad über den roten Teppich, weg von den Kameras, rein in den Saal. Auf in die Show!

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