Haben & Sein:Spätsommerfreuden

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Glitzert im Bierzelt, aber auch überall dort, wo kein Bier ausgeschenkt wird: die "wiesntaugliche" Kapselkollektion von Talbot Runhof. (Foto: Talbot Runhof)

Am Ende des Sommer steht drohend das große W vor der Tür. Nicht Winter, sondern Wiesn! Deshalb gibt es heute Stilnews für Freunde des gepflegten Volksfestes - und für alle, die trotzdem lieber daheim bleiben.

Von Max Scharnigg und Silke Wichert

To dirndl oder not to dirndl?

Kann ja sein, dass manche Frauen gar nicht im Dirndl aufs Oktoberfest gehen wollen. Weil das früher in München eben nicht zwingend gang und gäbe war. Oder weil man zwischendurch einfach mal Lust auf was anderes hat. Deshalb haben Talbot Runhof dieses Jahr keine reine Wiesn-Kollektion entworfen, sondern eine "wiesntaugliche" Capsule Collection. Oh doch, das ist ein Unterschied. Statt "Tracht Tracht" werden hier lediglich Trachtenelemente übernommen und mit Couture-Details (und sehr viel Talbot Runhof) verbunden. Konkret heißt das: glitzernde Röcke in Midilänge mit zart irisierenden Lagen, mehrfarbigen Tülls und Metallic-Voiles oder verziert mit leuchtend großflächig bunten Blüten aus Tausenden Pailletten.

So ein Rock wirbelt auf dem Biertisch auch ziemlich gut, er lässt sich aber genau so zu allen möglichen anderen Anlässen tragen. (Die Designer kombinieren ihn mit einem lila Samt-Body in Wickeloptik, der keinen minder aufregenden Ausschnitt macht.) Ebenfalls wiesntauglich: ein grüner Samtanzug, ein luxuriöser Kaschmir-Pulli in Avocado-Grün oder das traditionell bayerisch angehauchte Jackerl aus buntem "Konfetti-Pailletten-Tweed". Fotografiert und präsentiert wurde die Kollektion übrigens im radikal rustikalen Palaiskeller des Hotels Bayerischer Hof, den jeder unbedingt mal wieder besuchen sollte, sobald er nach der Wiesn wieder einigermaßen hergestellt ist, talbotrunhof.com.

Und wenn doch Dirndl: welche Farbe?

Angenommen, man möchte doch lieber im Dirndl auf die Wiesn gehen. Weil man als Zugereiste endlich auch mal so ein echt bayerisches, zünftig-sexy Bild von sich auf Instagram posten möchte. Ok, Trachtenangebote gibt es in der Stadt genug. Aber welche Farbe? Nicht die, die einem am besten steht (das registriert im Zelt irgendwann sowieso keiner mehr), sondern natürlich die, die auf Instagram am meisten Likes bekommt. Das lässt sich heutzutage ja alles auswerten, deshalb hat das der Foto- und Wandbilder-Anbieter posterXXL gleich mal gemacht. Ergebnis: Rosa Dirndl sind angeblich am beliebtesten (womöglich der 784. Barbie-Effekt), gefolgt von klassisch blauen Modellen. Weit abgeschlagen auf den hinteren Rängen: Braun und Gelb. Blusen und Ausschnitte wurden als Faktor nicht in die Berechnung miteinbezogen, was das Ergebnis womöglich ein bisschen verfälscht. Aber bis zum Oktoberfest 2024 findet sich bestimmt noch jemand, der das ein bisschen genauer untersucht.

Schöner streichen: Farbbeutel von Klint aus Stockholm. (Foto: Klint)

Tünche in Tüten

Auch wenn es schwer zu glauben ist: Demnächst geht das Leben erstmal wieder drinnen weiter. Herbst und Winter sind aber immerhin die Zeit, lang aufgeschobene DIY-Projekte weiter zu verfolgen oder Haus und Wohnung spontan zu verschönern - und das geht oft mit neuen Farben einher. Die schwedische Farbenfirma Klint (nicht zu verwechseln mit dem dänischen Leuchtenhersteller Le Klint) wurde vor drei Jahren in Stockholm mit dem Ziel gegründet, modernes Wohnen stilvoller und das Selberstreichen einfacher zu machen. Die 115 Wandfarben der Marke sind umweltfreundlich, vegan und mit dem EU-Umweltzeichen zertifiziert, vor allem aber ist die nordische Farbpalette auf die Bedürfnisse des urbanen Schönerwohnens abgestimmt. Bedeutet: Viele charismatische Grün- und Grautöne, die Namen tragen wie "Granny Smith" oder "Küstenwind", aber auch viele Rosa- oder zarte Gelbnoten (Geheimtipp "Huflattich") machen die Auswahl ziemlich schwer. Zumal Klint sein Sortiment auch noch um Möbellacke erweitert hat.

Also jetzt erst die Wand im Flur und dann die alte Kommode streichen oder umgekehrt? Wer sich nicht entscheiden kann, kann auch erstmal Testportionen ausprobieren, die man sich über den Online-Shop schicken lassen kann. Übrigens kommen die schwedischen Farben nicht in den üblichen Metalldosen, die anschließend halbvoll vertrocknen, sondern in gut verschließbaren Farbbeuteln, aus denen man immer die benötigte Menge in seine Farbwanne füllen kann.

Für die Bavarian Bar: der Wiesn-Gin von "The Duke". (Foto: The Duke)

Regional Schnapseln

Seit 15 Jahren gibt es den Münchner Gin "The Duke" - in dieser Zeit ist nicht nur die Flasche, sondern auch die ganze Artisanal-Gin-Kultur zum festen Bestandteil der Barszene geworden. Zum Oktoberfest kommt jetzt eine limitierte Edition des Munich Dry Gins in den Handel, die für die vielen Gin-Connaisseure, Mixologists und Wiesn-Fans ein gutes Souvenir abgeben dürfte. Auf dem stimmungsvollen Etikett, das die Künstlerin Carina Holtz gestaltet hat, wacht unter anderem die Bavaria mit einem Glas Gin Tonic in der Hand über die Festwiese und hat auch noch passende Botanicals im Haar - ist also eigentlich eine echte Bar-Varia. Als perfekten Wiesn-Drink empfiehlt die Destillerie, die mittlerweile in Aschheim bei München ein sehenswertes Headquarter unterhält, übrigens einen "Wiesn Mule" mit folgendem Rezept und origineller Garnitur:

4 cl Wiesn Gin

1 cl Schlehenlikör

1 cl Limettensaft

Ginger Beer

Garnitur: gesalzener Bierradi

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