Haben und Sein:Ferienlaune

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Die Natur mit der Energie der Stadt verbinden: Der Interior-Laden "Georges" in Paris. (Foto: Hersteller)

Blumenlampen aus Paris, spanisches Design in Mittelmeer-Farben und luftige Sandalen von Missoni: Die Stilnews der Woche.

Von Lucia Bramert, Anne Goebel, Kathrin Hollmer, Max Scharnigg und Silke Wichert

Vielleicht ist häufiges Umziehen und damit verbundenes neu Einrichten die beste Schule für Interior-Design. Die Eltern der Französin Mylène Niedzialkowski zogen mit der Familie jedenfalls ganze 15 Mal um, und während andere Kinder tanzten oder Fußball spielten, lernte Mylène schon als Kind mit Werkzeugen aller Art umzugehen, um das nächste Zuhause mitzugestalten. So oft, dass sie irgendwann der festen Überzeugung war: Mit meinen Händen kann ich so ziemlich alles schaffen, nichts ist unmöglich. Also gründete sie 2010 ihr eigenes Interior-Label Georges, das vor allem wegen seiner Lampen in Frankreich längst Kultstatus genießt. Bestseller ist die Hängeleuchte Pale, geformt aus sich überlappenden Blütenblättern, die Messing, Holz, Rattan oder Stoff kombinieren und an alte Deckenventilatoren erinnern. Mittlerweile gibt es sie in vielen verschiedenen Größen und Farben zu einem vergleichsweise günstigen Einstiegspreis von 225 Euro. Auch die Designphilosophie von Georges lässt sich hier gut ablesen: Niedzialkowski versucht stets, organische Formen und Materialien mit urbaner Architektur zu kombinieren. Jeder Entwurf soll die Natur mit der Energie der Stadt verbinden. Hergestellt werden alle Stücke per Hand in den eigenen Werkstätten in Méritein im Südwesten Frankreichs mit möglichst lokalen Ressourcen, etwa Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Mittlerweile bietet das Label auch Möbel, einige Kleidungsstücke und Einrichtungsaccessoires an. Darunter eine Mischung aus Perlenvorhang und Raumtrenner mit aus Holz gefertigten Ringen, die man sich dieser Tage sofort in sein hoffentlich luftiges Schlafzimmer hängen möchte ( georgesstore.fr).

Futurismus versus Tradition: Plateau-Sandale von Suicoke mit Missoni-Flammenmuster. (Foto: Hersteller)

Lanvin, Moncler, Dr. Martens und das dänischen Designlabel Hay: Die Liste der Marken, die bereits mit dem japanischen Kultschlappen-Label Suicoke kooperiert haben, ist lang. Das Label, das 2006 als anonymes Kunst- und Designkollektiv in Tokio gegründet wurde, ist für seine hochtechnologischen Plateau-Sandalen berühmt: Das Fußbett ist ergonomisch geformt und passt sich an den Träger an. Neuester Kooperationspartner ist das italienische Traditionslabel Missoni. Die Suicoke-Modelle "Depa" und die ikonische "Moto"-Schlappe mit ihren verstellbaren Klettverschlüssen werden in vier Varianten aufgelegt: Das klassische Missoni-Zickzack ziert Riemen, die Flammenmuster tauchen auf dem Fußbett auf (ab 260 Euro, missoni.com).

Solider Stahl, zarte Farbe: Rod von Lodes für Diesel. (Foto: Hersteller)

Modemarken, die eine eigene Interieur-Linie pflegen, gibt es mittlerweile viele, aber kaum eine hat ihre DNA so gut und erfolgreich in einen Einrichtungsstil übertragen wie Diesel mit seinen diversen Kooperationen. Auf dem Salone del Mobile stellte die Marke ihre neuesten Zuwächse aus dem Lichtbereich vor, darunter die kleine Akku-Tischleuchte "Rod", die mit dem italienischen Lichthaus Lodes entstanden ist. Rod ist mit ihrem rohen Stahlstab eine Referenz an Baustellenästhetik und Workwear, hat aber mit dem schmalen Schirm und den pastelligen Farbtönen auch eine zarte Seite. Das tragbare Licht passt als Geschmacksverstärker auf den Esstisch genauso wie als indirekte Lichtquelle auf Schreibtisch oder Terrasse. Auch die inneren Werte können sich sehen lassen: Die Leuchte lässt sich per Fingerstreich dimmen, der Akku hält mit einer Ladung bis zu acht Stunden bei voller Lichtleistung durch, bei halber Leistung sind es satte 48 Stunden - reicht also locker für ein ganzes Wochenende ( lodes.com).

Kühler Luftzug: Fächer von The Nice Fleet. (Foto: Hersteller)

Plastikventilatoren mit Batteriebetrieb? Oder kurzlebige Wegwerf-Papierfächer? Keine gute Idee, wenn die Politik gerade wieder über den Klimawandel debattiert. Aber da ist nun mal die schweißtreibende Hitze - und die lässt sich mit faltbaren Fächern von The Nice Fleet stilvoll und nachhaltig in Schach halten. Die handgefertigten und -bemalten Fächer der französischen Marke sind für langen Gebrauch konzipiert und als modische Ergänzung zu Sommer-Looks auch viel zu schade zum jährlichen Aussortieren. Die Modelle in edler Pfauenfeder-Optik mit Goldrand bestehen aus Leder, ebenso die verspielten Versionen in Gestalt tropischer Früchte von Ananas bis Banane. Schlichter und deutlich günstiger sind die Fächer aus Palmblättern - naturbelassen oder gefärbt - mit einem Griff aus Bambus (ab 19 Euro, aus Leder ab 119 Euro, de.thenicefleet.com).

Spanische Ikone: Der Gestalten-Verlag stellt in einem neuen Bildband den Designer Jaime Hayon vor. (Foto: Gestalten Verlag)

Der spanische Designer Jaime Hayon lässt sich nicht eindeutig zuordnen, aber Schubladendenken ist in der kreativen Szene ja auch nicht gefragt. Einerseits sind seine Arbeiten typisch mediterran, die Farben, die bemalten Keramiken, grafisch gemusterten Teppiche, das erinnert an südliches Licht und die Palette von Henri Matisse. Aber der 48-Jährige hat auch eine Neigung zu metallischen Oberflächen, zu Pomp, den er ironisch bricht, und bizarren Fantasiewesen. Die Bezeichnung "Mediterranean Digital Baroque", so der Name einer Installation, trifft diese Mischung ganz gut. Seine Heimatstadt Valencia, derzeit "World Design Capital 2022", widmet dem Spanier im Herbst eine Einzelausstellung - und der Gestalten-Verlag hat gerade den Bildband "Jaime Hayon" herausgebracht. Anhand seiner Entwürfe für Fritz Hansen oder Baccarat und der Konzeption von Restaurants und Hotels macht das Buch Hayons Herangehensweise deutlich - und erklärt, warum der "visionäre Designer" ( Time Magazine) mit seinem 2001 gegründeten Studio gerade so erfolgreich ist. Die Verbindung von kunsthandwerklicher Tradition mit gestalterischer Eleganz trifft offenbar einen Nerv: Improvisierte DIY-Ästhetik bekommt etwas Glamour verpasst, aber die Sehnsucht nach ursprünglichen Techniken ist geblieben (50 Euro, gestalten.com).

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