Haben & Sein:Schmeichelhaft

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Die kreative Eigenständigkeit soll gewahrt bleiben: Foscarini-Gründer Carlo Urbinati hat 90 Prozent der Münchner Lichtdesign-Marke Ingo Maurer übernommen. (Foto: Giuliano Koren)

COS wird knallig, Dua Lipa macht Rave-Outfits und gegärtnert wird jetzt elegant: Die Stilnews der Woche.

Von Lucia Bramert, Anne Goebel, Julia Rothhaas und Max Scharnigg

Eine Leuchte von Ingo Maurer hat wahrscheinlich jeder schon mal betrachtet, seine Designs bleiben im Gedächtnis: Die poetische Pendelleuchte "Zettel'z" etwa oder einer seiner spielerisch-originellen Entwürfe wie die ikonische Leuchte "Campari Light", bei der kleine Fläschchen mit Campari das Licht filtern. Mit seiner 1966 gegründeten Marke und seinen Lichtinstallationen, etwa in einigen Münchner U-Bahnhöfen, hat Maurer weltweit große Anerkennung gefunden. Nach seinem Tod im Oktober 2019 stellte sich die Interieur-Branche deshalb besorgt die Frage nach dem Fortbestand der Marke und der Produktionsstätte mitten in München. Vor einigen Wochen gab nun der italienische Leuchtenhersteller Foscarini bekannt, 90 Prozent der Anteile an Ingo Maurer erworben zu haben "Mit dieser Übernahme haben wir beschlossen, in die Einzigartigkeit der Marke Ingo Maurer zu investieren - einer Marke, die uns stets inspiriert hat und deren freien Ansatz und exzellente Produkte wir seit jeher bewundern", lässt sich Foscarini-Gründer Carlo Urbinati zitieren. Sortiment und kreative Eigenständigkeit sollen gewahrt bleiben, aber vom Vertriebsnetz des Unternehmens aus Venetien profitieren. Zehn Prozent der Anteile hält mit Sarah Utermöhlen weiterhin eine Tochter von Ingo Maurer ( ingo-maurer.com).

Vereint Tradition und Trends: Emmanuele Courrèges' Buch "Atemberaubende Mode aus Afrika". (Foto: Gerstenberg-Verlag)

"Swinging Africa": So heißt ein Modebuch über Designer und Stylisten, Fotografen und Models zwischen Kairo und Johannesburg, das vor einem Jahr in Frankreich erschien - der deutsche Titel " Atemberaubende Mode aus Afrika" lässt den Band ein wenig bieder erscheinen. Dabei ist er alles andere als das, umso wichtiger, dass der Gerstenberg-Verlag das Buch überhaupt in sein Programm aufgenommen hat. Afrika und Mode scheinen aus westlicher Sicht immer noch nicht viel miteinander zu tun zu haben, wenn man von schwarzen Models absieht oder Ausnahmefiguren wie Edward Enninful, dem ghanaischen Chefredakteur der britischen Vogue. "Swinging Africa" gibt einen Überblick über traditionelles Kunsthandwerk, politische (Kleider-)Botschaften, die kreative Szene eines ganzen Kontinents, was natürlich bedeutet, dass der Überblick lückenhaft ist, doch die Autorin Emmanuelle Courrèges hat eine kluge Auswahl getroffen. Es geht um die eleganten Kollektionen von Lukhanyo Mdingi, Spezialist für weich fallende Entwürfe und Lieblingsnewcomer auf der Pariser Modewoche, genauso wie um symbolträchtige Kente-Stoffe oder die Queer-Outfits auf dem Street-Art-Festival in Accra. Ein dicht mit Geschichten, Fotos, Informationen bepacktes Buch, für das man sich Zeit nehmen muss, um es nicht nur als dekorativen Bilderbogen zu konsumieren. Dass genau mit diesem Blick des Westens auf eine "authentische" Exotik Schluss sein sollte im 21. Jahrhundert, betont Tilila Oulhaj, marokkanisches Model, wenn sie erklärt, warum sie am liebsten für Labels aus ihrer Heimat arbeitet: "Wir fordern unsere Kultur schlicht und einfach zurück und repräsentieren sie selbst, für uns und für die Welt" (45 Euro, gerstenberg-verlag.de).

Inspiriert von der Rave-Kultur: die "Flutur Drop 2"-Kollektion von Dua Lipa und Puma Sportswear. (Foto: Hersteller)

Als "Trainspotting" 1996 in die Kinos kam, war Dua Lipa nicht mal ein Jahr alt - trotzdem wurde dieser Film einer ihrer Favoriten, so erzählt das die britische Sängerin knapp 26 Jahre später. Dort holte sie sich jetzt auch Inspiration für Teil zwei ihrer Kooperation mit Puma Sportswear: In der "Flutur Drop 2"-Kollektion taucht eine nostalgisch anmutende Trainingsjacke mit hochgestelltem Kragen auf, die so ähnlich einst Schauspieler Ewan McGregor als "Rent Boy" trug - allerdings nicht in der heutigen Bauchfrei-Variante in Pink, Lila, Karottengelb und mit Schmetterling, der an jedem Reißverschluss baumelt. Überhaupt hat sich Dua Lipa für Tops, Shorts, Maxi-Kleid und Minirock inspirieren lassen von der Rave-Kultur, einer Zeit, als sie noch im Sandkasten sprang statt im Club. Weil: "Die Mode damals war einfach so fun." ( puma.com)

Handschmeichler: Gartenschere im Leder-"Kleid" von"Chop chop Bloom. (Foto: Hersteller)

Urban Gardening ist seit Jahren im Trend, die neuen Selbstversorger und Gartenprojekte sorgen für immer mehr Grün in der Stadt. Klar, dass sich irgendwann auch jemand um hippe Hardware kümmert. Das Berliner Start-up Chop chop Bloom hat eine Gartenschere entwickelt, die Funktionalität und Ästhetik vereint. Gefertigt werden die Werkzeuge von einem traditionsreichen Familienbetrieb in Kiel, als Clou werden die Griffe mit weichem Leder ummantelt. Das Leder mit seiner schönen Patina macht die Premium-Schere (ab 99 Euro) zu einem echten Handschmeichler und Lieblingswerkzeug. Ihr kompaktes Format soll zudem perfekt auf die Bedürfnisse der Stadtgärtner zugeschnitten sein, die auf kleinem Raum gärtnern und die Schere in der Hosentasche tragen. Grüner Daumen hoch! ( chopchopbloom.com)

Knallige Prints statt Minimalismus: Kooperation von COS und Lea Colombo. (Foto: Hersteller)

Fotogramme sind Bilder, die ohne Kamera entstehen, sondern in der Dunkelkammer, durch direktes Licht auf den Film. Modefotografin und Künstlerin Lea Colombo nutzt solche Fotogramme für ihre Designs. Die Modemarke COS hat nun in Zusammenarbeit eine Kollektion mit ihren Prints herausgebracht: Das Ergebnis sind T-Shirts, weit geschnittene Hemden, Shorts, Wickelröcke und Maxikleider mit tropischen Blumenmotiven, abstrakten Formen und Konturen in leuchtendem Rot und knalligem Gelb. So viel Farbe mag ungewöhnlich sein für das sonst so minimalistische Label, macht aber definitiv gute Laune. Die Aufnahmen sind in Colombos Heimat Kapstadt entstanden. Zur Damen- und Herrenkollektion gehören auch Accessoires wie ein bedruckter Pareo, eine Basecap sowie Bademode (T-Shirt ab 35 Euro, cos.com).

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