Kolumne: Gewusst, wie:Wie man den Garten am besten winterfest macht

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Ein Rotkehlchen trotzt den eisigen Temperaturen. Eigentlich hätte es am Waldrand ein gutes Leben. (Foto: Imago/imagebroker)

Nur die Harten kommen in den Garten? Was der Spruch wirklich bedeutet, weiß man erst dem ersten Schneefall.

Von Joachim Becker

Man hätte es wissen müssen. In den Tagen vor dem Blizzard herrschte helle Aufregung rund ums Vogelhaus. So schnell ließen sich die Futterbestände kaum nachfüllen, wie sich Meisen, Kleiber und Specht darum stritten. Was war denn bloß los? Die Piepmätze haben am Waldrand doch das schönste Leben. Neben dem Catering-Service im Garten gibt es reichlich Bucheckern. Und dem lieblichen Herbst mit den reich blühenden Rosen sollte ein milder Winter folgen, so die Prognose des Wetterdienstes.

Was dann kam, würde eine seitenlange Schadensmeldung füllen. Aber welche Elementarschaden-Versicherung gibt es für Rosen, Flieder und Ziergartengrün ganz allgemein? Wie viel Schmerzensgeld ist Schneebruch in einer alten Baumkrone wert? Und welchen Unfallgegner kann man belangen, wenn die fünf Meter hohen Zypressen schräg stehen wie Laternenpfähle nach einem Auffahrunfall?

Dass der haushohe Bambus platt auf dem Boden liegt, ist wieder eine von seinen Clownseinlagen. Was kann man von einer Wanderdüne mit Rhizom-Bewegungen anderes erwarten, die festes Buschwerk nur vortäuscht, botanisch aber zu den Süßgräsern gehört? Immerhin ist der Sichtschutz ganzjährig grün und wird sich mit neuen Trieben schneller berappeln als die zerfledderten Kiefern mit ihren alten, ausladenden Ästen.

So viel Schnee innerhalb von 24 Stunden gab es jedenfalls seit 60 Jahren nicht mehr. Aber wer sagt denn, dass weitere 60 Jahre bis zum nächsten Flocken-Desaster vergehen? Mit Starkwind, Dürre oder Dauerregen hatte sich die Gärtnerseele arrangiert: Alles irgendwie öko - und spektakulär ist so ein Naturschauspiel auch. Doch die bisherigen Wetterextreme waren wohl nur eine Seite der Klimamedaille.

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Den Garten wirklich winterfest zu machen, ist etwas anderes. Man kennt das aus den Bergen, wo 50 Zentimeter Neuschnee nichts Ungewöhnliches sind. Was haben wir in hochalpinen Dörfern über die dicken Holzstempen gegrinst, mit denen jeder Busch im Herbst umbaut wird. Bisschen übertrieben, oder? Das denkt man genau so lange, bis man einen halben Tag lang nassen Schnee von der Dachterrasse geschaufelt und damit Bambus & Co. erwischt hat.

Und dann kam der Winter. Aber welche Elementarschaden-Versicherung gibt es für Rosen, Flieder und Ziergartengrün ganz allgemein? (Foto: Rolf Poss/Imago)

Ein glücklicher Zufall wollte es, dass die Zistrosen rechtzeitig wie ein Münchner Sandsteinbrunnen mit Holz eingerahmt wurden. Nach der Schneewalze wäre es zu spät gewesen. Auch deshalb, weil es die Strohmatten, die sich nicht nur als Abdeckung, sondern auch als Schürzchen für die Hochstammrosen eignen, nicht mehr zu kaufen gab: Vergriffen wie Brennholz und Streusalz auch. Eher zufällig waren die Rosen und einige Bäumchen grob zurückgeschnitten worden. Hätte ja alles noch Zeit gehabt, bis Anfang des neuen Jahres der richtige Schnee kommt - meistens wenigstens.

Für Lavendel, Salbei und andere Südkräuter war die Flockenlawine vielleicht gar nicht so schlecht. Die dicke Daunenschicht hat das plötzliche Schockfrosten bei minus 13 Grad abgemildert. Was unter der Schneelast noch übrig ist, wird allerdings erst das nächste Frühjahr zeigen. Bis dahin bleibt Zeit, lange Zaunpfähle zu Dreifüßen für die Büsche zusammenzubasteln und die hohen Gräser wirklich fest einzubinden oder zu einer Igelfrisur zu schneiden. Wenn im nächsten November wieder die Rosen blühen und die Sonne scheint, sieht das alles zum Grinsen aus. Aber das ist schließlich das kleinste Problem.

Der Autor hatte eigentlich gar keine Zeit, diese Kolumne zu schreiben: Er wurde (wie alle anderen) vom Frühling überrascht. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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