Haben & Sein:Wenn auf Capri...

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Charmantes Retro-Juwel mit 50 Zimmern: das Hotel La Palma auf Capri. (Foto: Hotel La Palma)

Ein Hotelklassiker eröffnet neu, eine Designerin verlässt Chloé, ein Film über William Fan und eine neue Verjüngungs-Creme setzt auf königliche Zutaten - die Stilnews der Woche.

Von Tanja Rest, Max Scharnigg und Silke Wichert

Dolce Vita

Der Postkartenklassiker Capri erlebt seit einiger Zeit ein echtes Comeback und lockt mit einigen neuen Adressen. Spannendste Eröffnung auf der Insel ist dieses Jahr sicherlich das aus dem Dornröschenschlaf erweckte Hotel La Palma. Capris ältestes Hotel, ursprünglich erbaut im Jahr 1822, wurde jetzt von der Oetker Collection als charmantes Retro-Juwel mit 50 Zimmern und Suiten wiederbelebt. Federführend bei der zweijährigen Renovierung war Innenarchitekt Francis Sultana, der viel italienisches Handwerk und lokale Künstler ins Haus holte und es mit ihnen in einen sehenswert mondänen Rückzugsort verwandelte. Besonders elegant - der Pool und der eigene Beach Club des Hotels, mit seinem neu erschaffenen Pooldeck und Spa, die bald zu Lieblingsmotiven auf Instagram mutieren dürften. Nur wenige Meter von der berühmten Piazzetta in Capri entfernt, wohnt man im Hotel La Palma sozusagen im Herzen der Insel und zelebriert mediterrane Sommerfrische an dem Ort, an dem sie vor zweihundert Jahren erfunden wurde.

Der Abgang

Kurze Regentschaft: Gabriela Hearst beim Finale der Chloé-Show für Herbst 2023. (Foto: Michel Euler/AP)

...und dann war es auch wieder vorbei, und zurück blieb die Frage: Sind drei Jahre an der Kreativspitze eines französischen Couturehauses eine ordentliche Leistung - genug, um eine bleibende Erinnerung zu hinterlassen? Oder doch von eher gasförmiger Flüchtigkeit? Die amerikanisch-uruguayische Designerin Gabriela Hearst jedenfalls wird Chloé nach drei Jahren schon wieder verlassen, so hat es das Haus vergangene Woche mitgeteilt. Wie bei solchen Anlässen üblich, kam das Statement mit einer blumigen Girlande an Komplimenten daher. Hearst habe eine "großartige Energie und eine dynamische kreative Vision entfaltet", stand da zu lesen, sie habe die Maison "auf dem Weg in eine verantwortungsbewusstere Zukunft" auf entscheidende Weise unterstützt. Warum man so eine Granate einfach ziehen lässt - oder sie sogar zur Tür hinausbefördert, denn so ganz klar ist das ja nicht?

Nun, Hearsts Kollektionen für Chloé waren zwar oft gut, mitunter sogar sehr, aber sie waren letzten Endes nicht Chloé. Zu tough, zu kernig (wie die wunderbare Gabriela selbst, die auf einer Farm in Uruguay aufgewachsen ist und reitet wie der Teufel), mit enormem ökologischen Sendungsbewusstsein und dabei, leider, etwas verkopft. Das Chloé-Girl mag es dann doch ein bisschen leichter, rüschiger, verspielter und kaufte darum lieber anderswo ein. Gabriela Hearst kann sich nun bald wieder ganz ihrem eigenen Label zuwenden, vorher zeigt sie bei der Pariser Fashion Week im Herbst noch ihre Abschluss-Kollektion. Von ihrem Look wird ziemlich sicher nicht viel bleiben. Die Rundumsanierung an Nachhaltigkeit, die sie Chloé verpasst hat, steht aber hoffentlich nicht zur Disposition.

Königlich cremen

Die Kakteenart "Königin der Nacht" liefert einen der Inhaltsstoffe für die neue Clarins-Serie "Precious". (Foto: Clarins)

Trotz Inflation und Krise: Das Segment der Luxuskosmetik entwickelt sich vielfältig weiter. Jetzt hat Clarins einen spektakulären Zuwachs am oberen Ende seines Sortiments vermeldet. Mit der "Precious"-Serie lanciert die französische Marke eine Pflegelinie, deren exotischster Inhaltsstoff von der "Königin der Nacht" extrahiert wurde, jener Kakteenart, die dafür bekannt ist, ihre Blüte nur eine Nacht pro Jahr zu tragen. Dass die Pflanze einige medizinisch wirksame Inhaltsstoffe hat, ist schon länger bekannt, die Ethnobotaniker von Clarins vermuten nun vor allem einen Wirkstoff gefunden und isoliert zu haben, der das Foxo-Protein in der Haut stimulieren und damit ihre Widerstandskraft gegen Alterung stärken kann. Darüber hinaus sind in der Gesichtscreme "La Crème" unter anderem Wirkstoffe von Acerola, Seidenakazie und Goethe-Pflanze enthalten. Alles zusammen soll eine hocheffektive Verjüngungskur ergeben und der Preis von 360 Euro die Ausnahmequalität dieser neuen Creme unterstreichen. Eine Augenlotion ist in der Serie ebenfalls bereits erhältlich, weitere Spezialanwendungen sollen folgen.

William der Große

Fan-Moment: Szene aus der ARD-Dokumentation über den erfolgreichen deutschen Designer. (Foto: Filmakademie Baden-Württemberg/Lisa Jilg)

Die Modeschauen von William Fan gehören seit Jahren zu den Highlights der (zugegebenermaßen an echten Höhepunkten nicht platzenden) Berliner Fashion Week. Warum? Davon kann sich jetzt jeder in der dieser Woche erschienenen ARD-Doku "In Between" ein Bild machen. Ein 60-minütiges Portrait, das den 36-Jährigen ein Jahr lang begleitet, etwa bei den Vorbereitungen zu seinen Schauen, beim Besuch einer seiner Produktionsstätten im Veneto oder beim Verkaufsgespräch der neuesten Kollektion. Man lernt auch seine Familie kennen, die aus Hongkong nach Hannover auswanderte und dort ein chinesisches Restaurant eröffnete. Die Kamera fängt dabei nicht nur viel von den üblichen Reizen der Modewelt ein - tolle Stoffe, hübsche Models, interessant gekleidetes Publikum - sie gibt vor allem viele persönliche Einblicke in das Leben eines der interessantesten deutschen Designer unserer Zeit. Fan setzt oft auf genderneutrale Kleidung und lässt in seinen Entwürfen immer wieder seinen kulturellen Background einfließen. Mit seiner klaren Handschrift überzeugt er aber nicht nur die Branche - vor allem gehört er zu den wenigen jungen Designern, die mit treuen "Fan-Fans" jeder Altersgruppe ein gut laufendes Business aufgebaut haben. Neben ihm selbst kommen in der Dokumentation auch Wegbegleiter und Experten wie die ehemalige Chefredakteurin der Vogue Christiane Arp zu Wort. Produziert wurde der Film von der Filmakademie Baden-Württemberg, Regie führte Kim Hess ( ardmediathek.de).

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