Wolfgang Niersbach im Profil:Karrierist und Mannschaftsspieler

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Pressesprecher, Mediendirektor und schließlich Präsident des Deutschen Fußball-Bundes: Wolfgang Niersbach hat definitiv Karriere gemacht. Der Rheinländer hat während seines Aufstiegs nie den Kontakt zur Basis verloren - und konnte sich auf einen berühmten Fürsprecher verlassen.

Jörg Marwedel

Ob es wirklich nicht seine "Lebensplanung" war, einmal an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu stehen, darf zumindest bezweifelt werden. Wolfgang Niersbach, 61, der im Oktober kommenden Jahres als Nachfolger des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger eines der wichtigsten sport- politischen Ämter übernehmen soll, hat das am Mittwoch aber behauptet - nach einem Treffen des DFB-Präsidiums mit den Vorsitzenden der Regional- und Landesverbänden in Frankfurt am Main.

Dabei hat beim DFB keiner einen besseren Karriereplan hinbekommen als Niersbach. Der ehemalige Journalist beim Sportinformationsdienst (sid), der 15 Jahre lang über Fußball und Eishockey schrieb, von Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen berichtete, war schon immer gern auch auf der Seite, über die er eigentlich nur schreiben sollte. Nebenbei publizierte er ein PR-Buch über den Eishockeyklub DEG ("Eishockey-Faszination Düsseldorf"). Elf Jahre lang verantwortete er die Stadionzeitung seines Heimat-Fußballvereins Fortuna Düsseldorf. 1988 wechselte er dann komplett die Seiten: als Pressesprecher des DFB.

Davon abgesehen, dass der derzeitige DFB-Generalsekretär eine Parallele zu einem seiner Vorgänger aufwies - auch Wilfried Gerhardt begann als Redakteur beim sid - wurde er alsbald ein guter Freund des damaligen Teamchefs Franz Beckenbauer. Niersbach war "Mediendirektor", als die Beckenbauer-Auswahl 1990 in Italien Weltmeister wurde. Auch weitere berufliche Stationen bestritten die beiden gemeinsam: Hinter Beckenbauer wurde Niersbach Vizepräsident des Organisationskomitees für die WM 2006 in Deutschland. 2007 stieg er zum DFB-Generalsekretär auf.

Am Wochenende, als herauskam, dass sich Theo Zwanziger am liebsten den früheren IBM-Manager und Präsidenten des VfB Stuttgart, Erwin Staudt, als Nachfolger wünschte, sprang Beckenbauer wieder zu Hilfe: Indem er Niersbach als den besten Präsidentschafts-Kandidaten pries.

Und da Niersbach offenbar nicht nur Beckenbauer hinter sich wusste, sondern über die Jahre des Aufstiegs auch den Kontakt zur Basis nicht verloren hatte, war für die fünf Regionalverbände des DFB die Sache ebenfalls schnell klar. Es sollte bitte Niersbach werden, der gewiefte Taktiker, der sich lange aus allen Nachfolge-Debatte herausgehalten hatte - einer der ihren und niemand von außen.

Als Zwanziger das spürte, schwenkte auch er wieder auf Niersbach um. Er hob hervor, wie "freundschaftlich und eng" er zwanzig Jahre lang mit dem zuweilen recht humorvollen Rheinländer gearbeitet habe. Niersbach, der sich als "Mannschaftsspieler" bezeichnet, aber auch ziemlich genau weiß, wer ihm nützen kann, wurde erst vor zwei Monaten für sein "Wirken für den Fußball" von Bundespräsident Christian Wulff geehrt.

Der verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande - weil Niersbach entscheidend dazu beigetragen habe, das Bild von Deutschland und den Deutschen im Ausland nachhaltig auch über die WM 2006 hinaus positiv zu prägen. Theo Zwanziger hatte diese Auszeichnung schon im Juni 2005 bekommen.

© SZ vom 08.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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