Volleyball:Mann mit Bauchtasche: Moculescu gelassen im Titelkampf

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Friedrichshafen (dpa) - Die Hände von Stelian Moculescu stecken lässig in seinen Hosentaschen. Um seine Hüfte hat der Coach des Volleyball-Bundesligisten VfB Friedrichshafen eine Bauchtasche gehängt, in der er Schlüssel und Geldbeutel aufbewahrt.

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Friedrichshafen (dpa) - Die Hände von Stelian Moculescu stecken lässig in seinen Hosentaschen. Um seine Hüfte hat der Coach des Volleyball-Bundesligisten VfB Friedrichshafen eine Bauchtasche gehängt, in der er Schlüssel und Geldbeutel aufbewahrt.

Mit der Erfahrung aus fast 40 Jahren als Profitrainer wirkt Moculescu an der Seitenlinie erstaunlich gelöst. Dabei geht es für den sonst auch äußerlich so leidenschaftlichen 63-Jährigen in der Finalserie gegen die Berlin Volleys nach einer titellosen Saison um nicht weniger als die Wiederherstellung der Kräfteverhältnisse im deutschen Volleyball.

„Jetzt fahren wir da hin und spielen wieder. Wenn wir nicht an einen Sieg glauben würden, könnten wir die Meisterschale ja gleich herschenken“, sagte Moculescu vor dem dritten Duell am Samstag in der Hauptstadt. „Die bisherigen Finalspiele waren wie eine Begegnung zwischen zwei Schwergewichtsboxern, bei der es in der Mitte des Rings zu einem offenen Schlagabtausch kommt“, sagte Volleys-Trainer Mark Lebedew nach dem Ausgleich der Playoffserie.

Der Rekordmeister vom Bodensee und der Emporkömmling aus der Hauptstadt schenken sich nichts. Da verblüfft es fast ein bisschen, dass gerade Moculescu, früher ein Sinnbild für Streitlust und fast bedingungslose Konsequenz, an der Seitenlinie so entspannt wirkt. Am Ziel Meisterschaft rüttelt bei den Friedrichshafenern aber natürlich niemand. Auch Kapitän Max Günthör nicht, der sich im Lauf der Jahre erst an Moculescu gewöhnen musste. „Auch ich hatte meine schweren Zeiten mit ihm“, räumte der 28 Jahre alte Mittelblocker ein. „Ich war früher ein ziemlicher Heißsporn, aber wir sind beide älter geworden. Jetzt verstehen wir uns sehr gut.“ Moculescu wisse einfach „sehr viel und kann viel beibringen. Er ist immer noch voll dabei.“

Moculescu ist ein Unikum, seine Vita jede Menge Anekdoten wert. Nur mit dem Nötigsten im Gepäck verließ er am frühen Morgen des 11. September 1972 das Olympische Dorf in München. Handtuch, Socken, Rasierzeug - viel mehr passte nicht in seine Sporttasche. Kurz zuvor hatte er noch als Spieler mit Rumäniens Volleyballern Platz fünf bei dem Großereignis erreicht. Aber an diesem Morgen reichte es Moculescu, er setzte sich ab. Der Alltag im sozialistischen Rumänien machte ihm immer mehr zu schaffen. „Du durftest dich politisch nicht falsch äußern“, sagte der in Kronstadt geborene Kultcoach.

Wenn später Bayern zu seiner zweiten Heimat wurde, dann hat sich der VfB zu so etwas wie dem Lebenswerk Moculescus entwickelt. „Mir hat es Spaß gemacht, hier etwas aufzubauen“, erzählte er. Seit 1997 coacht er am Bodensee, in dieser Zeit führte er den Verein in die Elite und holte bis dato zwölf Meistertitel. 2007 gelang dem früheren Bundestrainer sogar das historische Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. In der vergangenen Saison holten die Friedrichshafener jedoch erstmals nach 15 Jahren keinen Titel.

Nach zwei Meisterschaften in Serie für die Berliner soll nun endlich wieder in der schmucken ZF Arena gefeiert werden. „Zum Glück gibt es diese Rivalität zwischen beiden Clubs“, sagte Moculescu, der beim VfB noch einen Vertrag bis 2015 hat. „Das macht doch den Volleyballsport attraktiv.“ Die Duelle mit Friedrichshafen machen auch für Lebedew einen ganz besonderen Reiz aus. „Der VfB ist seit mindestens 15 Jahren einer der erfolgreichsten Vereine in ganz Europa“, sagte der Australier. „Wir haben glücklicherweise zwei Meisterschaften gewonnen, aber an der Geschichte ändert das noch nichts.“

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